Gegen Abend bin ich total unruhig. Ich kann mir wirklich Besseres vorstellen, als alleine mit Malek unterwegs zu sein. Man reitet schließlich nicht alle Tage mit dem dunklen König durch die Nacht.
Am Pferdestall angekommen sehe ich Malek im Mondlicht auf mich warten. Er hält die Zügel zweier Pferde in der Hand. Sein Lächeln blitzt im Mondschein auf. Ich versuche zu ignorieren, was es noch immer mit mir anstellt. Auch wenn ich weiß, wer er wirklich ist, kann ich meine Gefühle nicht einfach abstellen.
»Da bist du ja. Ich habe schon befürchtet, du würdest mich versetzen«, sagt er und drückt mir grinsend die Zügel des weißen Pferdes in die Hand.
Ich werfe ihm einen spöttischen Blick zu. »Als ob ich mir das entgehen lassen würde.«
Mühelos steige ich auf und nehme meine Position im Damensattel ein. Nachdem Malek auf seinem schwarzen Pferd sitzt, beäugt er mich und sein Mundwinkel zuckt amüsiert.
»Du reitest im Damensattel? Ich bin beeindruckt.«
Nicht jede Frau hält es aus im Damensattel zu reiten. Ich habe es gelernt, als mein Vater noch lebte und finde es stilvoller, so zu reiten.
Ich zucke mit den Schultern. »Es sieht eleganter aus, außerdem fällt es mir nicht schwer.«
Kurz wandert sein Blick an mir herab. »Du siehst immer elegant aus.«
Ich wende meinen Blick ab und reite los. Ob es eine gute Idee war, mit ihm Zeit zu verbringen?
Ich höre sein dunkles Lachen hinter mir, weil ich ihn ignoriere.
Einige Zeit schweigen wir, während ich hinter ihm her durch einen Wald reite. Aber nun lässt er sich zurückfallen.
»Warum so schweigsam, Sonnenschein?«
»Warum so gesprächig?«, kontere ich mit genervtem Unterton.
Malek lacht leise. »Ich unterhalte mich eben gerne mit dir.«
»Ich bin schlecht gelaunt. Mir ist nicht nach reden«, teile ich ihm mit und hoffe, dass er mich dadurch in Ruhe lässt.
Es ist so seltsam in seiner Nähe zu sein. Ich spüre eine Mischung aus Abneigung und Zuneigung.
Nun sieht er besorgt aus. »Was ist passiert?«
»Nichts«, antworte ich kühl.
»Doch etwas ist passiert. Hat Julian etwas getan, das du nicht wolltest?«
Nun sehe ich ihn schockiert an. »Nein, natürlich nicht. Dass du so etwas überhaupt denkst ... Er hat nichts getan.« Ausversehen betone ich das er ein wenig zu viel. Ich muss meine Emotionen besser unter Kontrolle halten.
»Wer dann?«, will er wissen und seine volle Aufmerksamkeit gilt mir.
Ich werfe ihm einen frechen Blick zu. »Du bist ganz schön neugierig.«
Malek führt sein Pferd näher zu meinem. Seine Augen funkeln im silbernen Licht des Mondes.
»Und du ganz schön geheimnisvoll.«
Ich lache auf. Er ist ja wohl der Geheimnisvollste von allen.
»Ich wünschte wieder einmal, ich könnte deine Aura lesen.«
»Tja, zu schade, dass nur ich es kann.«
Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass er grinst. Seine Aura drängt sich in mein Bewusstsein. Er ist amüsiert und ich spüre tiefe Zuneigung. Wie kann er solch echte Zuneigung fühlen und gleichzeitig der dunkle König sein? Wie kann er nur unschuldige Menschen töten? Ich verstehe es einfach nicht.
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Die Göttliche
FantasyEmilia wurde von der Sonnengöttin Rhena zur Göttlichen auserkoren. Eigentlich will sie dies geheim halten, aber als das Menschenreich von Hexen angegriffen wird, muss sie ihre Macht offenbaren. Fortan muss sie nicht nur die Menschen vor den verheere...