Kapitel 54

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Der Krankenhausflur war in kaltes, steriles Licht getaucht, und jeder Schritt hallte wider. Meine Hand lag fest in der von Leano, der neben mir ging. Ich konnte seine Anspannung spüren, und mein Herz schlug schneller. Wir waren auf dem Weg, seine Schwester Isalie zu besuchen. Ich würde sie heute das erste Mal kennenlernen, seitdem sie erwacht war.

Sie war vor kurzem aus einem monatelangen Koma erwacht, und heute würde ich sie zum ersten Mal treffen. Ich war bereits aufgeregt. Die Nacht über bekam ich kein Auge zu. Was wenn sie mich nicht mögen würde.

Wir blieben vor ihrer Tür stehen und Leano hielt inne. Er war bereits mit Adelia heute schon hier gewesen. Isalie wollte unbedingt ihre Tochter wiedersehen. Adelia kam freudestrahlend zurück nach Hause, als die beiden durch die Tür kamen. Leano atmete einmal tief durch und bemerkte das leichte Zittern seiner Hand. Er wirkte nervös.

„Alles wird gut", flüsterte ich, mehr zu mir selbst als zu ihm. Ich wusste, wie sehr Leano seine Schwester liebte. Die Geschichten, die er über sie erzählte, zeichneten das Bild einer lebhaften, starken jungen Frau, die trotz ihrer eigenen Herausforderungen immer für andere da war. Es war schwer vorstellbar, wie es für sie sein musste, aus einem so langen Schlaf aufzuwachen und die Welt um sich herum neu zu entdecken.

Er drückte meine Hand, welche noch immer in seiner lag und sah mich an. „Danke, dass du heute mitgekommen bist", sagte er leise.

Ich lächelte ihn an, versuchte, ihm Mut zu geben. „Ich freue mich darauf, sie kennenzulernen, Leano."

Er nickte und öffnete die Tür. Das Zimmer war hell erleuchtet, Sonnenstrahlen fielen durch die großen Fenster und tauchten alles in ein warmes, goldenes Licht. Isalie lag im Bett, umgeben von Blumen und Karten, die Freunde und Familie geschickt hatten. Sie wirkte zerbrechlich, doch ihre Augen strahlten, als sie Leano sah.

„Leano!" Ihre Stimme war schwach, aber voller Freude.

Leano ging schnell zu ihr, beugte sich über das Bett und umarmte sie vorsichtig. „Ich habe dich vermisst, Isa", sagte er, seine Stimme voller Emotionen. Die beiden hatten sich zwar vor wenigen Stunden gesehen, aber ich war mir sicher, nachdem sie im Koma lag wollte er nicht mehr ohne sie sein. Keine einzige Sekunde mehr.

„Ich habe dich auch vermisst", antwortete sie leise und sah dann zu mir hinüber. „Und das muss Milena sein."

Ich trat näher, meine Nervosität verschwand bei ihrem warmen Lächeln. „Hallo, Isalie. Es ist schön, dich endlich kennenzulernen. Leano hat mir so viel von dir erzählt."

Isalie streckte mir die Hand entgegen, und ich nahm sie sanft. Ihre Haut fühlte sich weich und zerbrechlich an, aber ihr Griff war überraschend fest. „Es ist schön, dich zu treffen, Milena. Ich habe mich darauf gefreut, seitdem Leano so von dir geschwärmt hat."

Ich setzte mich auf den Stuhl neben ihrem Bett und hielt ihre Hand fest. „Wie fühlst du dich heute?"

„Besser", antwortete Isalie. „Jeden Tag ein bisschen stärker. Es ist ein langer Weg, aber ich komme voran."

Ich nickte und lächelte. „Du bist unglaublich stark. Es muss schwer sein, aber du machst das großartig."

Isalie lachte leise. „Ich glaube, ich hatte einfach Glück. Aber danke. Es ist schön, dich hier zu haben." Sie machte eine kurze Pause und ihr Blick senkte sich, ehe sie fortfuhr. "Und danke, dass du für Adelia da warst. Ich kann dir dafür nicht genug danken. Du warst ihr ein Licht in der Dunkelheit." Sie hob ihren Blick erneut und sah mich mit einem Lächeln an, während sie meine Hand drückte.

Leano setzte sich auf den Rand des Bettes und beobachtete uns mit einem liebevollen Blick. "Sie ist unfassbar liebevoll im Umgang mit Kindern, als wären sie ihre eigenen."

„Das glaube ich gern", antwortete Isalie und lächelte mich an. „Erzähl mir etwas über dich, Milena. Wie habt ihr euch kennengelernt? Leano hat mir zwar ein paar Details ertählt, aber ich möchte es von dir hören."

Ich begann, die Geschichte zu erzählen, wie Leano und ich uns zum ersten Mal getroffen hatten. Als ich Adelia kennenlernte, er mir den Kaffee bezahlte und mich anschließend auf ein Date einlied. Meine Kündigung ließ ich in meiner Erzählung aus. Es schmerzte immer noch, meine Traumstelle verloren zu haben, auch wenn ich jetzt etwas besseres gefunden hätte. Leano und ich hatten sofort eine Verbindung gespürt, und seitdem waren wir unzertrennlich. Während ich sprach, sah ich, wie Isalie aufmerksam zuhörte, ihre Augen glänzten vor Interesse und Freude.

„Das ist so schön", sagte Isalie, als ich fertig war. „Ich freue mich so sehr für euch beide. Ihr passt perfekt zusammen."

„Danke, Isalie", sagte ich, gerührt von ihrer Herzlichkeit. „Es bedeutet mir viel, dass du das sagst."

Die Stunden vergingen schnell, während wir uns weiter unterhielten. Isalie erzählte Geschichten aus ihrer Kindheit, und ich hörte aufmerksam zu, lachte an den richtigen Stellen und teilte meine eigenen Erlebnisse. Es war, als ob wir uns schon ewig kennen würden, eine Harmonie, die sich wie ein warmes Band um uns alle legte.

„Weißt du", sagte Isalie plötzlich, „ich habe oft geträumt, während ich im Koma lag. Ich kann mich an die meisten Träume nicht erinnern, aber einer ist mir besonders im Gedächtnis geblieben. Es war ein wunderschöner Ort, voller Licht und Wärme. Und da war jemand bei mir, jemand, der mir gesagt hat, dass alles gut wird. Dass ich kämpfen soll, um zurückzukommen. Ich glaube, das warst du, Leano."

Ich spürte, wie sich Leanos Augen mit Tränen füllten. Ich drückte seine Hand sanft. Er wirkte wie ausgewechselt, seitdem seine Schwester erwacht war. Er war nicht mehr der kühle Anführer, sondern jetzt zeigte er vielmehr seine liebevolle Seite.

Leano nickte. „Wir sind hier für dich, Isa. Immer."

Ich fühlte mich angenommen und geliebt, nicht nur von Leano, sondern auch von seiner Schwester. Vergessen war die Nervosität, welche mich vorher einnahm.

„Milena", sagte Isalie nach einer Weile, „du bist genau die Person, die ich mir für meinen Bruder gewünscht habe. Du strahlst so viel Liebe und Kraft aus. Ich kann sehen, wie glücklich du ihn machst."

Ich errötete leicht und lächelte. „Danke, Isalie. Das bedeutet mir sehr viel. Leano ist ein wunderbarer Mensch, und ich bin so glücklich, ihn an meiner Seite zu haben."

Leano, der diese Worte hörte, konnte seine Tränen nicht mehr zurückhalten. „Danke, Isa. Deine Worte bedeuten mir alles."

Isalie lächelte ihn an, ihre Augen strahlten vor Freude. „Wir sind eine Familie, Leano. Und jetzt gehört Milena auch dazu."

Die Sonne begann unterzugehen und warf lange Schatten in das Zimmer. Leano und ich bereiteten uns darauf vor, zu gehen, aber Isalie hielt meine Hand noch einen Moment länger. „Versprich mir, dass du weiterhin auf Adelia achten wirst. Solange wie sie mich hier einsperren."

„Das verspreche ich", sagte ich fest. „Ich werde für Adelia sorgen, solange wie du dich erholst."

Als Leano und ich das Krankenhaus verließen, fühlte ich mich erleichtert und erfüllt. Die Nervosität, die ich anfangs gespürt hatte, war verschwunden. Ich wusste, dass ich einen besonderen Moment mit Isalie geteilt hatte, und das war unbezahlbar.

„Sie ist eine liebevolle Person", sagte ich zu Leano, als wir das Gebäude verließen. „Deine Schwester ist wundervoll."

„Das ist sie", stimmte Leano zu. „Und du bist auch wundervoll, Milena. Danke, dass du an meiner Seite stehst."

Ich lächelte und nahm seine Hand. „Es ist mir eine Ehre, die Freundin eines unfassbar gutaussehenden Mannes zu sein."

Leano küsste mich leidenschaftlich auf den Mund. In diesem Moment wusste ich, dass wir gemeinsam alles bewältigen könnten. Mit Liebe, Hoffnung und gegenseitiger Unterstützung würden wir die Herausforderungen des Lebens meistern. Und ich würde weiterhin an der Seite dieser wundervollen Familie stehen, bereit, jeden Schritt mit ihnen zu gehen. Serafino wird bald keine Bedrohung mehr sein und gemeinsam werden wir gegen ihn ankämpfen.

⭐️⭐️⭐️

Ob Isalie und Milena Freundinnen werden? 🥹

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