Ich gehe an den Feiernden vorbei und trete durch die Glastür, die zum Schlossgarten führt. Gierig sauge ich die klare Luft ein und schlendere eine kleine Ewigkeit ziellos durch den Garten. Immer wieder schweift mein Blick zum Sternenhimmel, der mich irgendwie beruhigt.
»Ich mag den Sternenhimmel«, höre ich auf einmal Maleks Stimme und ich zucke zusammen.
Er schon wieder. Ich blicke mich um und sehe ihn unter einem Bogen stehen, der von Rosen übersät ist. Nur der Mond über uns spendet Licht, sodass ich Malek kaum erkennen kann.
»Ja ... er ist schön«, sage ich ein wenig verwirrt. Ist er mir gefolgt? »Was machst du hier?«
Malek kommt näher, bevor er antwortet. »Ich habe gesehen, dass Valeria mit dir gesprochen hat. Sie sah nicht begeistert aus. Ich wollte nach dir sehen.«
Ich betrachte das Gras und murmele: »Das kann man wohl sagen. Sie sagt, ich darf nie wieder so mit dir tanzen. Oder mit jemand anderem, außer Julian.«
»Das ist wahrlich eine Tragödie. Denn niemand beherrscht diesen Tanz so gut wie ich.« Er schmunzelt und ich rolle mit den Augen, aber muss mir ein Grinsen verkneifen.
»Es ist keine gute Idee, dass wir hier alleine sind. Wenn Valeria uns sieht ...«
»Machst du dir Sorgen, ich könnte über dich herfallen?«, fragt er amüsiert und höchst interessiert.
»Nein«, antworte ich schnell und bin verwirrt wegen seiner Frage.
»Es wäre eine berechtigte Sorge«, erwidert er leise.
»Spinner«, sage ich und hüte mich, seinen Gefühlen nachzuspüren.
»Willst du hier weg?«, fragt er auf einmal und verwirrt mich erneut.
»Wie bitte?«
»Weg von hier. In die Stadt. Jetzt.«
»Sehr witzig. Du weißt, dass ich das Schlossgelände nicht verlassen darf.«
»Natürlich weiß ich das. Aber Valeria wird es nicht erfahren.«
Mein Herz schlägt schneller vor Hoffnung. »Sie wird es erfahren. Da bin ich mir sicher.«
»Ich kümmere mich darum. Vertrau mir«, sagt Malek und schaut mich an. Nun erkundige ich mich doch nach seiner Aura. Er meint es ernst. Zudem spüre ich seine Vorfreude.
»Bist du dir sicher?«
»Aber natürlich.« Sein Mundwinkel zuckt amüsiert.
»Ich darf also meine Freunde sehen?«
»Du darfst machen, was immer du willst. Ich decke dich.«
Ich starre ihn verblüfft an. »Danke. Das bedeutet mir viel.«
»Nichts zu danken. Du solltest dich umziehen und einen Mantel überziehen, damit du nicht erkannt wirst. Wir benutzen die Dienstbotengänge.«
»Du kennst die Dienstbotengänge?«
»Ich kenne so einiges«, antwortet er gelassen und geht voran.
Wir durchqueren den Garten und betreten das Schloss durch eine unscheinbare Tür, die zu den Gängen und Zimmern der Bediensteten führt. Wir gehen eine Weile und nehmen mehrere Treppen bis Malek schließlich eine Tür öffnet, die zum Flur führt wo sich meine Gemächer befinden.
»Nicht schlecht«, gebe ich zu, was Malek zum Lachen bringt.
Ich schlüpfe in mein Schlafzimmer, während er draußen wartet und ich ziehe mich um. Ich nehme das schlichteste Kleid, das ich in meinem Schrank finde. Dann greife ich den schwarzen Mantel mit Kapuze und streife ihn über. Während ich die Schnüre über meiner Brust verknote, trete ich hinaus in den Flur, wo Malek geduldig auf mich wartet und an der Wand lehnt. Kurz mustert er mich und drückt sich dann von der Wand ab.
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Die Göttliche
FantasyEmilia wurde von der Sonnengöttin Rhena zur Göttlichen auserkoren. Eigentlich will sie dies geheim halten, aber als das Menschenreich von Hexen angegriffen wird, muss sie ihre Macht offenbaren. Fortan muss sie nicht nur die Menschen vor den verheere...