Er ist tot. Der Dunkle Zauberer hat ihn getötet. Ich werde das Gelände verlassen. Meine Aufgabe ist erfüllt. Danke für alles. Das Schloss ist jetzt deines. Bitte lasse meinen Vater nicht allein und führe Nagini wieder auf den richtigen Weg.
Dein Großvater A. Dumbledore
Diese Nachricht bekam Amina Ende März, kurz nachdem die Osterferien begonnen hatten. Als sie sie gelesen hatte, war sie sofort zu Aberforth geeilt. Er hatte ebenfalls einen Brief erhalten und saß mit tränenüberströmtem Gesicht im Schankraum des Eberkopfes. Sie beschlossen Aurelius gemeinsam zu beerdigen. Bei demselben Besuch erfuhr sie, dass Aberforth von Albus ein Teil eines Spiegels bekommen hatte, mit dem er Potter und seine Freunde im Auge behalten hatte und ihnen so helfen konnte. Die drei waren wohl von Greifern gefangen genommen und ins Malfoy Manor geschleppt worden. Dank Aberforth und Dobby konnten sie fliehen. Wo sie sich jetzt aufhielten, konnte ihr Urgroßvater nicht sagen.
Am nächsten Morgen brach Severus auf, um im Malfoy Manor nach dem Rechten zu sehen, während sie sich ans Seeufer stellte, um ihren Morgensport zu machen. Gerade als sie mit ihren Legilimentik-Übungen angefangen hatte, spürte sie ihn. Er kam über den See geflogen. Amina beobachtete ihn, wie er den weißen Stein um Albus Leichnam herum zerstörte und etwas daraus nahm. Sein bösartiges Lachen hallte über den See und ein grüner Blitz stieg in den Himmel. Kaum war das Licht verschwunden richtete er seinen Blick auf sie. Er flog auf sie zu und sie sank auf ein Knie, so wie es von ihr erwartet wurde. „Amina, was machst du hier?", fragte er lauernd. „Ich machte gerade Sport, als ich Euch sah, Herr.", antwortete sie ihm mit monotoner Stimme. „Steh auf. Sag, wo ist Severus?", fragte er barsch. „Er wollte zu den Malfoys. Uns wurde berichtet, dass Potter und seine Begleitenden gestern Abend dort waren.", antwortete sie ihm ergeben.
„Der Zauberstabmacher berichtete mir, dass du in der Lage seihst herauszufinden, zu wem ein Zauberstab gehört, wenn du ihn siehst.", fing er an zu erklären und dreht dabei Albus' Zauberstab in den Händen. Anscheinend hatte er diesen aus dem Grab gestohlen. „Zumindest, wenn ich Zauberer und Stab vor mir habe. Auf weitere Entfernungen haben wir keine Versuche durchgeführt.", antwortete sie ihm. „Heißt das, dieser Zauberstab gehorcht nicht mir?", fragte er mit grotesk verzogenem Gesicht und Amina bemerkte ihren Fehler. Er hatte gedacht, es wäre sein Zauberstab und jetzt musste sie ihm Antworten. Wenn sie ihn belog, würde er wissen, dass etwas nicht stimmt. „Ja, Herr. Der Eigentümer dieses Stabs ist nicht hier. Ich kann Euch leider nicht sagen, wo er sich befindet oder um wen es sich handelt.", antwortete sie ihm. Er nickt bedächtig, was ihr einen Schauer über den Rücken jagte. „Ich werde es noch herausfinden.", murmelte er entschlossen und erhob sich, ohne ein weiteres Wort an sie, in die Lüfte. Amina atmete erleichtert aus. Warum hatte er ausgerechnet Albus' Zauberstab haben wollen und was hatte Grindelwald damit zu tun? Grindelwald, Aurelius. Sie musste nach Nurmengard und sich um die Leichen kümmern. Es würde sonst kein anderer können.
Aberforth begleitete sie, als sie am späten Vormittag zu dem alten Schloss reiste. Er besah sich die Umgebung, während Amina vor dem Tor des Schlosses auf die Überreste ihres Großvaters stieß. Er war keine zwei Meter gekommen, als seine Macht ihn übermannt hatte. Von ihm war ein schwarz verkohlter Körper übriggeblieben. Sie äscherte ihn mit Hilfe eines Zaubers ein und machte die Asche in eine Urne, die sie mitgebracht hatte. Während Aberforth sich um die zwei Gräber im Garten kümmerte, suchte Amina die Leiche des anderen Zauberers. Grindelwald fand sie schließlich in seiner Zelle. Es stank bereits nach Verwesung. Sein Körper hatte bei seinem Tod besser ausgesehen als noch bei ihrem Besuch vor einigen Monaten, trotzdem war er mager und vor Alter und Trauer gezeichnet gestorben. Auch ihn äscherte sie ein und machte seine Asche in eine andere Urne. Sie beerdigten beide im Schlossgarten. Zum Schluss kümmerte Amina sich dann um die Schutzzauber, die der Dunkle Lord geschwächt und Aurelius danach vollkommen zerstört hatte. Es dauerte bis in die Nacht, um alle zu sprechen. Sie sprach außerdem einen Fidelius-Zauber darauf. Nur für den Fall, dass sie einen Dauerhafen Unterschlupf brauchen könnten. Aberforth weihte sie jedoch direkt ein, damit er das Grab seines Sohnes jederzeit besuchen konnte.
Als sie ins Schloss zurückkehrte, wartete Severus bereits auf sie. Sie berichtete ihm von ihrer Begegnung mit dem Dunklen Lord am Morgen und auch von dem Schloss, das jetzt ihnen gehörte. „Du denkst, dass der Dunkle Lord herausfinden will, wem der Stab dient. Aber was ist so besonderes daran?", fragte Severus, nachdem sie ihre Erzählung beendet hatte. „Ich weiß es nicht. Ich habe mich nie mit Albus' Zauberstab beschäftigt. Vielleicht ist es etwas symbolisches?", antwortete sie nachdenklich. „Dann hätte er ihn schon früher an sich genommen. Es muss etwas anderes sein.", widersprach der schwarzhaarige. Sie schwiegen überlegend. „Wem dient der Starb eigentlich?", fragte Severus schließlich. „Ich weiß es nicht. Demjenigen, der ihn entwaffnet hat vielleicht. Warst du das?" Fragend sah sie ihn an. „Nein, als ich zu den anderen kam, war Albus schon entwaffnet. Es muss einer der anderen gewesen sein. Vielleicht Draco." „Ich werde ihn bei Gelegenheit danach fragen.", beschloss sie. „Wie war es bei den Malfoys?" „Angespannt. Der Dunkle Lord ist wütend. Lucius hat Angst vor seiner Bestrafung." „Verständlich.", warf sie ein. Der schwarzhaarige nickte. „Potter hat Dracos Zauberstab mitgenommen. Narzissa wird mit ihm einen neuen kaufen gehen müssen. Außerdem waren sie alle mehrere Stunden in einer merkwürdigen Substanz gefangen. Der Dunkle Lord musste sie befreien." Amina wusste nicht, ob sie es lustig finden sollte oder besorgniserregend.
„Das war vermutlich ein Blob. Ich hab ihn Granger gegeben, falls sie ihn mal brauchen könnten. Letzten Sommer war er noch nicht so ausgereift, wie jetzt. Inzwischen ist die Konsistenz besser und er breitet sich nicht mehr so unkontrolliert aus.", erklärte sie. „Hast du davon auch etwas in den Notfallraum getan?" Sie nickte. „Ja, allerdings nur den, der für einzelne Personen gedacht ist. Wenn jemand einen der großen im Schloss einsetzt, ist nicht nur alles blockiert, sondern auch alle darin bewegungsunfähig. Egal, ob Freund oder Feind." „Das wäre in der Tat unpraktisch.", stimmte er zu. Amina sah allerdings das kleine Zucken in seinen Mundwinkeln. Er fand die Vorstellung wohl auch ein wenig lustig. „Haben Potter und seine Freunde die Gefangenen mitgenommen bei ihrer Flucht?", wechselte sie das Thema. Severus nickte. „Alle drei. Ollivander, Lovegood und ein Kobold. Addy sagte, dass sie bis jetzt in keiner der Zufluchten aufgetaucht sind. Vermutlich haben sie beim Orden Schutz gefunden. Die Weasleys sind auch vollständig untergetaucht." Amina atmet erleichtert aus. „Dann scheint es ihnen soweit zumindest gut zu gehen.", stellte sie fest. Der Schulleiter nickte. „Allerdings ist Pettigrew gestorben. Er wurde, laut Lucius, von seiner künstlichen Hand erwürgt." Amina nickte überlegend. „Vermutlich hat er doch noch so etwas wie ein gewissen besessen", murmelte sie. „Ja, vielleicht.", stimmte ihr Mann ihr zu.
Nach den Osterferien kehrte die jüngste Weasley nicht mehr zurück und Longbottoms Kampf wurde immer schwerer. Von Draco erhielt sie einen ähnlichen Bericht, wie von Severus. Auf ihre Frage hin, ob er es war, der Albus auf dem Astronomieturm entwaffnete erhielt sie ein beschämtes Nicken. „Warum ist das wichtig?", fragte der Schüler verwirrt. „Es war nur eine Überlegung zu etwas, nichts wirklich wichtiges.", wank sie ab und wusste gleichzeitig, dass das gelogen war. Wenn Garrick mit seinen Thesen richtig gelegen hatte (und Amina vertraute dem Können des Zauberstarbmachers), dann war Draco der rechtmäßige Herr über Albus' Zauberstab. Warum auch immer der Dunkle Lord diesen haben wollte, solange er dieses Detail nicht kannte, würde er nicht selbst der Herr werden können und somit auch nicht die volle Kraft des Stabs entfalten. Das wäre zumindest ein kleiner Vorteil, welchen sie bei nächster Gelegenheit auch Severus erzählte, der ihre Meinung teilte.
Nach der ersten Unterrichtswoche verschwanden die ersten Lernenden auf einmal von der Bildfläche. Amina nahm an, dass sie im Raum der Wünsche Schutz gesucht hatten. Zumindest die Teenager, für die es zu gefährlich wurde, weiter in den Unterricht zu gehen. Von Aberforth erfuhren sie, dass es einen Weg von Hogwarts in den Eberkopf gab und er die Geflohenen mit Lebensmitteln unterstützte. Amina hatte sich mit ihm darauf geeinigt, nicht mehr in den Eberkopf zu kommen, um die Lernenden nicht misstrauisch zu machen. Sollten sie von der Verbindung der beiden erfahren, würden sie Aberforth vermutlich nicht mehr trauen und sie konnten seine Hilfe bestimmt gut gebrauchen.
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Die Alchemistin - Bis in den Tod
FanfictionSie kam nach Hogwarts, um ihren Urgroßvater zu finden und sie blieb, um zu kämpfen. Amina Tahnea, Meisterin der Alchemie und Arithmantik, geborene Legilimentorin und ehemalige Lehrling des Ehepaars Flamel, wollte nichts weiter als eine Lehrstelle in...