Ich sah mich in der Wohnung um und fühlte mich dabei wie ein Einbrecher. Es gab einen Grund, weswegen die Tür verschlossen war und was wäre, wenn Leanos Frau zurückkehrt und mich hier vorfindet.
Ich sollte schleunigst verschwinden. Es war eine schlechte Idee und ich hätte meine Neugier nicht siegen lassen sollen. Mein schlechtes Gewissen siegte und so machte ich mich auf den Weg zur Tür. Doch bevor ich bei dieser ankam, stach mir ein Notizbuch ins Auge. Es war schwarz und mit goldener Schrift stand etwas darauf.
„Isalie Salvini", konnte ich die golden verschnörkelte Schrift erkennen. Es musste sich um ein personalisiertes Buch handeln. War Isalie etwa der Name der Frau.
Bevor ich es öffnen konnte, hörte ich eine Stimme aus dem vorderen Bereich meinen Namen rufen. Mist! Es musste sich um Leano handeln. Aus meiner Not heraus nahm ich das Buch schnell mit, verließ die Wohnung, schloss ab und versteckte den Schlüssel wieder. Das Buch versteckte ich unter meinem Pullover und hoffte, dass es nicht herausfallen würde. Niemand würde wissen, das ich da war und ich hoffentlich würde, das verschwundene Notizbuch zunächst nicht auffallen.
Ich setzte meinen Weg durch den Gang fort und wollte gerade die Treppe hinauf in mein Zimmer.
„Wo warst du? Ich habe dich nicht in deinem Zimmer gefunden?", fragte mich Leano.
Wie ertappt, drehte ich mich herum und sah ihn an.
„Ich...", setzte ich zu einem Satz an und sah mich in der geräumigen Eingangshalle um. Was erhoffte ich zu finden?
„Du warst?", fragte Leano erneut, da er von mir immer noch keine Antwort erhalten hatte.
Plötzlich stachen mir die Rosen ins Auge und ich entschied mich schnell dazu, diese als Ausrede zu nutzen.
„Ich habe deine schönen Rosensträucher im Garten bewundert. Die Gärtner leisten echt tolle Arbeit. Du solltest sie besser bezahlen. Rosen sind anstrengend zu pflegen", redete ich mich um Kopf und Kragen und hoffte er würde meiner billigen Ausrede wenigstens etwas Glauben schenken.
„Du hast dir die Rosen angesehen?" Leanos Ton war misstrauisch und ich konnte seine Reaktion verstehen, denn sehr glaubhaft war diese nicht.
„Genau, deswegen habe ich vermutlich auch nicht gemerkt, dass du mich gesucht hast."
„Wenn du mich entschuldigen würdest, ich muss dringend noch einige Sachen ausräumen", setzte ich schnell nach und ging die Treppe hoch. Leano ließ ich unten stehen. In meinem Rücken bemerkte ich noch den skeptischen Blick, welchen er mir mit Sicherheit zuwarf, allerdings erwiderte er nichts mehr und ließ mich alleine.
In meinem Zimmer angekommen, schloss ich die Tür und atmete tief durch, erleichtert darüber, dass Leano mich nicht ertappt hatte. Er hätte mich gekündigt und gehasst vermutlich auch. Wer wünscht sich schon eine Schnüfflerin als Angestellte? Ich nahm das Notizbuch hervor, öffnete die Schublade der Kommode und verstaute es unter meinen Hosen. Heute Abend, wenn alle schliefen, hätte ich Zeit in Ruhe einen Blick hineinzuwerfen.
__________
Ich ging die Treppe herunter und entdeckte im Wohnzimmer Adelia auf dem Boden mit ihren Puppen spielen. Sie hatte es bereits im Kindergarten geliebt, mit den Barbies zu spielen. Ich entschied mich dazu, mein Glück erneut zu versuchen. Immerhin waren wir über die Vergangenheit stärker zusammen gewachsen.
„Darf ich mitspielen?", fragte ich sie, als ich neben ihr Platz genommen hatte. Wir befanden uns in dem offenen Wohn-Ess-Bereich. In dem Wohnzimmer stand eine große Familiencouch, gegenüber eine luxuriöse Wohnwand mit schwarzem Holz. Darauf ein riesengroßer Flachbildfernseher. Goldene Dekoration rundete den Wohnabschnitt ab. In der Mitte wurde die Küche und der Wohnbereich durch einen großen Esstisch getrennt. An diesem konnten wohl mindestens acht Personen Platz finden. Dahinter befand sich die riesengroße weiße Küche, mit Kochinsel. Es war ein Paradies. Ich dachte, meine Küche wäre traumhaft und einzigartig, doch diese. Ich würde viel Spaß in ihr haben. Ich hatte die Räume bereits gestern gesehen, allerdings wirkten sie bei Tageslicht noch viel größer, als am Abend zuvor. Was mir allerdings auffiel, war, dass es weder hier noch in den anderen Räumen persönliche Erinnerungen gab.
Keine Bilder ...
Keine Malereien von Adelia ...
Keine persönlichen Gegenstände ...
Nichts, einfach nichts. Außer neutraler Dekoration. Einzig in der abgelegenen Wohnung hatte ich Bilder gesehen. Komisch, doch ich schob diesen Gedanken zunächst zur Seite, denn Adelia hielt mir eine der Barbies plötzlich vor mein Gesicht.
„Du darfst diese spielen", sagte sie stolz und ich nahm die Puppe freudestrahlend entgegen. An meinem ersten Tag mit Adelia hätte ich nie gedacht, dass mein Leben sich so entwickeln würde, doch es war schön zu sehen, was für Schritte Adelia in ihrer Entwicklung zurücklegt. Es würde noch einige Zeit dauern, aber das Eis zwischen uns begann bereits zu brechen und in einiger Zeit wären wir vermutlich unzertrennlich.
Wir spielten gefühlte Ewigkeiten mit den Puppen und ich fühlte mich das erste Mal nach den Geschehnissen frei und glücklich. Man sagte immer, Kinder würden einem soviel zurückgeben. Adelia würde mir neue Kraft schenken und mir helfen zu heilen.
„Na los Adelia, Zeit für das Bett", hörte ich Leano sagen, währenddessen er an der Wand lehnte. Wie lange stand er da bereits?
„Okay, gute Nacht Milena", verabschiedete sich die kleine von mir und ging mit Leano anscheinend zu ihrem Zimmer. Es lag ebenso in der ersten Etage wie meines. Nur zwei Zimmer entfernt von mir. Morgen würde mein offizieller Arbeitsbeginn sein. Ich räumte das Spielzeug zurück in die Kiste und entschied mich ebenso dazu, mein Zimmer aufzusuchen.
Im Bad machte ich mich fertig und wollte gerade frisch geduscht in das königliche Bett steigen, doch ich erinnerte mich an das Notizbuch, welches ich vorhin mitgenommen hatte. Ich holte es aus der Schublade der Kommode und setzte mich auf das Bett.
Sollte ich es wirklich öffnen? Vermutlich nicht, aber ich musste wissen, was es mit dieser Frau auf sich hatte.
Bevor mein schlechtes Gewissen siegen konnte, öffnete ich das Buch und begann den ersten Eintrag zu lesen.
Geliebte Isalie,
es schmerzt, es schmerzt zu sehr, dich nicht bei mir zu wissen. Deine Nähe nicht zu spüren. Dein Lachen nicht zuhören. Du kannst an dem Leben von Adelia nicht teilnehmen. Und sie? Sie ist eine Kämpferin, genau wie du. Sie steht jeden morgen auf und kämpft. Ich vermisse dich jeden einzelnen Tag, an dem du nicht hier bist. Deswegen schreibe ich dir, auf diesem Weg suche ich Trost und ich hoffe, ich finde diesen, während ich auf deine Rückkehr warte. Ti amo Isalie. Wir werden uns wiedersehen.
In liebe Leano.
⭐️⭐️⭐️
Vielen lieben Dank für all euren Support! ❤️❤️❤️
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Miracle of the Mafia Boss
Romance~ Band 1 ~ Mafia | Slowburn | Dark Romance Milena arbeitet in ihrem Traumberuf bereits seit mehreren Jahren. Sie betreut Kinder in einer Kita. Ihr Alltag ist meist langweilig und wiederholt sich, allerdings liebt sie ihren Job. Eines Tages fällt ih...