Kapitel 20

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"Und ich habe vorhin sogar noch gesagt, dass es vorbei ist wenn du dir was reißt". Murrte der Ältere als wir auf dem Weg zu meinem Haus waren. Minho hatte sein Auto an dem nahegelegenen Park abgestellt und so gingen wir den restlichen Weg zu Fuß. Erschrocken riss ich die Augen auf. Durfte ich jetzt wirklich nicht mehr mit tanzen? Nein, das kann er doch nicht machen, es bedeutet mir so viel. Minho durfte zwar jeden rauskicken wenn er wollte aber ich war noch gar nicht lange dabei. Ich blieb stehen, dennoch lief der andere einfach weiter. "Heißt das du schmeißt mich jetzt raus?" Meine Stimme war voller entsetzen.

Die Frage ließ Minho ebenfalls stehen bleiben. Er drehte sich jedoch nicht zu mir um und blickte nur weiter geradeaus. "Welche Wahl habe ich denn?" Antwortete er. Irrte ich mich oder klang seine Stimme etwas bedrückt? "Minho bitte, ich weiß dass ich so fürs Erste nicht tanzen kann aber ich kann wieder mit einsteigen wenn es mir besser geht. Der Arzt meinte doch, dass das in ungefähr 6 Wochen der Fall sein wird." Ein leises Seufzen war zu hören. "Du weißt, dass wir geplant haben ab jetzt mehr zu trainieren. Wie willst du das alles nachholen?" Verdammt, er hatte Recht. War das Universum gegen mich? "Ich schaffe das. Vertrau mir." Meine Stimme klang selbstbewusster als ich eigentlich war aber ich musste ihn unbedingt auf meine Seite holen.

Die Krücken, auf die ich mich stützte, machten meine Behauptung auch nicht wirklich überzeugend. Minho schnaubte nur verächtlich als er sich endlich zu mir drehte und einige Schritte auf mich zu ging damit wir wieder auf der gleichen Höhe standen. "Ach ja?" Er schien mir absolut nicht zu glauben. Vielleicht hatte er auch den unsicheren Unterton in meiner Stimme wahrgenommen. Eigentlich mochte ich es nicht, andere in meine private Situation einzuweihen aber mir blieb wohl keine andere Wahl als wenigstens etwas mit der Wahrheit rauszurücken. "Hör zu, das hier ist mir echt wichtig. Wichtiger als du wahrscheinlich glaubst also nimm mir das bitte nicht weg, ich brauche das gerade mehr denn je." Meine Worte zitterten etwas als ich sie aussprach. Jetzt wusste er, dass es mir nicht so gut ging wie ich immer tat.

Ich erwartete mit Fragen durchlöchert zu werden oder dass ich ihm jetzt genau erklären musste was los war aber zu meiner Überraschung zog Lee nur eine Augenbraue nach oben und nickte dann. Ich sah an seinem Blick, dass er Fragen hatte und ich rechnete es ihm hoch an, dass er im Moment so einfühlsam war um sie zurückhalten. "Na schön, ich mache dir einen Vorschlag. Wenn du wirklich darauf achtest, dass du schnell wieder fit bist und genau tust, was der Artz dir gesagt hat, dann helfe ich dir später und bringe dir alles bei was wir gemacht habe. Sozusagen als personal trainer.

ABER das ist eine Ausnahme, kapiert? Und wenn ich dich dabei erwische, wie du trotzdem tanzst oder nicht genug aufpasst, fliegst du raus." Ich konnte es nicht fassen, Minho wollte mir tatsächlich helfen? Er meinte doch beim ersten Treffen, dass wir alles selber hinbekommen müssen. Dass er jetzt so fürsorglich und verständnisvoll war, damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Deswegen brauchte ich einen Moment um seine Idee zu verarbeiten aber dann fingen meine Augen an zu strahlen. Er gab mich wirklich nicht auf. "Danke!" Schrie ich überglücklich und bevor ich mich davon abhalten konnte, hatte ich die Krücken fallen gelassen und mich ihm um den Hals geworfen.

Als ich begriff, was ich gerade tat, stutzte ich. Mein Körper war wie eingefroren, ich konnte mich nicht von ihm lösen. Peinlich berührt biss ich die Zähne zusammen und machte mich darauf gefasst, angeschrien zu werden. Das fand Minho sicher nicht toll, er kam mir nicht wie jemand vor, der physischen Kontakt besonders mochte. Was wenn ich alles damit kaputt gemacht hatte weil er jetzt sauer war? Allerdings vernahm ich nur ein leises Kichern neben meinem Ohr ehe die Umarmung von ihm erwiedert wurde. Was passierte hier gerade? Er war nicht sauer? Minho und ich umarmten uns? Ich war überfordert. Wir lösten uns nach kurzer Zeit voneinander und setzten unseren Weg fort.

"Okay, dann ruh dich mal aus. Vielleicht sehen wir uns ja die Woche mal auf dem Campus. Ansonsten kannst du ja zum Zuschauen kommen." Minho lächelte leicht bevor er sich wieder auf dem Weg zu seinem Auto machte. Ich öffnete die Haustür und 'rannte' geradewegs in meine Eltern, die am Esstisch saßen. Abschätzig blickten sie auf meine Krücken und die Schiene. "Bist du jetzt auch noch zu dumm zum Laufen?" Meine Mutter musste wegen dem Kommentar meines Vaters laut lachen aber ich konnte nur die Augen verdrehen. Was hatte ich auch anderes erwartet? Ohne ein Wort zu sagen ging ich nach oben in mein Zimmer.

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Wie angekündigt das nächste Kapitel. Jetzt müsst ihr euch wieder etwas gedulden aber es geht bald weiter :)

Scars (Stray Kids ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt