Lügen

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Zurück im Schloss herrscht Aufruhr. Bedienstete hasten umher und tuscheln. Mein erster Gedanke ist, dass sie wissen, was wir getan haben, aber dann höre ich, dass es um Julian geht. Jemand wollte ihn vergiften. Schon wieder. Ich bekomme Angst.

»Wo ist er?«, frage ich sofort einen vorbeilaufenden Diener.

»Im Kaminzimmer, Eure Hoheit.«

Ich renne los. Malek folgt mir. Ich spüre, dass er genauso schockiert ist wie ich.

Die Tür steht auf und wir stürmen hinein. Julian liegt bewusstlos auf einem Kanapee. Die königliche Familie ist da. Alle sehen besorgt aus. Valeria weint sogar. Zum ersten Mal sehe ich sie weinen.

»Wer war das?«, fragt Malek und kniet sich vor Julian, um seinen Puls zu fühlen.

Der Arzt ist anwesend und ein leeres Fläschchen steht neben ihm. Julian hat wohl bereits das Gegengift bekommen. Ich bete zu Rhena, dass es wirkt und es nicht zu spät dafür war.

»Wir wissen es nicht«, schluchzt Valeria und kniet nun ebenfalls neben Julian. Sie streicht ihm liebevoll durchs Haar.

»Es war bestimmt ein Verbündeter von Ares, der seine Ansichten teilt. Da Ares kein Erfolg hatte, wollte er es nun erledigen«, vermutet Isabella und hört sich gequält an.

Ihre Aura bringt mich dazu, sie anzuschauen. Ich spüre keine Trauer. Sondern Frust und Wut. Sie bemerkt meinen Blick und bemüht sich sichtlich traurig auszusehen. Schnell wende ich verwirrt meinen Blick ab.

»Was meint Ihr, wird er es schaffen?«, will Malek vom Arzt wissen.

Der Arzt sieht zu Boden. »Ich weiß es nicht. Wir wissen nicht, wann er das Gift zu sich genommen hat. Die Prinzessin hat ihn hier bewusstlos vorgefunden und mich sofort gerufen. Schnell habe ich ihm ein Gegengift eingeflößt. Danach noch zwei andere Gegengifte. Ich hoffe, eines davon wirkt.«

Ich nicke und blicke zu Julian. Es sieht aus, als würde er schlafen. Er atmet unruhig.

Die Zeit vergeht und jeder betrachtet Julian stumm. Ich bete immer wieder zu Rhena, sie möge ihn retten.

Nun reißt Julian plötzlich seine Augen auf und schnappt nach Luft. Die Königin gibt einen erleichterten Laut von sich. Alle sind froh, dass Julian es geschafft hat. Außer Isabella. Denn ihre Aura zeigt mir etwas anderes. Selbst ihre Miene sieht nicht froh aus. Was ist ihr Problem? Julian ist immer noch ihr Bruder. Es sollte sie ja wohl freuen, dass er überlebt hat.

Ich gehe zu Julian, der sich aufgesetzt hat und sich umsieht.

»Weißt du was passiert ist?«, fragt Valeria einfühlsam.

»Er ist bestimmt noch ganz verwirrt«, wirft Isabella ein und wird nun sichtlich nervös.

Das kann nicht sein. Ich vermute Schlimmes. Genau beobachte ich sie. Julian massiert seine Schläfen und seufzt. Er versucht klar zu denken.

»Wir sollten ihm ein wenig Ruhe gönnen«, drängt Isabella und will uns Richtung Tür leiten.

»Lass ihn überlegen«, sage ich bestimmend und betrachte nun Julian, der sich versucht zu erinnern.

»Das kann er ja in Ruhe tun«, erwidert Isabella und lächelt unsicher.

»Warum hast du es so eilig?«, frage ich kühl und lasse sie nicht mehr aus den Augen.

Verwundert sieht sie mich ebenfalls an und setzt eine Unschuldsmiene auf. »Ich habe es nicht eilig, ich will meinem Bruder nur etwas Ruhe gönnen.«

Nun sehen uns alle an. Valeria hat die Kälte in meiner Stimme bemerkt und mustert mich verwundert.

Die GöttlicheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt