Kapitel 20

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Nachdem Leano mein Zimmer verlassen hatte, wagte ich einen Blick und schaute mich um. Ich war bereits vor ein paar Tagen hier gewesen, jedoch hatte ich mich nicht umgeschaut. Ich war so mit mir, meinen Gedanken und den Geschehnissen beschäftigt, dass ich mir vornahm, mich gleich etwas umzusehen.

Angestrengt nahm ich den ersten Koffer und legte ihn auf das Bett. Geöffnet lag er nun vor mir und ich begann meine Kleidung in den großen geräumigen Schrank einzuräumen. Ich besaß nicht viel, doch das wurde mir erneut bewusst, als ich sah, wie viele Fächer frei blieben. Ein minimalistischer Mensch war ich, würde mich Valentina beschreiben. Mir reichten die Sachen, welche ich besaß. Wofür gab es Waschmaschinen, wenn ich ein Kleid nur einmal tragen würde?! Dieser ganze Luxus war mir unbekannt und neu. Ich würde mich zunächst daran gewöhnen müssen.

Nachdem alle meine Sachen versaut waren, setzte ich meinen Plan in die Tat um. In dem Zimmer hatte ich mich bereits etwas umgeschaut, allerdings interessierte mich der Rest des Hauses. Leano würde nicht da sein. Was mit Adelia wäre, wusste ich nicht, aber ich ging nicht davon aus, dass sie sich hier befand, wenn Leano nicht da wäre. Er hatte mich ja extra dafür eingestellt, aber meine Arbeit würde erst morgen beginnen. Leano wollte, dass ich den heutigen Tag dazu nutzte, mich einzurichten.

Ich ging zur Tür und öffnete diese einen Spalt, um mich davon zu überzeugen, dass sich keiner in dem langen Flur befand. Mir wurde nicht verwehrt, mich umzusehen. Es würde das Personal mit Sicherheit auch nicht stören, aber ich fühlte mich hier neu und deswegen wollte ich mein neues Zuhause alleine und in Ruhe erkunden.

Schleichend ging ich durch das Haus. Von Raum zu Raum. Bis auf die Küche, welche meine um Meilen überholte, gab es nichts, was meine Neugier stillen konnte. Es waren normale Räume, wie ein Esszimmer mit Stühlen und einem Tisch. Ein Wohnzimmer, welches nur Ausdruck genug dafür war, dass Leano reich sein musste und weitere Räume. Ich entdecke nichts, außer dem, was ich mir in meiner Vorstellung ausmalen konnte, als ich die Villa von außen sah. Und zwar Reichtum. Überall sah es teuer aus und ich hatte Angst etwas zu zerstören, durch meinen bloßen Anblick. Mein inneres Gefühl ließ mich allerdings nicht los. Irgendwas musste hier noch sein.

Ich suchte gefühlte Stunden weiter und gab mich immer noch nicht zufrieden. Was dachte ich zu finden? Leichen? Obwohl, nein, besser nicht.

Gerade als ich aufgeben und zurück in mein Zimmer gehen wollte, stach mir etwas in meine Augen. Es war ein Flurabschnitt, welcher nicht zu den sonst so offen gestalteten Räumen passte. Nicht nur das er vollkommenen im Dunkeln lag, er sah aus wie ein Anbau. Von außen allerdings nicht sichtbar. Ich ging darauf zu und zum Vorschein kam eine weiße Tür. Ein Lächeln nahm von meinem Gesicht Besitz und ich wusste in diesem Moment, mein Bauchgefühl hatte recht gehabt. Jeder Mensch versteckte etwas und ich stand gerade vor dem, was Leano anscheinend versuchte zu vertuschen.

Die Tür weckte meine Aufmerksamkeit. Das Zimmer lag so abgelegen, dass man sich vorstellen konnte, es wäre ein abgetrennter Bereich von der Villa. Ich ging auf die Tür zu und meine Neugier stieg. Ich sollte wohl einfach umdrehen und zurück in mein Zimmer gehen, doch etwas in mir forderte mich auf weiter zugehen.

An der Tür angekommen, drückte ich die Klinke herunter. Es passierte nichts. Ich rüttelte noch einmal an der Tür, doch auch weiterhin blieb sie verschlossen. Warum war diese Tür abgeschlossen? Meine Neugier siegte und ich wollte unbedingt wissen, was sich dahinter befand. Ich tastete den Türrahmen ab, jedoch hatte ich kein Glück und fand den Schlüssel nicht. In dem Flurabschnitt befand sich noch eine Kommode, zu welcher ich jetzt ging und die Schubladen durchsuchte. Fehlanzeige. Auch hier befand sich der Schlüssel nicht. Ich fühlte mich wie in einem Film, doch ich wollte um jeden Preis wissen, was sich in diesem Raum befand. Was wurde so stark in einer bewachten Villa beschützt? War es eine Schatzkammer? Milena, eine Schatzkammer? Ich sollte vermutlich zurückgehen, denn auf die Ideen, auf welche ich kam, waren einfach nur absurd. Überlegend blickte ich mich um. Bei der Tür befand sich nichts und auch nicht in der Kommode. Wo dann? Ich versuchte mich an all die Filme zu erinnern, welche ich geschaut hatte und überlegte nach einem passenden Versteck. Das einzige, was sich nun noch hier befand, waren Bilder an der Wand. Moment, die Bilder. Ich stellte mich vor eines der Bilder und erkannte plötzlich Adelia. Moment! Waren das etwa Familienfotos? Auf dem nächsten Foto sah ich Leano, in seinen Armen hielt er Adelia als Baby. Wie unglaublich süß dieser Anblick war. Der Anblick von ihm mit einem Kind in der Hand ließ mein Herz schneller schlagen. Und dann war da noch ein Foto, ein Foto auf dem eine wunderschöne blond-haarige Frau zu erkennen war. Sie war wunderschön und bestimmt könnte sie als Model arbeiten bei ihrem schönen Aussehen. Ich musterte das Bild weiter und mir stachen die braunen Augen, welche auch Adelia und Leano besaßen, in die Augen. Diese schönen kastanienbraunen Augen. Ich nahm das Bild von der Wand, um es mir genauer anzusehen. Es war nicht abzustreiten, dass es sich bei dieser Frau um Adelias Mutter handeln muss. Also müsste sie Leanos Frau sein. Doch wo war sie jetzt? Adelia wurde bisher nur von Leano abgeholt, auch hier hatte ich ihre Mutter noch nicht kennengelernt. Er hatte bisher nur erwähnt, dass Adelias Mutter sie nicht mehr betreuen könnte. Auswelchem Grund? Ich entschied mich dazu, später Leano zu fragen.

Gerade als ich das Bild zurück hängen wollte, fiel plötzlich etwas mit einem lauten Knall auf den Boden. Ich erschrak mich und nur knapp konnte ich einen Aufschrei verhindern.

Ich sah mich suchend auf dem Boden um, um nach der Ursache des Geräusches zu suchen. Mir fiel zunächst nichts auf und bevor ich mir eingestehen musste, dass ich verrückt sei, sah ich einen Schlüssel. Der Schlüssel für die Tür! Ich hatte meine eigentliche Mission vergessen. Ich hob diesen von dem sicherlich teuren Parkett auf und steckte ihn in das Schlüsselloch.

„Bitte passe!", bettete ich hoffnungsvoll und drehte ihn gleichzeitig im Schloss herum. Ein klickendes Geräusch bestätigte mir, dass ich erfolgreich die Tür geöffnet hatte.

Ich drückte die Klinke erneut herunter und nun öffnete sich die Tür auch endlich.

Zum Vorschein kam eine Wohnung mit mehreren Räumen. Ich lag also richtig, mit meiner Vermutung, dass dieser Teil zwar zur Villa gehörte, allerdings so abgetrennt war, dass es einen eigenen Teil darstellen konnte.

Und da sah ich sie wieder. Bilder der blonden Frau und Leano. Leano welcher sie auf die Wange küsste und Adelia im Arm hielt. Mein Bauch zog sich schmerzhaft zusammen. Natürlich war er verheiratet. Warum berührte es mich überhaupt?

Ich bin nur seine Angestellte und würde dies auch bleiben.

⭐️⭐️⭐️

Miracle of the Mafia BossWo Geschichten leben. Entdecke jetzt