Kapitel 4

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Am nächsten Morgen stand ich in der Küche und war gerade dabei, mir einen Apfel zu nehmen, den ich heute Mittag essen konnte. Der Anmeldezettel lag neben meinem Rucksack auf dem Esstisch. Ich hatte ihn gestern wie geplant ausgefüllt als ich nachhause gekommen war, so sehr freute ich mich darauf. Selbst wenn Minho mich nicht aufnehmen wollte, konnte ich wenigstens fürs Erste mit den anderen tanzen und neue Dinge lernen. Minho konnte mir bestimmt viel beibringen, schließlich schien er ziemlich gut zu sein. Ich liebte Herausforderungen, bei denen ich mich bei Dingen, die ich gern machte, verbessern konnte. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen als ich mich umdrehte um den Zettel einzupacken. Doch ich stockte in meiner Bewegung. Meine mum hatte das Zimmer anscheinend so leise betreten, dass ich sie gar nicht bemerkt hatte. Mit gerunzelter Stirn stand sie am Tisch, meinen Anmeldezettel in der Hand. Ich schluckte, weil ich genau wusste, worauf das hinauslaufen würde.

Meine Eltern waren mit keiner meiner Entscheidungen zufrieden, sie kritisierten mich ständig. Aus diesem Grund konnte ich mich schon mal auf eine Diskussion gefasst machen. Sie mochten es nicht mich glücklich zu sehen und sowas wie Unterstützung bekam ich nie von ihnen. "Akio, dein Sohn ist jetzt anscheinend Tänzer!" Rief sie dann so laut, dass man es sicher im ganzen Haus hören konnte. Das 'Tänzer' betonte sie dabei besonders. Wie erwartet konnte ich es ihnen nicht recht machen. Ich sollte nicht ständig zuhause sein aber auch keine Hobbys haben. "Tänzer? Das ist ja bescheuert, seit wann kann der denn tanzen?" Kam es aus dem ersten Stock.

Ich schüttelte den Kopf, hasste es wie sie alles klein machten und ins lächerliche zogen. Dass sie nicht wussten, dasa ich früher schon getanzt hatte, überraschte mich auch nicht. Warum konnten sie mich nicht ein Mal in ruhe lassen und sich nicht einmischen? Früher brach ich in solchen Momenten in Tränen aus, weil ich mit der Enttäuschung nicht klar kam, doch inzwischen war ich daran gewöhnt, sodass ich es mir nicht mehr so zu Herzen nahm.

Gerade wollte ich auf meine Mutter zu gehen, mir den Zettel schnappen und einfach gehen, doch sie hatte andere Pläne. Mit einer Handbewegung teilte sie diesen einfach in zwei. Erschrocken blieb ich stehen und riss die Augen auf. Das hatte sie nicht getan...
Michiko bemerkte meinen Blick und fing an zu lachen. "Oh bitte Kenji, gib es einfach auf. Das wird doch sowieso nichts."

Sie ließ die Fetzen auf den Boden fallen und verließ kichernd das Haus um zur Arbeit zu gehen. Ich konnte es nicht fassen, sie gab sich wirklich Mühe, mir alles kaputt zu machen. Seufzend kniete ich mich auf den Boden, um das was von dem Blatt noch übrig war, aufzuheben. Ich konnte Minho wohl kaum nach einem neuen fragen. Was sollte ich auch sagen? Dass meine Mutter es zerrissen hatte? Nein, er würde mich sicher auslachen oder es für eine Ausrede halten. Er würde denken, es wäre mir nicht wichtig sonst hätte ich doch besser darauf aufgepasst. Ich stand auf und warf die Papierfetzen in den Müll, ehe ich meinen Rucksack nahm und mich auf den Weg zur Schule machte. Mir würde schon etwas einfallen.

Scars (Stray Kids ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt