Kapitel 22

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Ich hörte dem älteren aufmerksam zu. Yeji hatte also nicht übertrieben, als sie sagte, dass Hyunjins Ex ihn sehr verletzt hat. "Mann, das tut mir echt leid." Hyunjin lehnte sich nach hinten und steckte seine Hände in die Jackentaschen. "Tja, es ist wie es ist. Daran kann man nichts ändern." Er zuckte mit den Schultern und richtete seinen Blick in die Ferne. Ich tat es ihm gleich und eine Weile sagten wir nichts. "Das heißt aber nicht, dass du allein damit bist oder du nicht wieder sein kannst wie früher." Ich wollte, dass er wusste, dass ich für ihn da war und er nicht für immer so sein musste. Ich war selbst allein mit meinen Problemen deswegen wollte ich für ihn da sein. Vielleicht würde ich ihm eines Tages von meinen Schwierigkeiten erzählen und dann war er für mich da.

Hyunjin blickte weiter geradeaus doch ich erkannte ein Lächeln, das sich auf sein Gesicht schlich. Eine Hand legte sich auf meine Schulter und kniff sanft hinein. "Kleiner, du bist gar nicht so übel." Wir grinsten uns an. Das war das netteste, was er je zu mir gesagt hat. Vielleicht würden wir doch noch Freunde werden. "Du sag mal, läuft da eigentlich was zwischen dir und Minho?" Schlagartig war mein Lächeln verschwunden. Wie kam er jetzt darauf? "Was? Nein, wie kommst du auf sowas?" Der ältere zuckte lediglich mit den Schultern. "Nur so ein Gedanke." Ich hatte ihn nicht angelogen. Zwischen uns lief nichts. Auch wenn ich absolut nicht wusste, was das zwischen mir und Minho war. "Und was hat es eigentlich mit den Krücken auf sich? Wie hast du das denn geschafft?" Wir mussten beide lachen und ich weihte ihn in die Geschichte ein.

Eine ganze Weile saßen wir noch auf der Bank und obwohl wir nicht viel redeten, genoss ich die Gesellschaft des anderen. Ich freute mich, dass er sich mir geöffnet und anvertraut hatte.

Timeskip:
Ich sah den anderen beim Training zu. Immer wieder glitt mein Blick zu Minho und Hyunjins Frage schoss mir durch den Kopf. "Du sag mal, läuft da eigentlich was zwischen dir und Minho?" Irgendwie wollte ich schon wissen, was da genau zwischen uns passierte aber ob ich mich das traute? Mit ihm war es ein ständiges auf und ab und diese Frage würde ihn wahrscheinlich nur aufregen. In Gedanken versunken bemerkte ich erst, dass das Training beendet war, als mir jemand auf die Schulter tippte. Mein Kopf schnellte nach oben und ich sah genau in Minhos Augen.

"Bist du eingeschlafen oder was?" Fragte dieser und grinste schief. "Nein, ich war nur in Gedanken." Der ältere nickte, machte aber keine Anstalten, den Raum zu verlassen obwohl alle anderen schon gegangen waren. Wollte er noch was? "Du isst nicht viel oder?" Erstaunt sah ich ihn an. Woher wusste er das? "Du hast in der Schule noch nie was gegessen. Zumindest nicht in der Mensa." Das stimmte war nicht ganz, einmal hatte ich mir einen Apfel mitgenommen. Aber ich wusste, worauf er hinaus wollte. Warte, hatte er mich etwa beobachtet? Ich erinnerte mich, dass er mich vor ein paar Tagen so angestarrt hatte. War das öfter vorgekommen? Seitdem war Jisung jedenfalls total komisch zu mir. Es war offensichtlich, dass er eifersüchtig war und ich fühlte mich wirklich schlecht deswegen.

"Du kannst mit zu mir kommen, ich koche uns was." Minho wollte für uns kochen? Nervös spielte ich mit meinen Fingern. "Ich weiß nicht-."
"Ist es wegen Han?" Langsam nickte ich. Das konnte ich ihm doch nicht antun, schließlich war er mein Freund. Minho lachte auf. "Keine Sorge, ich sag nichts. Außerdem bist du mein Schüler und ich sorge mich um deine Gesundheit. Wir haben ja kein Date oder so." Er hatte recht, da war eigentlich nichts dabei. Oder? Ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, zog der andere mich auf die Beine und wir liefen los. Dabei achtete er darauf, nicht zu schnell zu gehen und Rücksicht auf mein Bein zu nehmen.

Da Minho ebenfalls auf dem Campus wohnte, hatten wir es nicht weit. Er erzählte, dass sein Mitbewohner heute nicht da war und wir die Wohnung deshalb für uns hatten. Ich setzte mich auf einen der Hochstühle und sah dem älteren beim Kochen zu. Wir unterhielten uns etwas und so erfuhr ich zum Beispiel, dass er nicht nur gern kochte, sondern auch gut darin war. Als Minho dann nichts zu tun hatte, weil die Nudeln auf dem Herd vor sich hin kochten, fasste ich meinen Mut zusammen und fragte ihn wegen dem Kuss. Schließlich wollte ich es wirklich wissen und wir verstanden uns gerade sehr gut, was mir in die Karten spielte. Lee Know warf mir einen Blick zu, antwortete aber nicht direkt.

"Du willst also wissen, wieso ich dich geküsst hab?" Ich nickte leicht. Der ältere seufzte, als hätte er damit gerechnet, dass ich irgendwann fragen würde. "Na gut, ich sage dir jetzt etwas, das du schön für dich behälst. Wenn du es rum erzählst, schmeiße ich dich eigenhändig aus der Gruppe und mache dein Leben hier zur Hölle, verstanden?" Wieder nickte ich. Minho stützte sich an der Kücheninsel ab und richtete seinen Blick auf mich. "Ich fand dich von Anfang an schon interessant." Ungläubig riss ich die Augen auf. Wieso war er dann so scheiße zu mir gewesen? Als hätte er meine Gedanken gelesen, fuhr er fort. "Ich bin bisexuell, das heißt ich mag beide Geschlechter.

Das weiß niemand über mich, nicht einmal meine Freunde." Er machte eine kurze Pause. "Vor ein paar Jahren hab ich mich vor meinen Eltern geoutet und das ging voll nach hinten los. Sie meinten, ich wäre eklig und nicht normal und so ein scheiß. Das hat mich damals ziemlich geprägt und so schwor ich mir, das mit ins Grab zu nehmen. Ich hatte Angst, dass andere genauso reagieren würden und ich irgendwann alleine da stehe. Ich hatte das Selbstbewusstsein nicht um mich zur wehr zu setzten, falls Leute mich deswegen fertig gemacht hätten. Sexualität ist ne komplizierte Sache." Da konnte ich nur zustimmen.

"Dann kamst du auf unsere Schule und ich fand dich direkt cute." Cute? Sagt man sowas nicht über Welpen? "Aus Angst, dich zu nah an mich ran zu lassen und mich nochmal zu outen, beschloss ich, einfach scheiße zu dir zu sein und dich von mir zu stoßen. Hat wohl nicht so gut funktioniert, was?" Stumm sahen wir uns in die Augen. Er mochte mich also wirklich? Mein Kopf furhr Karussell und ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. "Du musstest ja so aufdringlich sein und unbedingt tanzen wollen.

Ich konnte mich nicht von dir fern halten." Sollte ich mich jetzt etwa mies fühlen, weil ich seiner AG beigetreten war? Es klang wie ein Vorwurf. Doch dann wurde seine Miene weicher und er kam auf mich zu. "Aber-" Er blieb vor mir stehen. "Im Endeffekt bin ich froh, dass du dich wie eine Klette an mich geheftet hast. Du hast echt was drauf und..." Der Abstand zwischen uns verringerte sich, ohne das ich es richtig wahr nahm. "Vielleicht, ganz vielleicht...mag ich dich ein bisschen." Den letzten Teil des Satzes flüsterte er. Dann nahm er mein Gesicht in seine Hände und küsste mich erneut. Schmetterlinge explodierten in meinem Bauch und flogen regelrecht gegeneinander.

Anders als beim letzten Mal war ich diesmal etwas darauf vorbereitet und erweiterte die Geste. Mein Kopf schaltete sich komplett aus und ich legte meine Hände auf seine Schultern. Es fühlte sich gut und so richtig an. Der Kuss war weder grob, noch aufdringlich. Ganz sanft bewegte er seine Lippen gegen meine.

Nach einer Weile lösten wir uns voneinander, um Luft zu schnappen. Minho lächelte mich an und strich vorsichtig über meine Wange. So hatte ich ihn wirklich noch nie erlebt. Ich hatte auch nicht gedacht, dass er so eine Seite hatte. Ich erwiderte sein Lächeln und genoss seine Berührung. "Das Essen müsste fertig sein." Meinte der ältere schließlich.

Minho pov:
Ja, ich hatte gesagt, dass es kein Date war, was gewissermaßen implizierte, dass da nichts lief. Als ich ihn zu mir eingeladen habe, hatte ich diese Absicht auch nicht. Das mit dem Kuss ist irgendwie einfach passiert. Aber was ist schon dabei?

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Irgendwie ist das eins meiner Lieblingskapitel :)

Später kommt noch ein Kapitel

Scars (Stray Kids ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt