Energie

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Am nächsten Tag kommt Oliver breit grinsend in die Küche, während ich gerade eine Suppe zubereite.

»Was gibtʼs? Du siehst so glücklich aus«, merke ich an und probiere die Suppe. Zu wenig Salz.

»Prinz Julian und Herzog Malek sind heute wieder hier. Sie sind vorhin gekommen. Sarah hat ihre Bestellung aufgenommen.«

»Das ist sehr gut. Wenn sich herumspricht, dass der Prinz und der Herzog hier öfter speisen, werden vielleicht noch mehr Leute kommen. Bisher kamen die beiden nie zwei Tage hintereinander.«

Oliver nickt eifrig. Seine grauen Augen strahlen freudig. Nun lugt er durch das kleine Fenster, das sich in der Küchentür befindet. Ich schaue nun auch durch das Fenster in den Schankraum und entdecke die beiden. Sarah, unsere Kellnerin, der es wieder gut geht, bringt ihnen gerade die Getränke. Sie würdigen sie keines Blickes, was mich wütend macht. Gestern hatte ich noch die Hoffnung, sie hätten sich vielleicht geändert. Malek wischt sich Staub von seiner schwarzen Tunika und scheint in Gedanken zu sein. Er trägt überwiegend schwarz, manchmal dunkelblau oder dunkelgrau. Julian neigt eher zu helleren Farben.

Den Tag darauf sind Julian und Malek schon wieder in unserer Taverne. Oliver ist überglücklich, aber ich bin verwirrt. Warum kommen sie plötzlich so oft hierher?

Nun kommt Sarah zu mir in die Küche und nimmt zwei Teller, die ich gerade angerichtet habe. »Prinz Julian und Herzog Malek haben über dich gesprochen. Ich habe es im Vorbeigehen gehört«, teilt sie mir mit. Erstaunt sehe ich sie an. »Julian hat bemerkt, dass du nicht mehr bedienst und wieder in der Küche bist. Keine Ahnung, warum sie darüber gesprochen haben.«

»Das verstehe ich auch nicht.«

»Ein Wunder, dass sie sich überhaupt an dich erinnern. Mich würden sie nicht wiedererkennen, obwohl ich sie schon so oft bedient habe. Ein danke habe ich immer noch nicht bekommen. Manchmal nur ein Kopfnicken von Malek«, meint Sarah und schnaubt.

Ich gehe zum Guckfenster in der Küchentür und sehe zum Tisch der beiden. Überrascht stelle ich fest, dass Malek zu mir sieht. Als er mich bemerkt, wendet er rasch seinen nachdenklichen Blick ab.

Nachdem ich endlich alles abgespült habe, mache ich mich müde auf den Heimweg. Morgen muss ich ausgeschlafen sein, denn es findet ein Turnier statt, an dem jeder Bürger teilnehmen kann. Es finden drei Stück jedes Jahr statt, damit wir uns messen können und trainiert bleiben, falls wir angegriffen werden. Wir Menschen sind alle ausgebildet zum Kämpfen, da wir uns irgendwie gegen die Hexen behaupten müssen.

Wie die Vergangenheit gezeigt hat, haben wir nicht immer eine Göttliche, die uns hilft. Deshalb müssen wir uns selbst zu helfen wissen. Jeder soll daran teilnehmen, aber es herrscht kein Zwang. Aber allein um sich nicht die Blöße zu geben, macht so gut wie jeder mit. Mit Ausnahme der älteren oder kranken Leute.

Unserer Freundschaft mit den Zwergen ist es zu verdanken, dass viele im Besitz der blauen Kristalle sind. Sie sind in der Lage Zauber der Hexen abzuwehren. Die Kristalle sind an unseren Waffen oder an Schmuck angebracht, damit wir sie möglichst immer bei uns tragen. Nicht jeder hat einen Kristall in seinem Besitz, da sie immer seltener werden und die Zwerge natürlich zuerst mit ihnen versorgt werden. Ich zum Beispiel habe keinen, aber ich brauche auch keinen, seit ich die Göttliche geworden bin.

Durch den magischen Kristall verlieren die Hexen ihren Vorteil und müssen ebenfalls körperlich kämpfen. Den Zwergen haben wir Menschen uns immer verbunden gefühlt, weil sie friedvolle Lebewesen sind. Sie leben im saftig grünen Hügelland und klopfen jeden Tag magische Kristalle aus den zahlreichen Höhlen des Landes. Sie entdeckten vor vielen Jahren die blauen Kristalle und merkten bei einem der Hexenangriffe, vor denen sie bis dahin nicht verschont blieben, dass sie gegen deren Zauber helfen. Seitdem lassen die Hexen die Zwerge weitestgehend in Frieden. Im Gegensatz zu uns Menschen. Wahrscheinlich ist ihnen auch die Sache mit den Göttlichen ein Dorn im Auge.

Die GöttlicheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt