Vertrauen

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Unruhig wälze ich mich in meinem Bett und starre zur goldenen Zimmerdecke, die vom Mondschein erleuchtet wird. Meine Gedanken wandern immer wieder zu Malek und den Gefühlen, die er mir beschert hat. Mir wird heiß. Ich kann nicht anders, als mir vorzustellen wie es weitergegangen wäre, wenn uns Julian nicht gestört hätte. Im Geiste kann ich förmlich spüren, wie sich Maleks Finger an meiner intimsten Stelle angefühlt hätten. Ein Keuchen entgleitet meinem Mund.

Schnell drehe ich mich auf die Seite. Stopp. Das reicht. Ich sollte den Gedanken nicht weiter ausführen.

Nachmittags sitze ich unter einem Pavillon, der mit Blauregen übersät ist und sich vor der Fensterreihe der Bibliothek befindet. Im meinem Schoß liegt ein aufgeschlagenes Buch, das ich vergeblich versuche zu lesen. Meine Gedanken geben einfach keine Ruhe. Ich muss an die Sache mit Isabella denken. Zum Glück ist sie fort und kann Julian nichts mehr antun. Es hat sich mit Sicherheit schon in der ganzen Stadt herumgesprochen.

Dann muss ich an Julian denken, dessen Aura immer geheimnisvoller wird. Ich hoffe, dass es nur mit seinen Gefühlen für mich zu tun hat. Er scheint sie noch geheim halten zu wollen. Vielleicht sogar vor sich selbst. Ich seufze.

Dann denke ich natürlich an Malek. Das gestern hätte nicht passieren dürfen. Ich bin ehrlich gesagt froh, dass Julian hereingekommen ist, bevor mehr passieren konnte. Ich muss mich dringend zusammenreißen. Malek ist mit großer Wahrscheinlichkeit der dunkle König. Er ... Ich muss schlucken und zwinge mich den Gedanken zu Ende zu denken. Er hat viele Menschen getötet bei seinen Angriffen. Wut überkommt mich und ich schleudere mein Buch zu Boden. Ich stöhne und massiere meine Schläfen. Es macht mich alles wahnsinnig. Denn Valeria kommt auch noch dazu. Wer weiß, was sie noch alles im Geheimen treibt, abgesehen von den Hexen.

Ich stehe auf und blicke durch den Garten, während mein Herz vor Ärger rast. Wie soll das nur weiter gehen?

»Schöner Tag, nicht wahr?«, höre ich auf einmal Malek sagen.

Ich drehe mich zu ihm und versuche nicht allzu wütend zu schauen. Meine Fäuste sind geballt und ich kann nicht anders, als mit gereiztem Unterton zu fragen: »Was willst du?«

Seine Aura ändert sich schlagartig. Meine scharfen Worte haben ihn getroffen. Er runzelt besorgt seine Stirn. »Nach dir sehen.«

»Das hast du ja jetzt«, meine ich trocken und will an ihm vorbeigehen, aber er greift meinen Arm.

»Was ist los? Bereust du, was gestern geschehen ist?« Malek ist sehr aufgewühlt und hat Angst vor meiner Antwort. Natürlich lässt mich das nicht kalt, aber ich lasse mir nichts davon anmerken.

»Du meinst, was fast geschehen ist. Ja, das hätte nicht sein dürfen.«

»Bitte sprich nicht schon wieder so. Was habe ich dir getan? Wieso kannst du es nicht einfach zulassen?«

Ich funkele ihn an. »Was denkst du, was los ist, wenn Valeria von uns erfährt? Du weißt, was sie mit den Hexen gemacht hat. Was wird sie uns erst antun, wenn sie herausfindet, dass nichts nach ihrem Plan läuft? Sie will, dass ich eine gute Göttliche, Prinzessin und Ehefrau bin. Du weißt, wie Valeria ist. Alles muss laufen, wie sie es wünscht.«

»Es ist mir scheißegal, was Valeria will. Für mich zählt nur, dass du glücklich bist. Dass du das Beste aus deiner Situation machst. Dazu gehört, deine Gefühle zuzulassen.«

»Mir ist es aber nicht egal. Es geht um mein Leben. Ich habe Angst vor ihr. Sie ist zu allem fähig.«

»Das weiß ich.«

»Ich verstehe nicht, was du hier willst. Warum dienst du ihr? Du könntest die Hauptstadt verlassen und ein ruhiges Leben weit weg von ihr leben.«

Ich muss ihn herausfordern. Ich halte es einfach nicht mehr aus. Er soll mir gefälligst Antworten geben.

Die GöttlicheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt