Ungeduldig lasse ich die Übungsstunde mit Ares über mich ergehen. Gerade soll ich üben aufrechter zu gehen. Dazu muss ich ein Buch auf dem Kopf balancieren und gleichzeitig in einer geraden Linie laufen. Es ist schwerer als es sich anhört. Mir entgeht nicht, dass mich Ares unverhohlen mustert. Auf unangenehme Weise.
Mal wieder fällt das Buch zu Boden und ich hebe es seufzend auf. Ares springt auf und kommt zu mir. Er nimmt mir das Buch ab und positioniert es auf meinem Kopf. Erschrocken merke ich, dass er dabei viel zu nah vor mir steht und seine Aura Verlangen aussendet. Abrupt trete ich zurück und versuche meine Miene unter Kontrolle zu bringen.
»Stimmt etwas nicht?«, fragt Ares unschuldig.
»Ich kann mir das Buch selbst aufsetzen«, sage ich kühl und übe weiter.
Ares sieht zerknirscht aus und schweigt währenddessen.
Nachdem er mich einige Dinge des höfischen Protokolls abgefragt hat, erkundigt er sich: »Wie läuft es mit dem Prinzen? Magst du ihn?«
Ist diese Frage nicht ein wenig unangebracht? »Das solltet ihr lieber ihn fragen. Sind wir für heute fertig?«
»Ich versuche höfliche Konversation zu betreiben. Daran musst du dringend arbeiten, wenn du am Hof überleben willst«, meint Ares frostig.
Ich seufze. »Gut, wir kommen zurecht.«
»Und wie gut beherrschst du deine Magie?«
»Das sollte besser die Königin sagen. Ich dachte, sie würde dich ohnehin darüber in Kenntnis setzen, da du ihr engster Vertrauter bist.«
Ares lacht bitter auf und seine Gefühle verraten mir, dass er seine Bitterkeit zu verstecken versucht.
»Unsere Königin ist nicht sehr mitteilungsbedürftig. Sie behält vieles für sich. Womöglich aus guten Grund.«
Ich fühle sein Unverständnis, Verzweiflung und Wut. Sehr seltsam. Ich dachte, die beiden würden sich prächtig verstehen. Schließlich sind sie alte Freunde.
»Ich dachte, niemand kennt sie besser als du.«
Leise lacht er. »Nur sie selbst weiß, wer sie wirklich ist. Außerdem ist sie nicht immer ... fair zu ihren Mitmenschen.« Nun räuspert er sich und sammelt sich. »Genug davon. Du bist für heute entlassen. Der restliche Tag steht zu deiner freien Verfügung.«
In Begleitung meiner Zofe schlendere ich durch die Stadt, in der heute ein großer Markt stattfindet. Valeria hat es mir für heute erlaubt, damit mich das Volk sieht. Freudig gehe ich zu den verschiedenen Ständen und halte Ausschau nach etwas, das mir gefällt. An einem Schmuckstand spricht mich der Verkäufer auf meinen Ring an und beglückwünscht mich zur Verlobung mit dem Prinzen. Ich zwinge mich zu einem Lächeln, bedanke mich und wende mich ab. Meine Laune ist dahin. Nicht mal hier in der Stadt hat man seine Ruhe vor der anstehenden Hochzeit. Im ganzen Schloss wird über die Hochzeitsvorbereitungen getuschelt. Nur ein Datum gibt es noch nicht. Julian ist mir heute zum Glück noch nicht begegnet. Malek auch nicht, er ist zu einem Einsatz südlich von Solera aufgebrochen, wie ich beiläufig von einem Dienstmädchen erfahren habe, die ihrer Freundin von Malek vorgeschwärmt hat. Er hätte ja so gut auf dem Ball ausgehen ...
»Lass uns zurückgehen«, sage ich zu meiner Zofe, die schüchtern nickt.
Ich schrecke auf, als auf einmal ein markerschütternder Donnerhall ertönt. Sofort fährt mein Blick zum Himmel, der zu meinem Schreck rötlich verfärbt ist. Ich runzele meine Stirn und Angst kriecht durch meinen Körper. Entweder sind es die Götter oder ... Auf einmal beginnt es zu regnen. Wenige rote Wassertropfen fallen hinab. Zischend landen sie auf dem Boden und verdampfen dort. Schnell vermehrt sich der Regen und trifft die ersten Menschen, die erschrocken aufschreien und sich kurzerhand in Luft auflösen. Ich traue meinen Augen nicht. Nun bricht Augenblicklich Panik aus.
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Die Göttliche
FantasyEmilia wurde von der Sonnengöttin Rhena zur Göttlichen auserkoren. Eigentlich will sie dies geheim halten, aber als das Menschenreich von Hexen angegriffen wird, muss sie ihre Macht offenbaren. Fortan muss sie nicht nur die Menschen vor den verheere...