TW: toxische Eltern, Essstörung
Die ersten Stunden waren geschafft und es lief tatsächlich besser als ich erwartet hatte. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Lehrer verließ ich ebenfalls das Klassenzimmer. Ich folgte ein paar Schülern in eines der anderen Gebäude, in dem sich, wie ich erfahren hatte, die Cafeteria befand. Diese war ziemlich groß und erstreckte sich weit nach hinten. Wie es aussah, hatten alle Schüler zur gleichen Zeit Pause, da es im Raum nur so von Menschen wimmelte. Viele saßen bereits in Gruppen an den Tischen und unterhielten sich, andere waren gerade dabei, sich etwas zu essen zu holen. Ein bisschen verloren stand ich herum und wollte gerade wieder gehen, weil ich nicht wusste wo ich mich hinsetzen sollte. Ich wollte mich niemandem aufdrängen, vor allem nicht, da ich meine Mitschüler kaum kannte. Doch eine Stimme ließ mich noch einmal umdrehen. "Kenji, wir sind hier!" Mein Blich glitt zu drei Jungs aus meiner Klasse, die mich zu sich winken. Erleichtert lief ich zu ihnen und setzte mich.
Der blauhaarige sah mich überrascht an. "Isst du gar nichts? Das Essen hier ist wirklich gut und es gibt eine große Auswahl, falls du Vegetarier oder Veganer bist." Er zeigte mit dem Finger auf die Essensausgabe. "Oh, ich habe mein eigenes Essen dabei." So gut wie möglich versuchte ich zu lächeln während ich dieses aus meinem Rucksack holte. Sie sollten nicht wissen, dass ich kein Geld hatte um mir hier etwas zu kaufen. Meinen Eltern war es herzlich egal ob ich verhungerte, weshalb ich mir morgens schnell etwas einpackte bevor ich los musste. Leider hatte ich im Moment noch keinen Nebenjob und das Geld, das ich noch hatte, wollte ich besser einteilen. Wer weiß ob ich es nicht mal für einen Notfall brauchen könnte.
"Hey, erzähl mal, hast du außer unserer Klasse schon jemanden kennengelernt?" Ich blickte zu Seungmin, der interessiert den Kopf auf die Hände stützte. "Ähm eigentlich nicht. Nur einen blonden Jungen mit Pferdeschwanz. Ich glaube, der Name war-"
"Hwang." Unterbrach mich Jisung. Die Augen der anderen weiteten sich als sein Name fiel. "Du hast Hyunjin getroffen?" Felix' entsetzte Stimme verwunderte mich etwas. Möglicherweise hatte er keinen guten Ruf? Wenn er sich anderen gegenüber auch so verhielt wie mir, würde mich das nicht wundern. Selbst Frau Choi schien mit seinem Verhalten schon vertraut zu sein. "Oh mann, das tut mir echt leid." Lachte der Junge mit den Sommersprossen als ich nichts sagte."Der Typ ist eine Plage. Er hält sich für den tollsten nur weil er attraktiv ist und richtig gut tanzen kann. Außerdem mobbt er gern andere also ich hoffe, dass du dich nicht zu sehr zur Zielscheibe gemacht hast." Grinste Han, doch als Felix ihm mit dem Ellenbogen in die Rippe stieß, schrie er auf. "Yah, was sollte das?" Rief er empört. Ich lachte leicht über die Szene, die sich vor mir abspielte. "Tja, seinem arroganten Hintern ist nicht mehr zu helfen." Meinte Seungmin achselzuckend. "Warte Ji, woher weißt du wie gut er tanzen kann? Hast du ihn gestalkt?" Teaste Felix und wackelte mit den Augenbrauen. "Come on, wenn er schlecht wäre, hätte Meanho ihn schon längst rausgekickt." Fragend blickte ich zwischen den Beiden hin und her. Seungmin bemerkte meinen verwirrten Blick und fing an zu lachen. "Er heißt nicht wirklich so, sein Name ist Minho." Erklärte er dann.
"Wir nennen ihn nur so, weil er genauso ein Kotzbrocken ist wie Hyunjin. Er leitet die Tanz AG und ist echt fies zu, naja, allen eben." Han schnaubte, als könnte er ihn absolut nicht ausstehen. Richtig, Hyunjin hatte vorhin einen Minho erwähnt. "Und trotzdem schmachtest du ihm die ganze Zeit hinterher." Lachte Felix. "Hey, nicht meine Schuld, dass er hot af ist!" Auch ich musste lachen als der blauhaarige sich beleidigt wieder seinem Essen zuwandte. Meine Aufmerksamkeit richtete sich auf den Australier, der seine Hand auf meinen Arm gelegt hatte und mich aufmunternd anlächelte.
"Mach dir keine Sorgen, Hyunjin und Minho sind Studenten, weswegen wir sie nicht oft sehen, da ihre Kurse in anderen Gebäuden stattfinden. Wir essen nur alle zusammen hier. Ja, die beiden sind wirklich keine angenehme Gesellschaft aber du musst dir wegen ihnen keinen Kopf machen."
Ich nickte erleichtert, denn 'Ich hoffe, dass du dich nicht zu sehr zur Zielscheibe gemacht hast', hatte mir zu denken gegeben. Hoffentlich hatte Felix recht. Ich war schon immer eher ruhig gewesen und vermied Konfrontation so gut es ging. Als ich ein Kind war, hatte mein Vater mich immer geschlagen wenn ich ihm widersprach und so wurde mir beigebracht, besser den Mund zu halten. Es stimmt was man sagt, die Erziehung hat einen großen Einfluss auf die Entwicklung und den Charakter eines Kindes. An meiner alten Schule wurde ich oft etwas von anderen geärgert, weil ich mich nicht wirklich wehrte. Das wurde dann sofort ausgenutzt. Allerdings hatte ich dort keine richtigen Freunde gehabt und mit Felix, Han und Seungmin an meiner Seite fühlte ich mich sicher. Auch wenn wir uns erst seit heute kannten. Gedankenverloren biss ich immer wieder von meinem Essen ab während sich die anderen über alles mögliche unterhielten. Ich hörte jedoch kaum zu.
Timeskip:
Die Zeit verging sehr schnell und ehe ich mich versah, war der erste Schultag vorbei. Wir liefen zusammen nach draußen und verabschiedeten uns, da meine drei Freunde mit dem Bus nachhause fuhren und ich zu Fuß gehen musste. Meine Eltern hielten weder eine Fahrkarte noch das Geld für die Fahrt für nötig. Wegen des nicht vorhandenen Taschengeldes und des noch nicht existierenden Jobs war ich knapp bei Kasse und so konnte ich mir beides nicht wirklich leisten. Bei den Nebenjobs, die ich in Japan gehabt hatte, war das Einkommen nicht genug gewesen um etwas davon finanzieren zu können. Aus diesem Grund konnte ich auch nicht ausziehen. Eigentlich wollte ich nicht nachhause. Ich hasste es dort. Meine Eltern interessieren sich nur für mich, wenn ich in ihren Augen etwas falsch machte oder ich entschied, etwas zu essen, weshalb ich ziemlich dünn war. Sie konnten mir das Essen war nicht verbieten aber machten mir jedes Mal so ein schlechtes Gewissen, mit ihren Vorträgen darüber, dass ich noch fett werden würde, dass mir der Appetit verging.Das war auch der Grund, aus dem ich morgens schnell was kleines einpackte um nicht zusammen zu brechen. Abends allerdings, aßen wir zusammen, was wenigstens eine halbwegs vernünftige Mahlzeit am Tag war. Trotzdem mochte ich es nicht, mit meinen Eltern zu essen. Ständig redeten sie mir ein, dass ich zu dick wäre und das Abendessen lieber auch auslassen sollte. Ich wusste, dass sie unrecht hatten. Wie sollte ich auch zunehmen wenn ich kaum etwas aß? Dennoch verunsicherte es mich wenn sie solche Dinge sagten. Kommentare dieser Art waren auch der Grund, aus dem ich eine Essstörung entwickelt hatte. Manchmal machte ich mir nicht einmal die Mühe, morgens etwas mitzunehmen. Oder ich erbrach es einfach wieder. Ich wollte meine Eltern nicht noch mehr enttäuschen als ich es ohnehin schon tat. Und wenn ich tatsächlich zunehmen würde, würden sie sich sicher noch mehr schämen.
Deswegen hatte ich auch mit dem Tanzen angefangen, wodurch ich so oder so relativ schlank blieb. Ehrlich gesagt hatte die Sache mit der AG mein Interesse geweckt und da ich in letzter Zeit sowieso keine Motivation mehr dafür aufbringen konnte, würde ich gerne wieder damit anfangen. So beschloss ich, die Jungs morgen zu fragen, wie ich so einen Anmeldezettel bekommen konnte. Hyunjin hatte sie heute Morgen aus dem Sekretariat geholt, weshalb ich wusste, dass es welche gab.
DU LIEST GERADE
Scars (Stray Kids ff)
Fanfic"Wieso hast du das getan?!" Seine Stimme wurde lauter, dabei verstand ich nicht einmal wieso er so wütend darüber war. Es konnte ihm doch egal sein, was mit mir war. Also hielt ich den Mund. Das Leben ist einfach? Fehlanzeige. Von Schule bis zu Emot...