Verwirrung

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Mein Grinsen verschwindet augenblicklich und die Zeit scheint still zu stehen. Das kann nicht sein. Nein. Wie soll er der dunkle König sein?

»Was?«, stoße ich fassungslos hervor.

Ich starre die Hexe nur ungläubig an, während sich meine Gedanken überschlagen.

Düster lacht sie. »Malek ist der dunkle König. Deshalb haben wir Angst vor ihm. Zu Recht.«

»Naja, genau genommen ist er der Sohn des dunklen Königs. Da Thesos aber vor einem Jahr gestorben ist, ist Malek nun der König des Dämonenreiches. Er greift euer Reich an«, stellt Melinda klar und ich schaue sie nur ausdruckslos an.

Das kann ich nicht glauben. Aber die Auren der Frauen strahlen Vertrauenswürdigkeit aus. Es ist schwächer als Wahrheit, aber sie scheinen ehrlich zu sein. Ich beginne zu zittern und versuche vergebens meine Gedanken zu ordnen. Langsam schüttele ich meinen Kopf.

»Das ist nicht wahr«, sage ich mit brechender Stimme.

»Doch ist es, Göttliche. Er spielt allen nur etwas vor, um zu bekommen was er will.« Die rothaarige Hexe blickt mich kühl an.

»Warum sollte er das tun?«

Statt einer Antwort höre ich auf einmal mehrere Schreie und Stimmen, die wild durcheinander reden.

»Er ist hier!«, schreit jemand.

Augenblicklich richten sich alle auf. Ich bin noch immer so geschockt, dass ich einfach sitzen bleibe. Was soll ich überhaupt tun? Ich verstehe gar nichts mehr.

»Verdammt. Weg hier!«, befiehlt Melinda.

Ich höre Schmerzensschreie im Hintergrund.

»Was ist mir ihr?«, fragt die Rothaarige panisch und deutet auf mich.

»Er wird dich töten, wenn er dich mit ihr sieht. Verschwinde!«, befiehlt Melinda entfernt sich mit den anderen vom Lagerfeuer. »Göttliche, einen Rat noch, ich würde das, was du gerade erfahren hast, besser für dich behalten. Es könnte zu deinem Vorteil sein«, ruft sie mir noch zu, bis sie sich schließlich in Luft auflöst.

Wie gelähmt bleibe ich sitzen und wage es nun hinter mich zu blicken. Aber ich sehe nichts wegen der Büsche, die die kleine Lichtung einrahmen. Malek wird kommen. Der dunkle König. Ich schlucke meine Verzweiflung hinunter und überlege, was ich tun soll. Schnell beschließe ich, den Rat der Hexe zu befolgen und mir nichts anmerken zu lassen. Ich werde so tun, als wüsste ich nicht, wer er ist. Aber ich werde herausfinden, was er vorhat. Was er bei uns im Menschenreich will. Wie kann das alles sein? Malek lebt schon immer bei uns. Er ist schließlich ein alter Freund von Julian. Wie soll er der Sohn von Thesos sein? Und Thesos soll tot sein? Das bedeutet, dass alle letzten Angriffe von Malek ausgingen. Der Blutregen ... wir kannten uns da schon. Warum tut er mir das an? Es beschäftigt mich noch immer, dass ich nicht alle retten konnte. Wie kann er überhaupt unschuldige Menschen töten? Meine Wut droht mich zu überwältigen. Ich atme tief durch und beruhige mich. Ich kann später über alles nachdenken. Mein Herz beginnt zu rasen, als ich Schritte höre.

»Emilia!«, höre ich Malek erleichtert sagen. Seine Stimme geht mir durch Mark und Bein.

Mein Blick schnellt zu ihm.

»Malek«, sage ich und versuche möglichst erleichtert zu klingen. Meine Stimme ist zaghaft, aber er scheint es nicht zu bemerken.

Langsam stehe ich auf und versuche meine verworrenen Gedanken zu ordnen und meine Miene unter Kontrolle zu bringen. Maleks Blick fällt auf mein Handgelenk.

»Sie haben dir ein Armband umgelegt? Was ist das für ein Kristall?«, fragt er völlig verwirrt.

Ich achte nun ganz anders auf ihn und muss mich beherrschen ihn nicht feindselig anzustarren.

Die GöttlicheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt