Yuji

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Ich suchte sie in der Menge. Was natürlich absoluter Quatsch war, denn sicher würde die Braut nicht vor der eigentlichen Trauung herumlaufen.

»Schieße«, murrte ich unzufrieden und schob mich mit gemurmelten Entschuldigungen durch die Menge.

Mann, wie viele Menschen waren hier denn bitte? Fünfhundert? Sechshundert? Noch mehr?

Ich erkannte jedenfalls viele große Familien. Eigentlich jede, die Rang und Namen hatte. Und ich kam nicht umher, festzustellen, dass Y/N Familie, die Rangniederste war. Und das ließen die Leute sie deutlich spüren.

Mir wurde alles zu viel und ich lief in den Garten des Schlosses. Ja, ein verdammtes Schloss! Und es wäre echt schon gewesen, wenn es eine Hochzeit wäre, die nicht erzwungen war, weil in unsere Welt die Familien mit weniger ansehen alles taten, um das zu ändern.

Selbst die eigene Tochter an einen beschissenen Wichser verheiraten.

Ich zog mein Handy aus der Anzughose und wählte Y/N's Nummer. Es klingelte, aber dann brach die Verbindung ab.

»Fuck!«, fluchte ich und war versucht, das Ding in den See zu schmeißen, auf dem – wie sollte es auch anders sein – weiße Schwäne schwammen. Ich wählte ihre Nummer wieder und wieder und wieder.

Gott! Ich musste sie sehen, bevor sie ja sagte.

Nach dem, was ich getan hatte ...

»Schlechter Empfang?«

Ich schloss die Augen und wartete einen Augenblick, ehe ich das Smartphone wegsteckte und mich herumdrehte.

»Ja, das mordsmäßige Schloss lässt kaum Funkwellen durch.«

Satoru lachte, aber es klang kein bisschen amüsiert. »Tja, so ist dass, wenn es was zu feiern gibt. Wie mir scheint, hast du nicht damit gerechnet, heute hier aufzutauchen, oder? Du wirkst etwas ... gestresst.«

Ich betrachtete den Penner von oben bis unten. Seine schneeweißen Haare waren ordentlich zurechtgemacht und er trug einen perfekt sitzenden, dunklen Anzug. Die Sonnenbrille auf seiner Nase war so weit nach unten geschoben, dass ich seine eisblauen Augen sehen konnte. Augen, die ziemlich aggressiv wirkten.

Ich ließ mich nicht einschüchtern, denn so Poser wie er, spuckten meist nur große Töne.

Ich reckte das Kinn. »Wo ist Y/N?«

Er hob eine Braue. »Oh, du meinst, meine Verlobte?«

Ich nickte wortlos und beobachtete, wie er näher kam.

»Du meinst, MEINE Verlobte?«, wiederholte er sich.

Ich biss die Zähne zusammen. »Genau die.«

Sein Grinsen verschwand und er stellte sich ziemlich dicht vor mich. Die Drohung war unverkennbar und der Glanz in seinen Augen beängstigend. »Du meinst MEINE Verlobte, die DU gestern Nacht gevögelt hast?«

Shit. Er wusste es.

Es zu leugnen wäre sinnfrei, also tat ich das, was ich für am besten hielt. Ich bekämpfte Feuer mit Feuer.

»Ja«, raunte ich und brachte mich so nahe an ihn heran, dass unsere Nasenspitzen sich fast berührten. »Ich suche DEINE Verlobte, die gestern Abend zu MIR kam, um sich Hilfe zu holen, weil sie ein Arsch wie DICH nicht heiraten will.« Satoru knurrte, aber ich war noch nicht fertig. »Was sagt das über dich? Huh? Was sagte es aus, dass meine beste Freundin zu mir kommt und darum bettelt, dass ich mit ihr schlafe, damit sie deinen Syphilis verpesteten Fingern entkommt? Gibt dir das nicht zu denken? Nicht ein ganz kleines Bisschen?«

»Was? Das sie einen Waschlappen wir dich rangelassen hat? Dass sie ziemlich dämlich ist, sagt mir das. Mehr nicht.«

Ich lachte auf und wurde wütend. So wütend dass ich anfing, Dinge zu sagen, die ich bestimmt bereuen würde.

»Mann, sie hat mich nicht nur rangelassen, sondern auch flehend zugelassen, dass ich ihr Erster bin.« Satoru zitterte vor Wut und das feuert mich dummerweise nur an. Also grinste ich breit, schwelte die Brust und redete weiter, obwohl ich mich in Gedanken anschrie es zu lassen. »Weißt du, wie gut es war, sie zu berühren? Wie gut Y/N geschmeckt hat, als ich sie geleckt habe und ihr so ihren ersten Orgasmus verschafft habe? Weißt du, wie es sich angehört hat, als sie meinen Namen gestöhnt hat? Weißt du, wie verdammt eng sie für mich war? Wie feucht?« Ich schloss die Augen und brummte zufrieden. »Und das alles nur, für mich.«

Als ich die Augen wieder öffnete und sah, das Saturo grinste – diesmal amüsiert – ergriff mich Panik. Warum hatte ich das gesagt? Fuck!

Ich räusperte mich. »Satoru, ich ...«

Er hob die Hand und lachte. »Weißt du, ich dachte, ich schlag dir einfach eine rein und schmeiß dich raus, aber DAS ist sehr viel interessanter. Weiß Y/N wie du damit prahlst und hausieren gehst, dass du sie entjungfert hast? Weiß sie, wie schön detailliert du beschreibst, wie es war?«

»Satoru, komm schon, ich ...«

Er lachte lauter. »Vergiss es, Itadori. Geh rein, chill und genieß die Party. Ich werde jetzt mal ein Wörtchen mit meiner Verlobten reden. Wie sehen uns, Kumpel.«

Er ging und alles, was ich blöder Penner machen konnte, ist ihm nachstarren und dabei immer wieder versuchen, Y/N ans Telefon zu bekommen.

Satoru x Reader --- Set Me Free ---Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt