Kapitel 8

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Die Stunde war zu Ende und wir fingen an, unsere Sachen zusammen zu packen. Meine Freunde hatten im Moment einen anderen Kurs gehabt als ich, weshalb ich schnell noch zu ihnen wollte bevor sie nachhause gingen. Gerade wollte ich das Klassenzimmer verlassen als mein Lehrer mich aufhielt. "Mister Hayashi, kommen Sie bitte kurz zu mir." Es war keine Bitte und etwas an seinem Ton gefiel mir ganz und gar nicht. Zögernd trat ich ans Lehrerpult während die anderen Schüler das Zimmer verließen. Dem Blick meines Lehrers zu urteilen, glich sein genervt Ton genau seiner Stimmung. Hatte ich etwas falsch gemacht? "Ich habe gehört, dass Sie vorhin Schwierigkeiten mit ein paar Mitschülern hatten. Wollen Sie etwas dazu sagen?"

Moment, er wusste davon? Ich wollte erklären, dass es keine Absicht gewesen war und ich mich nur wehren wollte, doch er ließ mich keine drei Worte sagen. "Das ist Ihre erste Woche hier und schon halten Sie es für notwendig, andere zu verletzen? Ich weiß nicht wie das an Ihrer alten Schule war aber hier dulden wir soetwas nicht. Sie werden heute nachsitzen. Jetzt, um genau zu sein. Raum H30. Ich möchte nichts mehr von Ihnen hören, gehen Sie jetzt." Da ich einsah, dass er mir nicht glauben würde, ging ich zu besagtem Raum. Ich kochte innerlich.

Ja, man könnte annehmen, es wäre meine Schuld, weil ich einem der Idioten ein blaues Auge verpasst hatte aber mich nicht mal erklären zu lassen war doch nicht fair. Vor allem nicht, weil ich nicht angefangen hatte, es war notwehr und keine Absicht gewesen. Ich seufzte, musste mich wohl damit abgeben, dass sie mir nicht glauben würde. Die waren zu dritt, ich allein. Die gingen schon lange auf diese Schule, ich war der Neue, den man noch nicht einschätzen konnte. Ich hoffte, dass das Nachsitzen nicht lange dauern würde.

Timeskip:
Nach zwei langen Stunden hatte ich endlich gehen dürfen. Ich verließ das Schulgebäude und bog um die Ecke, wollte einfach nur noch hier weg. Plötzlich stieß ich mit jemandem zusammen. Ich taumelte einige Schritte zurück, da mein Gegenüber größer war und der Zusammenstoß somit mehr Wirkung auf mich hatte. Als ich sah, gegen wen ich gerannt war, riss ich erschrocken die Augen auf. Hwang Hyunjin. Dieser grummelte genervt als er mich erkannte. "Sag mal, kannst du aufhören, mir ständig im Weg zu stehen?!" Er war sichtlich wütend obwohl es ihm vermutlich nicht einmal weh getan hatte. Warum wollte ich nochmal mit ihm reden und ihm meine Hilfe anbieten? Vorhin hatte ich wirklich Mitleid mit ihm gehabt aber die war im Moment wie weg geblasen.

"Sorry, war keine Absicht." Wir standen einfach weiterhin da und sahen uns an, was mich ziemlich nervös machte. Warum ging er nicht einfach weiter wenn ich ihm so auf die Nerven ging? "Was machst du überhaupt noch hier? Es ist fast 20 Uhr." belustigt schaute er mich an. "Lässt du die Lehrer Dinge mit dir machen wenn niemand mehr da ist, damit du gute Noten bekommst?" Ich starrte ihn erschrocken an. Wie kam er denn auf sowas? Ja, meine Noten waren sehr gut und ich hatte noch nie Probleme in der Schule gehabt aber das lag daran, dass ich mir sehr viel Mühe gab, in der Hoffnung meine Eltern stolz zu machen. Das hatte bis jetzt leider nur nicht funktioniert, da ich nie gut genug sein konnte. Was Hyunjin da andeutete, brachte mich komplett aus der Fassung.

"Natürlich nicht, ich musste nachsitzen." Antwortete ich deswegen empörter, als ich es geplant hatte. "Und was machst du noch hier?" Ich hoffte, dass ihn die Frage von meinem Tonfall ablenkte. Die Stimme gegen andere zu erheben versprach Schläge, weshalb ich es nie tat. Zum Glück schien es zu funktionieren. "Ich wohne hier." Meinte Hyunjin nur knapp. Ach richtig, Seungmin hatte erwähnt, dass es hier Wohnheime für die Studenten gab. "Wie auch immer, Kleiner, geh besser nachhause bevor du noch Ärger bekommst." Lachte der blonde während er an mir vorbei schlenderte. Wenn er wüsste, dass sein Witz der Realität entsprach und ich wirklich Ärger bekam, wenn ich nicht pünktlich da war.

Ich hoffte, dass ich mein ganzes Privatleben vor den anderen verbergen konnte, denn es war mir peinlich mit 22 noch so auf seine Eltern hören zu müssen. Allerdings waren sie schon immer so streng und gewalttätig gewesen, dass ich mit einer gewissen Angst vor ihnen aufwuchs. Ich seufzte und setzte meinen Weg nachhause fort. Was würde ich dafür geben, ein Zimmer in diesem Wohnheim zu haben um endlich weg von Zuhause zu sein. Allerdings fehlte mir dafür nach wie vor das Geld.

Scars (Stray Kids ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt