Kapitel 15

198 18 3
                                    

TW: Selbstverletzung

Die Stimmung zwischen Minho und mir war seit dem Zwischenfall im Tanzraum sehr gedrückt. Wir hatten kein einziges Wort mehr miteinander gewechselt und er versuchte mir so gut es ging aus dem Weg zu gehen. Ich tat es ihm gleich. Beim Tanzen beachteten wir uns kaum und auch wenn wir uns sonst mal sehen, ignorierten wir uns komplett. Er hatte mich mit seiner Aktion auch ziemlich aus dem Konzept gebracht und ich wusste immer noch nicht was er damit bezwecken wollte.
Ich betrat den Toilettenraum und sah Minho, der am Waschbecken stand und sich die Hände wusch. "Hey". Brachte ich hervor. Möglicherweise war es besser, einfach nett zu sein als ihn zu ignorieren und es schlimmer zu machen.

"Du gehst mir auf die Nerven." knurrte er, was mich wirklich sauer machte. Das einzige, was ich getan hatte, war, mich im selben Raum zu befinden. Mein sonst so schüchternes Ich war mit einem Schlag verschwunden und eine Welle an Selbstbewusstsein überkam mich. "Womit denn? Ich habe dir nie etwas getan. Außerdem bist eher du hier das Problem, nicht ich." Als ich das sagte, schnellte sein Kopf nach oben und seine Augen funkelten mich durch den Spiegel an. Normalerweise hätte ich direkt bereut, ihn provoziert zu haben aber ich war nicht mehr zu stoppen. Was bildete dieser Kerl sich eigentlich ein? "Du bist ständig scheiße zu mir und das ohne Grund. Wir kennen uns kaum und trotzdem hackst du die ganze Zeit auf mir herum. Was soll die Scheiße eigentlich?" Ich merkte, wie jedes Wort, das ich sprach, ihn weiter verärgerte. "Also was hast du für ein Problem?!" Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich inzwischen schrie.

Das war vermutlich auch der Auslöser für seine Reaktion, denn er wurde so sauer, dass er sich zu mir umdrehte, mich an der Hüfte packte und mich gegen die Wand hinter mir stieß. Seine rechte Hand lag dabei genau auf meiner Wunde. Der Druck, den diese dabei auf die frisch nachgezogene Narbe ausübten, ließ mich vor Schmerz wimmern. Sie hatte noch nicht richtig angefangen zu heilen und ich hatte erst heute morgen das Pflaster entfernt. Minho sah mich aufgrund meines schmerzverzerrten Gesichts irritiert an, seine Wut war wie weg geblasen. Dann wanderte sein Blick zu seiner Hand, die immer noch auf der selben Stelle lag. Ich verfluchte mich dafür, seine Aufmerksamkeit darauf gerichtet zu haben, wenn auch nicht mit Absicht.

Ich wollte absolut nicht, dass er von der Narbe wusste aber jetzt war es wohl zu spät dafür. Auf einmal packte er den Hosenbund meiner Jogginghose und riss ihn etwas herunter. Erschrocken zog ich die Luft ein und blickte nach unten. Die Hose war nun etwas unter meinem Beckenknochen und leider lag damit die Wunde frei. Vorsichtig blickte ich zu Minho, der die Augen weit aufgerissen hatte. Er schien verstört zu sein. So hatte ich ihn noch nie gesehen. Dann trafen sich unsere Augen. Wut spiegelte sich in den seinen. "Was ist das?" fragte er gereizt, wobei er zwischen mir und meiner verletzen Haut hin und her schaute. Ich schwieg, wusste nicht was ich ihm antworten sollte.

Auf keinen Fall wollte ich ihm von meine Situation oder meiner Vergangenheit erzählen. Da ich nicht wusste, ob er es weiter erzählen oder mich deswegen fertig machen würde, hielt ich es für besser, ihn nicht einzuweihen. Ich konnte diesen Mann einfach nicht einschätzen. "Wieso hast du das getan?!" Seine Stimme wurde lauter, dabei verstand ich nicht einmal wieso er so wütend darüber war. Es konnte ihm doch egal sein, was mit mir war. Also hielt ich den Mund. So standen wir da, schweigend sahen wir uns in die Augen und ich musste darauf achten, nicht in Tränen auszubrechen. Diese ganze Situation war so unangenehm für mich und ich wollte nicht vor Minho weinen. Nicht vor ihm.

Auf einmal schlangen sich zwei Arme um mich und zogen mich an seine Brust. Perplex starrte ich ins Leere. Wieso?-
Ich zwang mich dazu, nicht darüber nachzudenken, da ich sowieso nicht schlau aus ihm wurde. Also erwiederte ich die Umarmung. Es tat gut, umarmt zu werden. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal in jemandes Armen lag. Meine Augen schlossen sich und mein Körper begann sich zu entspannen. Komischerweise fühlte ich mich bei ihm sicher. Wieso konnte ich nicht sagen. "Hör auf damit dir weh zu tun. Du machst deine Haut kaputt".

Ich schnaubte verächtlich. Dachte er wirklich, das wäre so einfach? Es war ein ungesunde Angewohnheit, die man nicht so leicht wieder loswerden konnte. Aufgrund meiner Reaktion befreite er sich und schaute mich verwirrt an. Seine Unwissenheit machte mich wütend. "Glaubst du, ich habe nicht versucht, damit aufzuhören? Das ist nicht so wie du es dir vielleicht vorstellst. Es ist wie Drogen zu konsumieren oder unter einer Alkoholsucht zu leiden, man kann ständig rückfällig werden. Glaubst du ich weiß nicht, dass ich mich und meine Haut damit verunstalte?! Du hast keine Ahnung wie das ist!"

Den letzten Satz schrie ich. Es war mir egal, dass ich die Stimme erneut gegen ihn erhob. Sollte er mich doch dafür schlagen, es war mir im Moment gleichgültig. Er sollte wissen, dass ich es versuchte. Ich hatte versucht stark zu bleiben aber der Drang war zu groß gewesen. Ich hatte damit gerechnet, dass er auch wütend wurde aber er sah mich nur mit zusammen gekniffenen Augenbrauen an. Da keine Reaktion von ihm kam, wusste ich nicht was ich tun sollte. Normalerweise ließ er nicht so mit sich reden. Doch er schien nur zu überlegen und nickte dann. Kurz darauf verließ er den Raum und ließ mich allein.

---------------------------------------------------------
Heyy Leute, ich hoffe es geht euch gut ^^
Das nächste Kapitel hab ich noch nicht vorgeschrieben und zur Zeit hab ich in einer Art Schreibblockade bei dieser Story also kann es eventuell etwas dauern bis ich wieder update :')

Scars (Stray Kids ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt