Nach weiteren fünf Minuten des Schweigens war sich Amina sicher, dass die Wirkung des Veritaserum vollständig nachgelassen hatte und bereute ihre letzten Sätze zutiefst. Sie hoffte einfach, Severus ging nicht weiter darauf ein, wo er doch schon die letzten Minuten schwieg. Anscheinend war das Glück auf ihrer Seite, denn in dem Moment, als Severus den Mund aufmachte, um vermutlich endlich zu antworten, sprang die Tür auf und eine prustende Pomona stand im Raum.
„Er...er ist wach. Ich soll Sie beide holen. Albus ist schon bei ihm.", schnaufte sie völlig außer Atem. Amina und Severus sahen sich kurz an, bevor sie Pomona hinterhereilten, welche schon wieder in Richtung Krankenflügel hechtete. Diese Frau hatte deutlich zu wenig Kondition.
Mit wehenden Umhängen kamen die Drei im Krankenflügel an. Der Hufflepuff-Schüler sah erst seine Hauslehrerin an und dann die beiden anderen Lehrer. „Oh nein, nicht die beiden...", hörte Amina ihn denken und zog amüsiert eine Augenbraue hoch. Er konnte sich also an sie erinnern.
„Mr. King, Sie sind wach. Wie geht es Ihnen?", fragte sie ihn und stellte sich neben sein Bett. „So...soweit ganz gut, aber mein Kopf tut noch ein bisschen weh.", antwortete er ihr stockend. Sie nickte verstehend. „Das ist normal. Haben Sie versucht, sich an etwas von gestern zu erinnern?", fragte sie weiter und sah ihm in die Augen.
Auch er versuchte es, doch glitt sein Blick immer wieder auf das blinde Auge. Dies war für Amina nichts Neues, die wenigsten konnten sich auf ihr sehendes Auge konzentrieren. Ein Muggel meinte einmal zu ihr, ihr blindes Auge gliche einem Autounfall. Man wollte eigentlich nicht hinsehen, tat es aber trotzdem. Sie fand den Vergleich ein wenig hart, doch nicht unpassend.
Der Schüler war verwirrt, hatte Schmerzen und fühlte sich unwohl. Normale Gefühle, wie sie wohl die meisten in seiner Situation hätten. „Ja, aber es ist merkwürdig. Ich fühle mich, als hätte ich etwas vergessen, aber es will mir nicht einfallen was.", beschrieb er. „Das werden die falschen Erinnerungen sein. Sie wurden von Ihren echten Erinnerungen entfernt und hinterließen Ihnen dieses Gefühl.
Erzählen Sie uns von Ihrem Tag gestern. Versuchen Sie sich nicht zu stark auf Ihre Erinnerungen zu konzentrieren, sondern erzählen Sie einfach drauf los. Sie sind gestern früh aufgestanden, um wie viel Uhr?"
Erst sah sie der Schüler verdattert an, fing dann aber an zu erzählen. „Ich bin gestern mit den anderen aufgestanden. Das muss so gegen sieben Uhr gewesen sein, unser Unterricht beginnt am Mittwoch immer um halb neun. Wir sind frühstücken gegangen. Es gab Toast und Ei. Danach sind wir zum Unterricht. Wir hatten zuerst Verteidigung gegen die dunklen Künste mit den Ravenclaws, dann Verwandlung und dann hatte ich eine Freistunde. Die anderen hatten Arithmantik bei Ihnen, Frau Professor. Ich lief von Verwandlung in Richtung Gemeinschaftsraum, da hörte ich ein Geräusch, eine Art gluckern. Ich dachte mir nichts dabei und lief weiter. Plötzlich wurde ich von hinten gepackt und dann ist alles schwarz. Das Nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass mich Lucas angesprochen hat und zum Krankenflügel führte. Dann das Gesicht von Madam Pomfrey."
Er beendete seine Erklärung und sah sie verzweifelt an. „Was ist mit mir passiert, Frau Professor?" „Das ist eine gute Frage. Ist Ihnen etwas aufgefallen an Ihnen, als sie aufgewacht sind?" Der Schüler schüttelte erst den Kopf, dann stockte er.
„Doch! Ich hatte eine Kette um.", erklärte er ihr und zeigte auf das Tischchen neben seinem Bett. Sie war golden und hatte einen schwarzen Stein als Anhänger. Severus besah sich das Schmuckstück. „Severus untersuchen Sie die Kette und übergeben Sie sie dann Lion. Er soll sie sich ebenfalls ansehen.", bestimmte Albus. Severus nickte. „Ich werde es untersuchen. Betäubt haben wird sie ihn allerdings nicht.", erklärte er.
„Sagen Sie, als Sie das Gluckern gehört haben, nach was hat es in dem Moment gerochen?", wandte sich Amina wieder dem Schüler zu. „Ge-gerochen?" Er überlegte kurz. „Nach irgendwas Süßem. Ich kenne den Duft nicht." Sie sah ihn überrascht an. Dann wanderte ihr Blick wieder zu Severus. „Gibt es einen Trank oder eine Trankzutat, die süßlich riecht und jemanden betäubt?", fragte sie ihn. Er schüttelte den Kopf. „Für Betäubung gibt es einige, aber keine davon riecht süßlich."
DU LIEST GERADE
Die Alchemistin - Bis in den Tod
FanfictionSie kam nach Hogwarts, um ihren Urgroßvater zu finden und sie blieb, um zu kämpfen. Amina Tahnea, Meisterin der Alchemie und Arithmantik, geborene Legilimentorin und ehemalige Lehrling des Ehepaars Flamel, wollte nichts weiter als eine Lehrstelle in...