Scherben

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Nach unserer Ankunft muss ich der Königin Bericht erstatten. Sie ist vollends zufrieden mit meinem Auftritt. Valeria meint, sie hat schon Nachricht erhalten vom Leiter des Dorfes. Er war ganz begeistert von mir.

»Ich denke, es ist an der Zeit, dir mehr Freiheiten zu gewähren. Julian hat mich auch darum gebeten. Du darfst in Zukunft das Schloss ohne Erlaubnis verlassen. Aber bitte nehme eine Begleitung mit. Sei es deine Zofe, deinen Ehemann oder einen Soldaten«, meint Valeria und ich beginne zu strahlen.

Endlich kann ich wieder meine Freunde besuchen.

»Ich danke dir«, sage ich und schlucke die Bitterkeit darüber hinunter, dass ich erst ihre Erlaubnis dafür gebraucht habe. Als wäre ich ihr Eigentum.

Valeria lächelt, aber ich merke, dass sie etwas beschäftigt. Zudem spüre ich, dass sie ungeduldig ist. Sie wirft einen kurzen Blick auf den Wandkalender, der neben der Tür zu ihrem Schlafgemach hängt.

»Wie steht es um deine Magie, Liebes? Machst du weiterhin Fortschritte? Du meintest ja, dass du zwischendurch alleine üben wirst.«

Ich werde nervös. Ihre Frage bedeutet wohl, dass sie überlegt mich ins Dämonenreich zu schicken.

»Ja, ich habe neue Dinge gelernt. Ich komme immer weiter voran. Wenn es dir nichts ausmacht, werde ich in Zukunft alleine weiter üben. Es fällt mir leichter, wenn ich mich ganz auf mich konzentrieren kann«, meine ich, was nicht ganz gelogen ist. Hoffentlich stimmt sie zu.

Valeria ist wieder nachdenklich und betrachtet ihre Fingernägel. »Ja, meinetwegen. Du musst alles aus dir herausholen, was geht, um den dunklen König zu besiegen.«

»Das werde ich«, gebe ich zurück und schlucke die aufkeimende Angst hinunter.

Eine Woche vergeht, in der ich mit meiner Magie übe, Zeit mit Julian verbringe und Malek überwiegend unterwegs ist. Einerseits bin ich froh darüber, doch andererseits muss ich herausbekommen, was er treibt. Vielleicht verrät es mir mehr über ihn und seine Beweggründe.

Gerade bin ich auf dem Weg zum Speisesaal, da ich wie so oft mit der königlichen Familie zu Abend esse, als mir Malek entgegenkommt.

»Da bist du ja wieder«, bemerke ich und fühle mich unwohl.

Ich spüre nicht nur Abneigung, wie es sein sollte. Vor allem fühle ich Anziehung, wofür ich mich wirklich schäme. Aber ich kann meine Gefühle nicht so schnell loswerden.

Malek muss grinsen. »Hast du mich etwa vermisst?«

»Ich habe mich gefragt, was du die ganze Zeit treibst. Du warst kaum hier«, weiche ich aus.

Ich habe ihn tatsächlich nicht vermisst, da ich die ganze Zeit über alles nachdacht habe. So lange, bis mir fast der Kopf geplatzt ist. Ich habe entschieden mich weitestgehend normal zu verhalten, aber ihn im Auge zu behalten.

»Ich war beschäftigt. Lass uns etwas essen«, meint er knapp und öffnet mir die Tür.

Valeria sitzt mit den anderen bereits am Tisch und sieht zu uns. »Malek, da bist du ja. Hast du erledigt bekommen, was du vor hattest?«, fragt sie und klingt teilnahmslos. Aber sie ist nervös wegen seiner Anwesenheit.

»Ja, alles erledigt. Es war nichts Wichtiges, aber es musste erledigt werden«, erklärt er gelassen und lügt dabei.

Wut kriecht durch meine Adern. Ich bin so unendlich enttäuscht von ihm. Ich hatte ihm wirklich vertraut. Er war der erste Verbündete, den ich hier hatte. Mir ist klar, dass er Valeria anlügt, aber ich wünschte, er wäre ehrlich zu mir gewesen. Mittlerweile bin ich mir sicher, dass er es nicht auf mich abgesehen hat. Warum kann er dann nicht wenigstens ehrlich zu mir sein?

Die GöttlicheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt