Jahr 6: Kapitel 12 - Erwischt

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Mitte Oktober bekam Amina die Rückmeldung zu ihrem Unterricht und stand laut diesem im Verdacht, ihren Klassen die Dunklen Künste näher bringen zu wollen. Sie nahm es hin und machte sich nicht weitere Gedanken dazu. Sie wusste, was sie ihren Lernenden beibrachte, und sie wusste auch, dass alle anderen es wussten, deren Meinung sie interessierte. Dolores würde sie nicht dazu bringen, an sich zu zweifeln oder auch nur eine Unterrichtsstunde zu verändern.

Ende Oktober besuchte sie zusammen mit Severus die Flamels und berichteten ihnen alles, was in der letzten Zeit passiert war. Auch über ihre Verlobung wurde lange geredet. Amina genoss das Zusammensein mit ihnen. Die Flamels bereiteten sich auf das Ende ihres langen Lebens vor und schienen mit sich im reinen zu sein. Amina hätte eine solche Einstellung auch gerne gehabt. Sie und alle um sie herum machten sich ständig sorgen. Jeder war angespannt und die friedlichen Momente wurden immer seltener. Ein Krieg kam auf sie zu und nichts konnte ihn aufhalten.

Im November besuchten sie die Flamels ebenfalls. Zudem war Hagrid wieder zurückgekehrt, weshalb die Lehrerinnen, natürlich ohne die Großinquisitorin, einen langen Abend im Drei Besen verbrachten, um sich von Wilhelmina zu verabschieden.

Potter verhielt sich, zu dem Bedauern aller, nicht so unauffällig wie gewünscht. Zusammen mit den Weasley-Zwillingen flog er aus der Quidditch-Hausmannschaft nach einem Handgemenge mit den Slytherins. Seine Nachhilfegruppe traf sich mindestens einmal in der Woche, wenn Amina es richtig verstanden hatte. Außerdem hatten die Teenager sich wohl auf dem Namen Dumbledores Armee geeinigt, was ihren Urgroßonkel mit Stolz erfüllte, als sie ihm davon erzählte. Mit seiner Okklumentik hatte Potter allerdings keine Fortschritte gemacht. Lediglich Granger schien sich zumindest ein wenig damit auseinander zu setzen. Ihre Gedanken waren bei Weitem nicht so laut wie noch am Anfang des Schuljahres.

Amina lief durch die Gänge des Schlosses. Es war inzwischen Anfang Dezember und draußen schneite es seit einigen Stunden. Im siebten Stock machte sie halt und betrachtete den Wandteppich von Barnabas dem Bekloppten. Er hatte seine Bemühungen, den Trollen das Tanzen beizubringen, noch nicht aufgegeben. Ein wenig bewunderte Sie ihn ja für seine Ausdauer. „Guten Tag, Barnabas.", begrüßte sie ihn in einer seiner Sprechpausen. Er hielt überrascht inne und drehte sich zu ihr um. „Frau Professor Tahnea, schön Sie zu sehen. Wollen Sie etwa mit trainieren?", fragte er sie freundlich und mit einer sehr lang gezogenen Stimme. Sie schüttelte den Kopf.

In ihrer Schulzeit hatte sie sich das ein oder andere Mal von ihm zum Mittanzen überreden lassen. Sie war stets froh darüber gewesen, dass der Gang meistens leer war und sie niemand gesehen hatte. „Nein, danke. Ich verzichte. Doch ich sehe, sie scheinen ein klein wenig weiter gekommen zu sein mit ihren Bemühungen.", antwortete sie ihm und schaute sich die zappelnden Trolle an. Sie konnte keinen Fortschritt erkennen, doch würde Sie ihn nicht entmutigen. „Ja, die Bewegungen werden immer flüssiger und sie haben auch schon einige Schritte verstanden. Ich arbeite immer weiter daran. Das werden einmal fantastische Balletttänzer sein, sag ich Ihnen.", strahlte er und wandte sich dann wieder seinen Schützlingen zu. Plötzlich hörte Amina, wie hinter ihr sich eine Tür öffnete und dazu ein lautes: „Nicht!"

Sie drehte sich um, obwohl sie bereits wusste, wer dort vor ihr stehen würde. Sie sah die beiden Zwillinge an und zog eine Augenbraue hoch. Sie standen beide wie erstarrt in der Tür, die sie soeben aufgerissen hatten. Amina wunderte sich, woher die Tür so plötzlich kam. Ihr war an dieser Stelle noch nie eine aufgefallen. Hinter den beiden Weasleys stand Potter mit einem Stück Pergament in der einen Hand, die andere hatte er erhoben, als wollte er die Zwillinge damit zum Stehen bringen. Sie vermutete, dass es sich um die Karte des Rumtreibers handelte. Neben ihm standen noch einige weitere Teenager. Amina verdrehte ihr Auge und drückte die Zwillinge in den Raum. Dann schloss sie die Tür und besah jeden der Lernenden mit einem kalten Blick.

Die Alchemistin - Bis in den TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt