»Gut, gleich nochmal«, fordert mich Valeria auf.
Wir befinden uns draußen im Schlossgarten auf der Wiese bei den Zitronenbäumen und ich übe den Umgang mit der Magie des Feuers. Gar nicht so einfach, einen Feuerstrahl zu beschwören, aber es gelingt mir immer besser.
Ich konzentriere mich auf meine Magie und lasse nun einen großen Feuerstrahl aus meiner Hand schießen. Erleichtert seufze ich und lasse die Flamme ersterben. Ich schüttele meine verkrampfte Hand aus und lockere meinen Nacken. Es verlangt mir noch einiges ab, meine Magie zu benutzen.
Ich fühle, wie erfreut die Königin über meine schnellen Fortschritte ist. Begeistert klatscht sie in die Hände.
»Das ist wunderbar. Du lernst wirklich schnell mit deiner Gabe umzugehen. Nicht alle konnten das in so kurzer Zeit. Was vermutlich auch daran liegt, dass ihre Magie noch nicht ausgereift war, weil sie sofort nach der Segnung zu mir gekommen sind, im Gegensatz zu dir.« Nun spüre ich kurze Wut aufflammen, die aber von etwas Geheimnisvollen verdrängt wird. Ich kann nicht deuten, was es ist.
»Jetzt noch einmal. Lenke diese Flamme diesmal von links nach rechts und lasse sie dabei größer werden«, fordert mich Valeria auf und richtet ihren Blick gespannt auf die Wiese, die inzwischen einige Brandflecken aufweist. Ich habe die kleinen Brände immer wieder sofort gelöscht. Die Wassermagie beherrsche ich schon nahezu perfekt, meint die Königin.
Ich tue, wie mir geheißen und höre, dass Valeria begeisterten Laut von sich gibt. Verwundert sehe ich sie an. Ich habe definitiv nicht damit gerechnet, dass sie derart begeistert von meinen Fähigkeiten sein würde.
»Du bist ein Goldstück. Wirklich wunderbar. Mich fasziniert die Magie der Göttlichen immer wieder aufs Neue.« Nun spüre ich neben der Freude einen Stich von Neid, der mir ein ungutes Gefühl bereitet. Und schon wieder blitzt das Geheimnisvolle auf.
»Malek«, höre ich Valeria ein wenig nervös sagen und reißt mich damit aus meinen Gedanken.
Er schlendert an den Zitronenbäumen vorbei und hat mich im Auge. Seine Aura überwältigt mich. Sie ist eine Mischung aus Dunkelheit, Neugier und Abneigung. Sehr verwirrend.
»Hallo die Damen, ich war ein wenig spazieren und habe einen verbrannten Geruch wahrgenommen. Aber wie ich sehe, besteht kein Grund zur Sorge. Unsere Göttliche ist nur am Üben«, meint er und sein Mund kräuselt sich amüsiert.
»So ist es. Für heute sind wir allerdings fertig. Wir haben schon zwei Stunden geübt«, sagt Valeria.
Mir entgeht nicht, wie ihr Blick kurz an Malek herabschweift. Ich muss an Maleks Worte denken, dass sie ihn in ihr Bett eingeladen hat. Den Gedanken finde ich immer noch seltsam. Ich habe die Beziehung der beiden wirklich falsch eingeschätzt. Dem Volk vermitteln sie, dass sie sich mögen, aber eher wie Mutter und Sohn.
»Unsere Göttliche ist also fleißig«, murmelt Malek und betrachtet mich ohne Zurückhaltung von oben bis unten. Unbehaglich wende ich meinen Blick ab. Erschrocken spüre ich nun, dass er sich zu mir hingezogen fühlt. Unwillkürlich werfe ich ihm wieder einen Blick zu. Äußerlich ist davon nichts zu erkennen. Nun ja, außer den leuchtenden, türkisen Augen, die von dunklen Wimpern gesäumt werden.
»Ja, das ist sie. Bitte entschuldigt mich, ich werde zum Tee mit meinen Freundinnen erwartet«, teilt uns Valeria mit und eilt davon.
»Sie hat Freundinnen?«, frage ich und muss grinsen.
Auch Malek muss lachen. »Ja, kaum zu glauben. Einige Damen des Hofadels, die hier im Schloss leben, sind offenbar mit ihr befreundet. Sie müssen an Geschmacksverirrung leiden. Oder sie erhoffen sich etwas dadurch.«
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Die Göttliche
FantasyEmilia wurde von der Sonnengöttin Rhena zur Göttlichen auserkoren. Eigentlich will sie dies geheim halten, aber als das Menschenreich von Hexen angegriffen wird, muss sie ihre Macht offenbaren. Fortan muss sie nicht nur die Menschen vor den verheere...