Verlobungsball

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Meine Zofe hat mich in ein Kleid gesteckt, das farblich zu meinen dunkellila Augen passt. Es ist ein wirklich schönes Kleid mit Schleppe. Meine Haare sind hauptsächlich offen, aber sie zaubert mit ihren beeindruckenden Fertigkeiten eine geflochtene Haarkrone auf mein Haupt. Davor drapiert sie die Sonnenkrone.

Nachdem ich mich bedankt habe, klopft es auch schon an meiner Tür. Wie erwartet ist es Julian, der mich zum Ballsaal geleitet.

»Hallo Julian«, sage ich höflich und lächele kurz. Ich will ihm nicht ein allzu schlechtes Gefühl geben. Er kann nichts für all das. Für die Hochzeit kann nur seine Mutter etwas und die Segnung hat Rhena zu verantworten.

»Guten Abend, Emilia. Du siehst wie immer atemberaubend aus«, meint er mit einem Lächeln. Die Aufrichtigkeit, die ich spüre, macht mich unerwarteter Weise verlegen.

Er bietet mir seine Hand an und ich ergreife sie. Während wir die Gänge des Schlosses entlanggehen, ergreift er nun das Wort, nachdem er leise auflacht. »Ich muss zugeben, dass du mich ganz verlegen machst.«

Ich bin nicht überrascht, da ich es schon gespürt habe. Seltsamerweise macht mich das nervös. Ich bin es nicht gewohnt diese Wirkung auf einen Mann zu haben. Für keinen Mann war ich bisher sonderlich interessant. Außer für den, mit dem ich kurze Zeit zusammen war. Meine beiden Freunde, Paul und Max, hatten nie Interesse gezeigt, was allerdings auf Gegenseitigkeit beruhte. Julian ist ein attraktiver Mann, aber eigentlich nicht ganz mein Typ.

»Es besteht kein Grund verlegen zu sein. Wir müssen uns aneinander gewöhnen. Bald werden wir verheiratet sein«, gebe ich nüchtern zurück.

»Ja, das werden wir.«

Wieder schweigen wir. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.

Nun räuspert sich Julian. »Ich würde es dir hier gerne angenehmer machen. Gibt es etwas, das du gerne machst? Neben dem Kochen meine ich.«

»Ich lese wirklich gerne. Meine Zofe hat mir Bücher gegeben, aber ich kam noch nicht dazu, die Bibliothek zu erkunden. Ich weiß auch nicht, wo sie sie ist.«

»Das ist kein Problem. Ich bringe dich morgen hin, wenn du möchtest.«

»Ja, gerne. Das ist nett«, gebe ich zu und merke wieder einmal, dass Julian ein guter Mensch ist.

»Sonst noch etwas?«

»Ich weiß nicht ... vor ein paar Jahren habe ich probiert zu malen, aber das liegt mir nicht. Da fällt mir ein ... ich wollte schon immer ein Instrument lernen, aber ich hatte mich dann doch auf meine Taverne konzentriert, was viel Zeit in Anspruch genommen hat.«

»Da könnte ich behilflich sein«, höre ich auf einmal Maleks Stimme. Er kommt aus einer Abzweigung des Flurs auf uns zu. »Julian hat kein Gespür für Musik. Geschweige denn für ein Instrument.«

Er schlendert zu uns und betrachtet mich kurz. Dann wendet er sich an Julian und grinst überheblich. Julian wirft seinem Freund einen bösen Blick zu.

»Du kannst also ein Instrument spielen?«, frage ich überrascht.

Seine türkisfarbenen Augen funkeln vor Stolz. »In der Tat. Ich spiele Klavier.«

Ich mache große Augen und versuche nicht allzu beeindruckt zu sein. Klavier wollte ich immer am liebsten lernen. Außerdem hätte ich nie gedacht, dass der beste Kämpfer des Landes auf dem Klavier klimpert.

Malek lacht leise. »Was? Du siehst so schockiert aus.«

»Ich hätte nicht gedacht, dass du so eine ... weiche Seite an dir hast. Ich dachte eher, du verbringst deine Zeit damit, deine Schwerter zu schärfen.«

Die GöttlicheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt