Kapitel 14

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TW: toxische Eltern, Selbstverletzung

Ich konnte es nicht glauben, ich hatte es wirklich geschafft. Yeonjun, Mingi und Taeyong ebenfalls. Den Rest kannte ich leider nicht. Zumindest noch nicht. Ich war so glücklich, dass es mich alle Mühe kostete, auf dem Heimweg mein Grinsen zu unterdrücken. Minho würde schon sehen, dass die Entscheidung mich aufzunehmen, richtig war.  Als ich zuhause ankam, warteten meine Eltern schon auf mich. Die einzigen Menschen, die meine Laune ohne Anstrengung in Grund und Boden treten konnten. Na super. "Kenji, komm sofort her!" Ich tat was sie wollten obwohl ich lieber sofort in mein Zimmer gerannt wäre.

"Erklärst du uns das?" Meine Mutter hielt mir die Strafarbeit, die ich beim Nachsitzen hatte schreiben müssen, ins Gesicht. Es war so viel gewesen, dass ich damals nicht alles geschafft hatte also musste ich es zuhause fertig machen. Meinen Eltern sollte es eigentlich egal sein, ob ich schlechte Noten schrieb oder nachsitzen musste, schließlich war ich nicht mehr minderjährig. Dennoch versuchten sie ständig mich zu kontrollieren. Mein Alter schien ihnen dabei völlig egal zu sein, sie behandelten mich immer wie ein Kind. "Ich musste nachsitzen." Schulterzuckend sah ich sie an. Sie taten ja so, als wäre das etwas richtig schlimmes. "Du bist erst zwei Wochen hier und musstest schon nachsitzen? Gehts noch?" Mischte sich mein Vater ein. Innerlich verdrehte ich die Augen, die ganze Situation war lächerlich. Da sie nicht locker ließen und ich wirklich keine Lust darauf hatte, die Konversation noch weiter in die Länge zu ziehen, erzählte ich einfach was passiert war.

Überraschung, meine Mutter wurde noch wütender während mein Vater nur anfing zu lachen. "Du wirst schon wieder gemobbt? Wieso bin ich darauf nicht selbst gekommen? Und du wehrst dich immer noch nicht? Du bist so ein Lappen." Ich wusste, dass sie mich mit Absicht fertig machen wollten und eigentlich machte ich mir nichts mehr aus dem was sie sagen aber ich konnte nicht leugnen, dass es mich doch verletzte. Das hatte es immer. Schon lustig, normalerweise würde man eher in der Schule an Mobbing denken und nicht zuhause. Langsam wurde auch ich echt sauer. "Erstens ist nachsitzen nichts schlimmes, zweitens war es nicht einmal meine Schuld und drittes hab ich mich gewehrt. Allerdings war es drei gegen einen also war meine Chance nicht sonderlich hoch. Außerdem waren es nur die, ich hab sonst keine Probleme mit meinen Mitschülern. Ratet mal, ich hab sogar schon vier richtig gute Freunde. Ich bin kein kleiner Junge mehr also hört auf so mit mir zu reden, kapiert?" Herausfordernd sah ich die beiden an. Kaum hatte ich zu Ende gesprochen, verstummte das Lachen meines Vaters.

"Wir reden so mit dir wie es uns passt, was fällt dir eigentlich ein? Du hast Respekt vor uns zu haben, wir sind deine Eltern!"
"Respekt geht in beide Richtungen. Und ihr seid die beschissensten Eltern, die man sich vorstellen kann!" Inzwischen schrie ich ebenfalls. Klatsch.

Die Hand meines Vaters traf mit voller Wucht auf meine Wange. Ich war daran gewöhnt, dass sie mich anschrien und mich niedermachten aber das? Ich rührte mich nicht, wollte die Situation nicht noch mehr eskalieren lassen, obwohl das eigentlich schon passiert war. Da ich nicht wusste, wozu mein Vater in der Lage war, hielt ich es für schlauer einen Rückzieher zu machen. Gerade weil ich noch nicht ausziehen konnte, sollte ich es nicht übertreiben. Das Risiko rausgeschmissen zu werden sollte ich besser nicht eingehen. Wir stritten zwar oft und ich wollte nichts lieber als ihnen mal richtig die Meinung zu sagen aber das wäre in meiner jetzigen Situation sehr gefährlich. "Du bist ein Schandfleck, Kenji. Wir hätten dich nie bekommen sollen!" Die Worte meiner Mutter hallten in meinem Kopf wieder. Zwar war mir bewusst, dass sie mich nicht mochten, doch das tat weh.

Sobald sie weg waren, brach ich zusammen. Ich wollte stark sein und wünschte mir nichts lieber, als dass ihre Worte mir am Arsch vorbei gingen aber so war es nicht. Auf einmal brach alles erneut über mich herein. Die Emotionen überfluteten mich wie eine riesige Welle. Da ich keine andere Möglichkeit kannte, mit solch starken Gefühlen umzugehen und ich es immer so gemacht hatte, griff ich zur Klinge um den psychischen Schmerzen wenigstens kurz ein Ende zu setzen.

Scars (Stray Kids ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt