Kapitel 32

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~ Leano Salvani ~

Milena hatte mich danach gefragt, was in der Villa geschehen war. Ich wusste, irgendwann musste ich ihr auf diese Frage antworten. Sie sollte von Serafino erfahren, sie sollte wissen, welche Stellung ich in Neapel hatte. Ich wollte ihr alles erzählen. Es blieb keine Zeit mehr, dass ganze zu vertuschen. Serafino hatte sich ihr gezeigt. Die Villa wurde angegriffen. Natürlich hatte sie Fragen.

Doch ich konnte nicht, noch nicht. Die Sorge über Emilios Zustand schien mich zu zerstören. Die Sorge über Adelia. Einer meiner treuesten Männer, Romeo, hatte sie an der Außenmauer gefunden und in mein anderes Anwesen gebracht. Dieses war niemanden bekannt und diente eher als Ruhepol, jetzt sollte es als Wohnort herhalten. Ich hatte Adelia seit dem Vorfall nicht mehr gesehen und wusste nicht, wie es ihr ging. Dazu Emilio im OP, der mein bester Freund war. Ich konnte ihm alles erzählen, er hat jeden Job für mich ausgeführt. Der Gedanke daran, dass er an einer billigen Schusswunde sterben würde, machte mich wütend.

Wütend auf den Bastard. Wütend, dass ich es nicht war, den die Kugel getroffen hat.

In meinen Gedanken vertieft, überlegte ich noch einige Zeit. Bis ich plötzlich etwas Hartes, Schweres auf meiner Schulter spürte. Ich drehte meinen Kopf und sah auf die wunderschönen braunen Haare von Milena. Mir kam nun auch der Geruch ihres Shampoos entgegen und es roch süßlich. Sie hatte ihren Kopf auf meine Schulter gelegt oder er war dahin gerutscht. Ich achtete auf ihre leisen tiefen Atemzüge. Sie schlief.

Kein Wunder nach diesem ereignisreichen Tag, mittlerweile war es tiefstschwarze Nacht. Sie musste den ganzen Tag diesen Alptraum durchleben.

Ich merkte wie erneut Wut in mir aufstieg, sie richtetete sich gegen Serafino. Er wollte meiner kleinen Blume etwas antun.

Blume ...

Bereits als ich sie das erste Mal sah, musste ich an die Schönheit dieser denken. Ihre Wangen so rosa, wie Kirschblüten, erinnerten mich sofort an die Kirschbäume, welche meine Mutter immer im Garten pflanzte.

Sie waren etwas Besonderes. Nach ihrem tot ließ ich alle Bäume im Garten fällen. Ich ertrage den Anblick nicht, doch sobald ich Milena ansehe, entdecke ich immer wieder diese verblüffende Schönheit dieser Bäume. Sie war so vollkommen und deswegen würde sie meine Blume sein. Ich würde sie zum Wachsen bringen und nur ich wäre der Grund, wenn sie irgendwann verwelkt. Ich und nur ich. Kein anderer wird je in diese Ehre kommen. Sie war von Anfang an mein und ich würde sie nicht mehr gehen lassen, nur wusste sie davon noch nichts. Noch, schon bald wird sie erfahren, wie sehr sie mich unter Kontrolle hat.

Ich versuchte, mich so wenig wie möglich zu bewegen. Dieser Versuch wurde allerdings unterbrochen, als der Arzt in seinem grünen Kittel auf mich zukam. Es war der gleiche Arzt, der vorhin Milena den Zugang verweigert hatte. Dafür hätte ich ihn am liebsten erschossen, keiner redet so mit ihr. Außer ich ...

Er kam mit langsamen, gefährlichen Schritten auf mich zu. Ich war oft genug in Krankenhäusern, auch durch eigene Schussverletzungen, um zu wissen, dass dies kein gutes Zeichen war.

Er blieb vor mir stehen und musterte Milena besorgt.

„Sie ist eingeschlafen", spuckte ich ihm in bedrohlichen Ton entgegen und er richtete seinen Blick auf mich.

„Sie sollte ebenfalls untersucht werden. Ihre verl....", setzte er an, doch ich unterbrach ihn.

„Was ist mit ihm?"

Meine Stimme war gefasster als zuvor. Ich schluckte einmal kräftig, bevor der Arzt mir die Nachricht überbringen würde.

Milenas Kopf legte ich behutsam an die Wand, ohne sie zu wecken. Sie schlief weiter. In einer schnellen Bewegung erhob ich mich, um dem Arzt gegenüber zu stehen. Ich wollte mich nicht in einer untergeordneten Position befinden. Ich war ein Mafiosi. Nicht nur irgendeiner. Neapel gehörte mir, meine Körperhaltung sollte dies ausstrahlen.

„Sind sie verwandt? Ich darf nur Verwandten Auskunft geben?", fragte er mich.

„Salvani. Sie dürfen mich Signor Salvani nennen und nein ich bin nicht mit ihm verwandt, aber trotzdem werden sie mir Auskunft geben."

In schaute ihm tief in die Augen und bemerkte Angst aufblitzen. Er wusste, wer ich war, ganz so, wie ich es wollte. Er sollte wissen, wer vor ihm stand.

„Entschuldigen sie Signor Salvani. Es geht ihrem Freund gut. Die Wunde konnte ohne Komplikationen genäht werden. Es war ein glatter Durchschuss, das schlimmste war der Blutverlust. Es wird noch dauern, bis er aus der Narkose erwacht, aber ich denke in ein paar Wochen wird die Wunde vollkommen verheilt sein. Er wird nun auf ein Zimmer gebracht."

Seine Stimme zitterte leicht, doch mich interessierten seine Worte nicht mehr. Emilio hatte überlebt, er würde gesund werden.

„Ich möchte ihn sehen", forderte ich in strengem Ton und der Arzt nickte.

Ein kurzer Blick zu Milena brachte mich auf eine Idee. Der Arzt wandte sich ab und wollte gerade gehen, als ich weitersprach.

„Und besorgen Sie ein Bett für Sie."

Er nickte erneut und verschwand dann zum Tresen, um mit einer Krankenschwester zu sprechen.

Einen kurzen Augenblick später kam diese dann auf mich zu. Sie wirkte unbeholfen in ihrem Gang und ich war mir sicher, dass auch sie wusste, wen sie vor sich hatte.

„Wenn Sie mir folgen würden, Signor Salvani", wandte sie sich an mich. Nun war ich es, der nickte und im nächsten Moment hob ich Milena ganz langsam auf meine Arme. Wohl bedacht sie auf keinen Fall zu wecken. Sie zuckte kurz auf, als ich sie hochnahm, doch sie schlief friedlich weiter.

Ich könnte mich an diesen Anblick gewöhnen, sie schutzsuchend in meinen Armen.

Wir stiegen gemeinsam in den Fahrstuhl und fuhren in die achte Etage, dort angekommen öffneten sich die Türen und ich erkannte den Krankenhausgang. Alles hier wirkte so teuer und modern, ganz anders als vor ein paar Minuten in der Notaufnahme.

Mir wurde bewusst, dass sie Emilio auf die Privatstation gebracht haben mussten. Sonst wurden ihr die Stars und Sternchen behandelt, doch ich bewunderte, dass sie mir ebenfalls diese Ehre bieten. Sie mussten verstanden haben, zu was ich fähig bin. Die anderen Krankenschwestern, die mir auf dem Gang entgegen kamen, machten einen großen Bogen um uns. Sie verschwanden blitzschnell in den Zimmern oder starten konzentriert auf die Tablets, auf welchen sich wohl die Daten der Patienten befanden.

Wir wurden weiter durch den langen beigefarbenen Flur geführt, bis die Frau plötzlich an einer großen Schiebetür stehen blieb. Sie öffnete mir diese und ich ging durch die breite Tür.

In dem Zimmer angekommen, wurde die Tür hinter mir direkt geschlossen.

Ich entdeckte eine große Fensterfront, auf der man die Skyline von Neapel erkennen konnte. Mein Blick schweifte weiter durch den Raum und ich erkannte neben einem großen Schrank, eine weitere Tür, welche zum Badezimmer führte. Erneut blickte ich in den Raum und bemerkte zwei Betten. Eins war leer und ich ging darauf zu, um Milena abzulegen und sanft die Decke über ihren zierlichen Körper zu legen. Ich drückte ihr noch einen sanften Kuss auf die Stirn.

Anschließend ging ich um das andere Bett zu. Emilio lag darin und hing an etlichen Kabeln, welche seine Vitalfunktionen überwachten. Ich kannte diese Kabel ...

Ich rief mir ins Gedächtnis, dass er gesund werden würde, und auch Milena würde ich alles erklären.

Wie gern wollte ich bei den beiden bleiben. Wie gern wollte ich Adelia endlich in meine Arme schließen, jedoch hatte ich noch eine Sache vorher zu erledigen. Zur Sicherheit würde Giulio dieses Zimmer bewachen und dafür sorgen, dass den beiden kein erneuter Schaden zu kommen würde.

Doch es gab eine Person, die mich auch brauchte und diese lag nur einige Etagen unter dieser, ebenfalls angeschlossen an etlichen Kabeln, um ihr Leben kämpfend ...

Isalie ...

⭐️⭐️⭐️

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