Kapitel 43

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Minho pov:
Hyunjin und ich chillten nach dem Tanzen noch ein bisschen auf dem Sofa und sprachen über dies und das. "Ey btw, hast du mitbekommen, dass Kenji und Felix in einer Woche nach Australien gehen?" Ruckartig drehte ich den Kopf zu meinem Kumpel. Wie bitte? "Was? Ist das dein ernst? Woher weißt du das und wie lang sind die dann weg?" Hyunjin fing an zu lachen, als er merkte, wie panisch ich deswegen war. "Ähhh ich glaub zwei Jahre? Wieso bist du so aufgebracht? Ist ja nicht so, als hättest du ihn über ein halbes Jahr lang ignoriert."

Leider musste ich Hyunjin da zustimmen. Eigentlich hab ich kein Recht, mich darüber aufzuregen, dass er weg geht und mir nichts gesagt hat. Warum sollte er auch, immerhin hab ich ihn von mir weg gestoßen. Aber ich hatte meine Gründe dafür, auch wenn sie vielleicht nicht die besten waren. Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf und rannte los. Kenji müsste laut seinem Studenplan gerade aus haben und wenn ich Glück hatte, würde ich ihn noch erwischen.

Außer Atem kam ich auf dem Campus zum stehen und drehte mich wie ein bekloppter im Kreis. Wo ist er?
Dann sah ich ihn. Er saß auf einer Bank und schien seine Tasche zu sortieren.

"Hey." Überrascht blickte er zu mir auf. Offensichtlich hat er nicht damit gerechnet, jemals wieder was von mir zu hören. Es kostete mich viel Überwindung, auf jemanden zu zugehen und mir einzugestehen, dass ich ihn mochte aber wenn ich ihn nicht für immer verlieren wollte, musste ich jetzt über meinen Schatten springen. Wer weiß, ob ich nochmal die Chance bekommen würde mit ihm zu sprechen. Als von dem anderen keine Antwort kam und ich lediglich einen fragenden Blick erntete, setzte ich mich einfach neben ihn.

"Hör zu, es ist viel passiert. Auch einiges, was ich so nicht geplant hab. Aber Hyunjin hat erzählt, dass ihr ab nächster Woche weg seid und ich...-" Verzweifelt versuchte ich, die richtigen Worte zu finden, was mir wirklich nicht leicht fiel. "Ich wollte vorher noch mit dir reden. Es tut mir leid was passiert ist, also dass ich dich ignoriert hab und so. Meine Sexualität ist immer noch ein großes Hindernis für mich und seit dem Abendessen hab ich ernsthaft daran gezweifelt, ob das, was wir hatten richtig war.

Aber dass ich sofort zu dir musste, als ich erfuhr, dass du gehst...ist wohl der Beweis, dass es egal ist, ob es nun richtig oder falsch ist. Hauptsache ich kann bei dir sein." Den letzten Teil flüsterte ich, weil es mir peinlich war. Ich kam mir so unglaublich dumm vor. "Jedenfalls tut es mir leid und...." Es fiel mir verdammt schwer, den Satz zu beenden, doch Kenji übernahm das reden.

"Naja wenigstens haben wir eine Gemeinsamkeit. Unsere Eltern hassen uns." Ich schmunzelte. Irgendwie spendeten mir seine Worte trost, gaben mir das Gefühl, nicht allein zu sein.
"Es tut mir leid, dass ich so ein Feigling war und dich nicht verteidigt hab. Ich...hatte einfach Angst." Der jüngere schüttelte den Kopf. "Nein, mir tut es leid. Ich hätte dich damals unterstützen sollen."
"Ich hab dich einfach im Regen und Mitten in der Nacht vor meiner Tür stehen lassen, also ich glaube ich hab mehr Mist gebaut." Kenji fing an zu lachen. "Das ist doch kein Wettbewerb, Minho. Obwohl das echt nicht nett war." Da musste ich ihm zustimmen. Ich war froh, dass die Stimmung trotz allem so entspannt war und er mir nicht meine Fehler unter die Nase rieb.

Er erzählte mir von der Reise nach Australien und ich versprach, ihm regelmäßig zu schreiben.

Irgendwann wurde er still und schien in Gedanken zu versinken. "Was bedeutet das jetzt für uns?" Brachte er dann zögerlich hervor. "Hm, ich denke wir schaffen das. Immerhin-." Ich verstummte als mein Blick auf seinen Arm fiel. Das waren definitiv mehr Narben als beim letzten Mal, ein paar davon waren eindeutig noch frisch. Wut stieg in mir auf. "Du verletzt dich immer noch?" Ich sprach die Worte mit mehr Fassungslosigkeit als geplant. Doch wie konnte er sich sowas immer noch antun? Sein Gesicht wurde etwas rot, wie es aussieht war ihm das Thema noch immer unangenehm.

"Also mir geht es nicht besser und deshalb-."
Ich war so in Rage, dass ich gar nicht auf die Idee kam, ihn ausreden zu lassen. "Deshalb was? Ich dachte, du hättest daraus gelernt. Mann, das darf doch nicht wahr sein!" Frustriert schlug ich die Hände über dem Kopf zusammen. "Schrei mich nicht an, das weiß ich alles selber aber wie ich dir damals schon gesagt hab, ist das nicht so einfach-.'
"Nicht einfach am Arsch, du musst dich halt mal anstrengen oder dir wenigstens Hilfe holen."

Nach diesen Worten spürte ich, dass ich ihn langsam mit meiner Wut ansteckte. "Du bist der jenige, der nicht dazu gelernt hat. Warum verstehst du nicht, dass ich es versuche?"
Wir waren so in Fahrt, dass wir gar nicht aufhören konnten uns anzuschreien.

Nach ewigen Anschuldigungen und langem hin und her sprang ich auf. "Weißt du was? Vielleicht sollten wir das doch sein lassen. Das klappt sowieso nicht." Kenji sah mich etwas enttäuscht an. Auch mir tat diese Erkenntnis weh, doch wie sollten wir es schaffen zwei Jahre getrennt zu sein wenn wir es nicht einmal auf die Reihe bekamen, nicht zu streiten oder wenigstens ein bisschen klar zu kommen wenn wir zusammen waren?

Der jüngere stand ebenfalls auf und nahm seine Tasche. Eine Träne lief seine Wange hinunter. "Ist vielleicht besser. Du hast ja Erfahrung darin, dich von mir fern zu halten." Mit diesen Worten ging er an mir vorbei und ließ mich allein an der Bank stehen. Was hab ich getan?

Scars (Stray Kids ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt