Audienz

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Mittags erwartet mich die Königin zum Tee. Sie ist vorhin vom Gefängnis zurückgekehrt. Aresʼ Urteil wurde vollstreckt. Es macht mir trotz allem zu schaffen.

Nachdem ich angeklopft habe, trete ich in den goldenen Salon ein. Sofort steht Valeria auf und kommt freudestrahlend auf mich zu. Zu meinem Schreck breitet sie ihre Arme aus und will mich tatsächlich umarmen. Gequält lasse ich es zu. Ich fühle mich ganz unwohl in ihrer Gegenwart. Es ist schlimmer als jemals zuvor.

»Ich bin stolz auf dich. Du findest dich immer mehr in die Rolle der Göttlichen ein. Du wirst dich auch noch an das Leben als Prinzessin und Ehefrau gewöhnen. Julian hat mir erzählt, dass ihr euch immer besser versteht.«

»Ja, das stimmt.«

Valeria fühlt Hoffnung. Es scheint ihr wirklich wichtig zu sein, dass Julian und ich eine gute Ehe führen.

»Wie steht es um deine Gefühle, wenn ich so offen fragen darf?«

»Ich mag ihn. Aber ich habe keine romantischen Gefühle für ihn.«

Enttäuschung macht sich breit.

»Das ist wirklich schade.« Nun spüre ich Bitterkeit.

Warum spielt das eine Rolle für sie? Sie meinte doch, so etwas sei überbewertet.

»Wer weiß, das kann sich immer noch ändern mit der Zeit.«

»Ja, vielleicht«, sage ich nur und wechsele das Thema. »Wie fühlt Ihr Euch? Es tut mir leid, was geschehen ist.«

Valeria winkt ab. »Es ist schlimm zu erfahren, dass dein langjähriger Freund und Vertrauter dich langsam und qualvoll umbringen möchte. Aber er hat seine gerechte Strafe bekommen. Dank dir.«

Mein Herz verkrampft sich. Ich fühle mich unwohl. Als wäre ich ein Todesbote.

»Genug davon. Ich habe eine Überraschung für dich.«

Valeria klatscht zweimal in die Hände, woraufhin eine Dienerin mit einer Schneiderin hereinkommt und die Tür zu Valerias Ankleidezimmer öffnet, das doppelt so groß ist wie meines.

»Heute stellen wir dein Hochzeitskleid zusammen.« Valeria ist begeistert und steht auf.

Mir wird übel.

Am Abend habe ich es geschafft. Alle Maße wurden genommen und eine Skizze nach meinen Wünschen angefertigt. Auch wenn ich gegen diese Hochzeit bin, möchte ich mir wenigstens ein Kleid schneidern lassen, das mir gefällt. Laut der Schneiderin wird das Kleid rechtzeitig zur Hochzeit fertig sein.

Tage später, es sind nun nur noch zwei Tage bis zur Hochzeit, erlerne ich das Hochzeitsprotokoll. Mir wurde vor ein paar Tagen eine neue Lehrerin zur Verfügung gestellt, die Aresʼ Platz eingenommen hat. Mit Julian übe ich seit Tagen das Tanzen. Er hat sich glücklicherweise schnell von seinem Giftanschlag erholt. Noch immer macht es mich wütend, dass es ihn fast das Leben gekostet hätte. Julian ist sehr einfühlsam. Er will mir alles recht machen, je näher wir der Hochzeit kommen. Das Thema Hochzeitsnacht vermeiden wir zu meinem Glück. Darüber will ich mir immer noch keine Gedanken machen. Malek habe ich die letzten Tage kaum zu Gesicht bekommen. Nur aus der Ferne habe ich ihn hin und wieder gesehen.

»Freust du dich auf heute Abend?«, frage ich Julian grinsend.

Heute findet sein Junggesellenabschied statt. Ich verzichte hingegen darauf. Ich wüsste sowieso nicht, mit wem ich hier im Schloss feiern sollte.

Julian grinst. »Natürlich. Ich bin gespannt, was Malek geplant hat. Die letzten Tage habe ich ihn kaum gesehen. Er muss ganz schön beschäftigt gewesen sein mit den Vorbereitungen.«

Die GöttlicheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt