Scars (Stray Kids ff)

Kapitel 19

Ich wartete darauf, dass Minho etwas sagte aber das tat er nicht. Stattdessen verschränkte er die Arme vor der Brust und starrte mich verärgert an, was meine Nervosität nur schlimmer machte. Sein Blick brannte förmlich auf mir. Ich konnte diesem nicht standhalten weswegen ich auf meine Hände sah. "Was ist passiert?" Trotz seines finstern Gesichtsausdrucks war seine Stimme sehr neutral. Ich wusste nicht wieso ich auf die Frage nicht antworten konnte. Vielleicht wusste ich nicht, was ich sagen sollte oder aber ich wollte die Situation hinauszögern. Zwar gab es keinen Ausweg außer weg zu rennen aber selbst dann würde er mich nur festhalten.

Es glich diesen Momenten wenn einem eine unangenehme Frage gestellt wird und man 'was' sagt, anstatt zu antworten obwohl man genau verstanden hat, was die anderen Person wissen will. Minho kam einen Schritt auf mich zu und sah inzwischen richtig sauer aus. "Antworte mir gefälligst." Knurrte er. Ich seufzte, weil ich erkannte, dass ich es besser sagen sollte. "Okay, ich wollte es dir nicht sagen aber ich habe meinen Fuß verletzt." Brachte ich schließlich hervor, immer noch nicht in der Lage, ihn anzuschauen. "Wie bitte? Zeig her." Ich wollte protestieren aber der andere war bereits vor mir in die Hocke gegangen und nahm meinen Fuß in die Hand. Bevor ich etwas erwiedern konnte, löste er die Schnürsenkel und zog den Schuh mitsamt der Socke vorsichtig aus. Meine Augen weiteten sich als ich den Zustand meines Fußes sah. Dieser war geschwollen und ein riesiger Bluterguss war zu erkennen. Heute morgen war die Schwellung noch nicht so groß gewesen. Aber dann hatte ich wohl Recht mit dem Gefühl gehabt, dass es während dem Tanzen schlimmer geworden war.

Minho hatte seitdem nichts mehr gesagt, er hatte die Augen ebenfalls nicht von meinem Fuß genommen bis er laut seufzte und zu mir aufschaute. Er schien nicht mehr wütend zu sein. Im Gegenteil, er sah eher enttäuscht und besorgt aus. "Wie ist das passiert?" Fragte er sanft.
"Verdammt nochmal, Kenji, du musst schon auf dich aufpassen! Wenn du dir etwas reißt, kannst du das Tanzen gleich vergessen!" Seine Stimme wurde lauter, er war offensichtlich wieder sauer. Seine Stimmungsschwankungen müsste man haben. Ich wusste dass es stimmt was er sagte und ich bereute meine Handlung. Aber welche Wahl hätte ich denn gehabt? Ich konnte nicht einschätzen wie Minho reagiert hätte, trotzdem war es naiv gewesen zu glauben, dass mein Fuß bei Belastung nicht schlimmer werden würde. "Wir gehen jetzt erstmal zum Arzt. Ich begleite dich um sicherzugehen, dass du auch wirklich hingehst. Eigentlich hatte ich noch was vor aber das muss wohl warten. Hoffentlich ist es nicht all zu schlimm." Fügte er leise hinzu. Hatte ich mich verhört? Minho wollte mich wirklich begleiten? Und machte er sich Sorgen oder bildete ich mir das nur ein? Er half mir, meinen Socken und den Schuh wieder anzuziehen bevor er mir aufhalf und mich stützte während wir zu seinem Wagen liefen.

Wir mussten nicht lange warten obwohl ich keinen Termin ausgemacht hatte. Die Arzthelferin meinte, wir hätten Glück gehabt. Normalerweise würde es nicht so schnell gehen wenn man dazwischen geschoben wurde aber glücklicherweise hatte ein Patient seinen Termin kurzfristig abgesagt. Ich saß auf der Liege und Minho hatte auf dem Stuhl gegenüber des Arztes Platz genommen, der nun auch schon das Zimmer betrat. "Guten Tag, ich bin Doktor Qian Kun (stan wayv). Welche Beschwerden haben Sie denn?" Der Arzt lächelte uns an. "Wir befürchten, dass Kenji sich am Knöchel was gezerrt haben könnte. Oder schlimmeres." Sprach Minho und deutete auf mich. "Ohje, dann schauen wir uns das mal an."

Der junge Arzt befreite meinen Fuß von Schuh und Socke wie Minho es vorhin getan hatte. Er tastete vorsichtig meinen Fuß ab, was ziemlich weh tat. "Was ist denn genau passiert?" Nicht nur der Mann vor mir sondern auch Minho sahen mich abwartend an. Ihm hatte ich es ja auch noch nicht erzählt. "Ich bin gestern beim Tanzen umgeknickt." Der Arzt nickte und drehte meinen Fuß etwas nach links und rechts. Ich biss die Zähne zusammen, versuchte den dadurch verursachten Schmerz zu unterdrücken. "Und direkt danach tat es weh?" Ich nickte. "Können Sie laufen?"
"Gestern schon aber mein Fuß ist immer wieder weg geknickt."
"Es scheint seit heute schlimmer zu sein deswegen musste ich ihn stützen." Fügte mein Begleiter hinzu. "Ich verstehe." Er machte eine kurze Pause und ließ von meinem Fuß ab.

"Also, es sieht ganz so aus als hätten Sie einen Bänderriss." Mein Herz sank in die Hose auch wenn ich damit schon gerechnet hatte. Aber es jemanden aussprechen zu hören, war wie ein Schlag ins Gesicht. "Keine Panik, die Bänder sind nur eingerissen, wenn sie ganz gerissen wären, könnten Sie den Fuß gar nicht mehr bewegen. Sie haben also Glück, dass es sich nicht um eine vollständige Bandruptur handelt. Sie können Ihren Fuß nicht voll belasten und Ihr Gelenk fühlt sich etwas instabil an, so müssten Sie das auch wahrnehmen wenn Sie versuchen zu laufen, habe ich Recht?" Wieder nickte ich. "Außerdem haben Sie ein Hämatom am Fuß, er ist stark geschwollen und Sie haben Schmerzen an betroffener Stelle. Dass die Symptome direkt nach dem Umknicken auftraten, sprechen ebenfalls dafür. Wie es aussieht, wurden wohl Ihre Bänder bei dem Unfall überdehnt. Wir werden den Fuß trotzdem noch röntgen um eine Verletzung am Knochen auszuschließen. Zusätzlich werden wir einen Ultraschall machen, um das Ausmaß der Bänderverletzung erkennen zu können." Ein weiteres Mal konnte ich nur ein nicken von mir geben. Ich wusste einfach nicht wie ich mit den ganzen Informationen umgehen sollte. Minho half mir von der Liege runter und gemeinsam liefen wir hinter dem Arzt her.

Timeskip:
Wir saßen wieder im Behandlungsraum und warteten auf den Arzt, der gleich mit den Ergebnissen zurück kommen sollte. Ich saß neben Minho auf einem der Stühle und spielte unruhig an meinen Fingern. Der Ältere hatte nichts mehr gesagt seit wir uns vorhin zu den anderen Räumen begeben hatten. Die Tür öffnete sich und Dr.Qian betrat den Raum. Er setzte sich uns gegenüber und legte ein Blatt auf den Tisch. "Also es ist tatsächlich ein Bänderriss - ein Außenbandriss um genau zu sein. Dementsprechend ist Ihr Fuß nach innen eingeknickt, was das Außenband überlastet hat. Aber keine Sorge, der Knochen wurde nicht beschädigt. Es handelt sich um Grad 2, was bedeutet, dass mindestens ein Band angerissen ist und Ihren Bewegungsumfang einschränkt. Es gibt Grad 1-3 also ist es nicht allzu schlimm. Das Laufen wird Ihnen in der ersten Zeit weiterhin schwerfallen und Sie müssen aufpassen, dass Sie nicht nochmal umknicken.

Damit Sie Ihren Fuß nicht voll belasten, werden Sie eine Orthese, also eine Schiene, zur Stützung des Gelenks bekommen. Diese ermöglicht eine begrenzte Bewegung ohne volle Belastung. In den ersten 7-14 Tagen gebe ich Ihnen Krücken zur Hilfe mit. Ich möchte, dass Sie die sogenannte PECH-Regel einhalten. Dabei steht das P für Pause also ruhigstellen, das E für Eis, denn Sie sollten Ihren Knöchel kühlen damit die Schwellung zurück geht. Das C steht für Compression also ein Druckverband oder eine Bandage, die Sie von uns bekommen. Zu guter Letzt noch das H, was hochlegen bedeutet. Zu frühe oder intensive Belastung kann den Heilungsprozess verlangsamen oder Folgeprobleme nach sich ziehen.

Wie zum Beispiel chronische Instabilität des Gelenks oder Schäden am Knochen. Auch das Risiko eines erneuten Risses würde erhöht werden. Es wird 4-6 Wochen dauern aber dann sollte wieder alles beim Alten sein. Die akuten Schmerzen werden nach einigen Tagen verschwinden, trotzdem verschreibe ich Ihnen Diclofenac falls es schlimmer werden sollte oder Sie einfach mal Ihre Ruhe von den Schmerzen haben wollen." Er lächelte mich aufmunternd an. Ich warf einen Blick auf das Ultraschallbild, das er beim betreten des Zimmers auf den Tisch gelegt hatte. Mein Knochen schien wirklich keine Schäden davon getragen zu haben aber das hatte der Arzt ja auch gesagt.

"So, das waren sicher zu viele Informationen mit denen ich Sie bombardiert habe." Lachte er. "Wie gesagt, wenn Sie vorsichtig sind und Ihrem Fuß eine gute Genesung gewähren, müssen Sie sich absolut keine Sorgen machen.

Dann werden wir Ihnen mal die Schiene und die Krücken holen, das Rezept für die Tabletten gebe ich ihrem Freund." Er reichte Minho die Überweisung. Mein Freund? Er meinte wahrscheinlich Freund im Sinne von Kumpel oder? Ich hatte gerade nicht den Nerv um dafür zu grübeln also ließ ich mir vom Arzt alles geben was ich brauchte bevor wir uns auf den Heimweg machten.

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Ihr glaubt gar nicht, wie lange ich gebraucht habe, um all diese Infos raus zu suchen :')

Morgen oder am Samstag kommt das nächste Kapitel, weil dieses nicht sehr interessant war hehe