Kapitel 37

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Dass meine Eltern so heftig reagieren würden, das hab ich nicht erwartet. Mit einer Backpfeife und Erniedrigungen hab ich gerechnet aber nicht mit Prügel. Ich hab keine Ahnung, wie lange ich schon unterwegs bin. Mit Ausnahme der Straßenlampen, die meinen Weg ein wenig beleuchten, war alles stockdunkel. Dass ich nur äußerst langsam voran kam, es mitten in der Nacht und arschkalt war, machte meine Situation nur schlimmer. Mein Bauch und meine Rippen schmerzten wie verrückt. Verdammt, ich hab es wirklich getan, ich hab mich geoutet. Es fühlte sich irgendwie gut an, endlich zu mir stehen zu können aber andererseits hatte ich vielleicht doch zu viel aufs Spiel gesetzt.

Völlig durchgefroren kam ich beim Wohnheim an und klopfte an Minhos Tür.

Minho pov:
Wer zum Teufel klopft um 2 Uhr nachts so energisch an meine Tür? Verschlafen schlurfte ich zur Tür, um diese zu öffnen.
Zu meiner Überraschung blickte ich direkt in Kenjis Augen. Ich rieb mir übers Gesicht, um sicherzugehen, dass ich nicht mehr schief und mir das nicht einbildete. Erst dann bemerkte ich seinen Zustand.
Der Junge stank geradezu nach Verzweiflung, sein Gesicht war komplett verheult und aus irgendeinem Grund hielt er sich den Bauch. Was wollte er überhaupt? "Hast du eine Ahnung wie spät es ist?" Anstatt zu antworten, fing der jüngere an zu weinen. Och Gott, was hat er denn? Da ich im Moment nicht gut auf ihn zu sprechen war, weil ich mit allem erst noch umgehen musste, fiel es mir schwer, Sympathie für ihn zu empfinden.

"Meine...meine Eltern...i-ich." Er stammelte wie ein Idiot vor sich hin und versuchte durch die Schluchzer etwas vernünftiges herauszubekommen. "Ich...hab mich geoutet...meine Eltern..." Er schniefte. "Sie wissen alles." Plötzlich war ich hellwach. Bitte was? Er hat sich geoutet? Wieso das denn? Nach allem was beim Abendessen passiert ist, hätte ich nicht gedacht, dass er überhaupt soetwas vor hätte. "Wie kommst du denn auf sowas? Warum glaubst du, dass das eine gute Idee war?" Ich reagierte anders, als er es sich wahrscheinlich gewünscht hätte. Immerhin ist er von allen Personen zu mir gekommen, um Trost zu suchen. Ich wusste ehrlich nicht, weshalb ich so abweisend reagierte, doch etwas anderes konnte ich gerade einfach nicht.

Vielleicht machte ich mir auch so große Sorgen um ihn, sodass ich sauer war, dass er sich solche Probleme gemacht hat. "Ich weiß nicht, ich...ich dachte, dass...-" Seine Stimme brach erneut, als seine Kehle die Worte abschnürte. Genervt schnaubte ich. Kann er sich mal anstrengen? "Dass ich dir damit helfen kann..." Mir helfen? Ist der verrückt? Ich stützte mich frustriert am Türrahmen ab. "Bist du beknackt? Wie soll mir das helfen wenn du dir so einen Kack einbrockst?" Beschämt sah er mich an. Seine Augen strahlten so viel Trauer aus, dass es mir fast schon weh tat. "Ich...ich hab das für dich gemacht, damit du nicht allein bist." Der spinnt doch.

"Jetzt ist es meine Schuld, dass deine Eltern wütend sind? Mal echt, es war deine Entscheidung, halt mich da gefälligst raus. Keine Ahnung was du überhaupt von mir willst, geh woanders hin." Es fiel mir schwer, so mit ihm zu reden aber ich konnte mir einfach keinen Ruck geben. Ich war nunmal so, wenn ich sauer auf jemanden war. Mit dem Wissen, dass ich ihm damit endgültig das Herz zerbrechen würde, knallte ich die Tür vor seiner Nase zu. Ich schob den Riegel davor, um es mir schwerer zu machen, die Tür erneut zu öffnen. Der kleine war zu einer meiner Schwachstellen geworden, deswegen vertraute ich mir nicht. Also ging ich zurück in mein Zimmer. Er wird sich schon zu helfen wissen.

Scars (Stray Kids ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt