Scars (Stray Kids ff)

Kapitel 41

Seit Minho mir die Tür vor der Nase zugeschlagen hat, hab ich ihn weder in der Schule noch sonst irgendwo gesehen. Beim Tanztraining war ich nicht mehr. Obwohl mein Fuß so gut wie verheilt ist, fände ich es irgendwie unangebracht Minho gegenüber. Offensichtlich will er mich nicht sehen und dann einfach bei seiner AG aufzutauchen, mit dem Wissen, dass es die Stimmung vernichten würde, wäre mir echt unangenehm. Ich wusste nicht, ob er mich hasst oder je wieder mit mir interagiert. Er fehlte mir.

"Hey Kenji." Jisung kam auf mich zu und setzte sich neben mich. Ich war unglaublich froh, dass ich mich wieder mit ihm vertragen hatte. "Wie läufts mit Minho?" Der jüngere schielte mich vorsichtig an. Offensichtlich war er nicht sicher, ob er das Thema ansprechen sollte. Ich seufzte. "Ehrlich gesagt nicht gut, er ignoriert mich mehr denn je. Keine Ahnung, ob das noch was wird." Ich nahm einen Bissen von meinem Brot, doch als ich es runter schlucken wollte, blieb es mir beinahe im Hals stecken. In letzter Zeit aß ich sehr selten, da mich die Situation mit Minho so belastet.

"Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie leid mir das tut. Das ist alles meine Schuld. Ich meine, hätte ich nichts zu seinen Freunden gesagt, wärt ihr jetzt vielleicht zusammen." An seiner Stimme konnte ich erkennen, dass er es ernst meinte und sich wirklich mies deswegen fühlte. Natürlich war ich noch ein kleines bisschen sauer auf ihn, dass er Minho verletzt hatte, aber ich konnte mir nicht denken, dass das der einzige Grund dafür war, dass der ältere sich von mir fern hielt. "Jisung, du kannst nichts dafür. Klar haben wir beide Fehler gemacht aber Minho ist irgendwie nicht leicht im Umgang."
"Trotzdem will ich, dass du weißt, dass ich es euch wirklich gönnen würde." Gerührt von seinen Worten, legte ich meinen Kopf auf seine Schulter. "Danke Ji, das bedeutet mir viel."

Eine Weile saßen wir so da. Dann fiel mir etwas ein. "Was haben du und Hyunjin eigentlich noch gemacht, als ihr nach dem Gespräch zu dir gegangen seid?" Ich bemerkte, dass Jisung sich etwas anspannte, was mich meinen Kopf wieder heben ließ. "Wir haben halt gezockt." Gezockt also? "Nur das?" Grinsend zog ich die Augenbrauen nach oben. Sichtlich nervös nickte der andere. "Ich glaube er mag dich." Ein kleiner Hoffnungsschimmer tauchte in seinen Augen auf. "Meinst du echt? Also er hat sowas auch gesagt aber ich war mir nicht sicher. Ich will nicht Verletzt werden." Aufmunternd sah ich ihn an.
"Ihr würdet gut zusammen passen und Hyunjin ist nicht der Typ für sowas, er hat doch selber eine harte Vergangenheit."

Als wir fertig gegessen hatten, bot Jisung an, die Verpackung meines Brotes in den Müll zu werfen, weil er seine ebenfalls weg bringen wollte. Dankend streckte ich ihm meinen Arm entgegen, nicht darauf achtend, dass ich ein Tshirt an hatte, da es ziemlich warm war. Jisung wusste zwar von meinen Narben, doch seit dem Tag in der Mensa wurde nicht mehr darüber gesprochen. Ich sah, dass seine Augen größer wurden, als sein Blick auf meinen Arm fiel. Langsam nahm er mir das Papier ab, warf es in den Müll und kam dann wieder. Eine unangenehme Stimmung machte sich zwischen uns breit. So als würden wir beide reden wollen, doch keiner wusste, was er sagen sollte.

"Hast du inzwischen mehr Narben?" Jisung sah mich besorgt an. "Ähm...ja." Ich schämte mich aber wollte ihn auch nicht anlügen. "Ist es...wegen dem was ich gesagt hab?" Als ich zögerlich nickte, fing er an, sich fast 100x dafür zu entschuldigen. Wir sprachen uns aus und auch wenn diese Kommentare von ihm damals komplett fehl am Platz gewesen waren, vergab ich ihm. Schließlich wusste ich, dass er es nicht so gemeint hat. "Aber glaubst du, dass Jeongin sich deswegen das Leben genommen hat? Weil er sich schuldig fühlte?" Jisung überlegte kurz, doch dann meinte er, dass er das nicht glaubte. Wie Felix schon erwähnt hat, war I.Ns Psyche schon früher angeschlagen gewesen und möglicherweise hatte er Schuldgefühle, doch ob es letztendlich wirklich daran lag, konnte niemand sicher sagen.

Deswegen ein Leben lang zu rätseln, würde mich nur sinnlos runter ziehen und ich würde nie damit umgehen können oder damit abschließen.