Heldenmut

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Ziellos gehe ich durch die Menge und weiß nichts mit mir anzufangen. Daher betrachte ich meine Umgebung. In einer Ecke des Raumes wurde ein Tisch aufgebaut und eine Wahrsagerin sitzt dahinter. Daneben stehen zwei Pokertische. An einem davon sitzt Malek. Schnell gehe ich weiter bis ich an einem langen Tisch am Rand des Saals vorbeikomme, der mit allerlei Süßigkeiten bedeckt ist. Dahinter steht eine Frau mit schwarzem Haar und pinkfarbenen Lippen, die sich zu einem Lächeln verziehen.

»Möchtet Ihr kosten? Alle Süßigkeiten haben eine besondere Wirkung. Von Glückseligkeit bis Lust ist alles dabei.«

»So etwas gibt es?«

»Aber ja, Göttliche. Ich habe es von einer Hexe gelernt. Man braucht keine Magie dazu. Es gibt zahlreiche Kräuter und Blumen mit unterschiedlichen Wirkungen. Prinz Julian hat auch schon davon gekostet.«

Erstaunt hebe ich meine Augenbrauen. »Will ich wissen für welche Wirkung er sich entschieden hat?«

Sie muss lachen. »Ihr könnt ihn fragen.« Sie deutet mit einer Kopfbewegung hinter mich und ich drehe mich um. Julian kommt zu mir und grinst.

»Da ist ja meine Frau.« Er strahlt über das ganze Gesicht. Ohje.

»Für welche Süßigkeit hast du dich entschieden?«, frage ich.

Julian legt zärtlich eine Hand an meine Wange und ich sehe ihn irritiert an. »Freude und Mut. Du siehst übrigens bezaubernd aus.«

»Das hast du mir schon gesagt«, gebe ich zurück und schiebe seine Hand weg.

»Ich muss dir etwas sagen.«

Augenblicklich fühle ich mich unwohl, weil ich eine Vermutung habe.

»Das können wir später besprechen, wenn wir alleine sind«, grätsche ich dazwischen.

»Wir können jetzt alleine sein«, meint er und zieht mich unvermittelt mit sich.

»Warte«, stoße ich hervor, aber er zieht mich hinter sich her in Richtung einer Tür, die zu einem kleinen Salon führt. Es gibt mehrere dieser Salons neben dem Ballsaal für Leute, die alleine sein wollen.

Im Salon angekommen, schließt Julian die Tür hinter uns und kommt zu mir. Sein Blick gleitet über mich und ein Lächeln liegt auf seinen Lippen.

»Ich muss dir etwas gestehen. Die letzten Tage war ich nicht ganz ehrlich zu dir.«

Ich bin ganz Ohr und hoffe darauf, etwas Interessantes zu erfahren. Julian seufzt und grinst dann übertrieben breit wegen der Drogen, die er zu sich genommen hat. Vielleicht sollte ich auch etwas davon nehmen, um wenigstens eine Weile unbeschwert zu sein.

»Ich habe Gefühle für dich entwickelt. Jetzt ist es raus. Es war nicht geplant. Ich wollte diese Hochzeit wirklich nicht, aber du gefällst mir einfach. Also ja, du hast Recht. Ich bin eifersüchtig.«

Zugegeben, ich bin ein wenig enttäuscht, dass es doch das ist, was ich vermutet hatte. Lieber hätte ich etwas Brisantes erfahren, damit ich nicht länger so unwissend bin.

Einfühlsam sehe ich ihn an. »Du weißt, dass ich diese Gefühle nicht teile.«

Julians Blick wird traurig. »Ich weiß. Aber vielleicht ändert sich das mit der Zeit.«

»Nein, Julian. Da bin ich mir sicher.«

Auf einmal geht die Tür auf und Malek stürmt herein.

»Alles in Ordnung bei euch?« Er ist außer Atem und wirkt sehr aufgewühlt.

»Ja, natürlich«, antworte ich irritiert.

»Ich unterhalte mich mit meiner Ehefrau, hast du ein Problem damit?«, fragt Julian herausfordernd.

Die GöttlicheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt