Freitag, 01. Juni 2003
«Vor langer, langer Zeit, als die Mondgöttin die Rasse der Werwölfe erschuf, da erschuf sie auch den König, den Alphakönig. Er sollte immer für Gerechtigkeit und Ordnung sorgen, das Reich in Frieden regieren und dafür sorgen, dass alle in Eintracht leben. Von jeher war er für ein geeintes Reich verantwortlich, in welchem niemand Angst vor irgendetwas haben musste. Jahrtausende und Jahrtausende vergingen und die kommenden Alphakönige standen noch immer am Höhepunkt ihrer Macht, welche nichts und niemand anzweifelte. Sie alle trugen das Erbe der Mondgöttin in sich und taten alles, um ihrem Wunsch nach einem friedvollen Leben für alle zu ermöglichen. Der Wohlstand und die Macht wuchsen, wucherten wie Unkraut und veränderten schlussendlich alles. Die Arroganz des neuen Alphakönigs kannte keinen Halt und er entwickelte sich zu einer Abscheulichkeit, die keine Gnade kannte.» Die Mutter des kleinen Mädchen seufzte lauthals auf und sah ihre Tochter an, welche zwar schlaftrunken aussah und dennoch nicht daran dachte endlich schlafen zu wollen.
Es war jeden Abend dasselbe Spiel, immer wieder musste sie diese Geschichte zum Besten geben und doch bekam das kleine Mädchen niemals genug davon. «Was ist danach passiert, Mommy?», fragte der blonde Engel im Bett mit unverhohlener Neugierde nach, was sie erneut zum Seufzen brachte. «Das weißt du doch, Schätzchen. Der neue Alphakönig regierte mit eiserner und skrupelloser Gewalt, jeder hatte Angst vor ihm und seinen Taten und dennoch war er gerecht und half den Armen, wenngleich er als der Teufel bezeichnet wurde. Trotz dieser Tatsache konnte niemand etwas Gutes in ihm sehen und dennoch blieb er in seiner Machtposition und niemand wagte es diese anzuzweifeln. Er war von der Mondgöttin erwählt worden und deshalb wollte sich dem niemand in den Weg stellen. Man forderte die Göttin nicht ungestraft heraus und deshalb blieb der neue Alphakönig in seiner Position und regierte seitdem bereits seit Jahrhunderten. Er mochte ein Monster sein und dennoch setzte er das Erbe seiner Vorfahren fort und sorgte für Gerechtigkeit und Ordnung.» Mit diesen Worten zog die Mutter die Bettlaken bis unter das Kinn des Mädchens, welche durch diese Geste lauthals loskicherte.
«Denkst du, es gibt ein Happy End für ihn? Märchen haben doch immer eines und er ist doch nur ein Märchen.», wisperte das kleine Ding und wieder konnte sie nur seufzen. Ja, es war nur ein Märchen, eine Legende und doch hatte sie das dumme Gefühl, dass in dieser Erzählung ein Funken Wahrheit steckte. Ihr verstorbener Ehemann hatte genug Andeutungen diesbezüglich an den Tag gelegt und dennoch wollte sie nicht weiter darüber nachdenken, welche Wesen tatsächlich noch auf dieser Welt existierten. Dies alles lag in der Vergangenheit und nur die Zukunft mit ihrer Tochter zählte nun. «Schätzchen, du weißt doch das es in Märchen immer ein Happy End gibt.», lächelte sie schlussendlich gequält, auch wenn sie es in dieser Hinsicht nicht wusste und somit nicht mit Bestimmtheit sagen konnte, ob dem nun so war oder nicht. «Den Legenden nach sucht der Alphakönig verbissen nach seiner Gefährtin und nur diese kann das Licht in ihm finden, welches er vor jedem verborgen hält. Nur sie ist im Stande dazu seine Grausamkeit in etwas anderes umzuwandeln, in etwas Gutes.», schloss sie die Erzählung ab und drückte ihrer Tochter daraufhin einen sanften Kuss auf die Stirn.
Für einige Momente war es still um sie beide herum und schon dachte die Mutter, dass ihr kleines Mädchen endlich eingeschlafen war, nur um doch eines Besseren belehrt zu werden. «Gibt es Happy Ends nur im Märchen, oder auch im echten Leben?» Diese urplötzlich gestellte Frage traf sie unvorbereitet und mit voller Wucht und verbissen suchte sie nach einer Antwort, die ihre Tochter zufrieden stellen würde. «Es gibt sie auch im echten Leben, man muss nur ganz fest daran glauben.» Zwar hatte sie jegliche Hoffnung darauf verloren und dennoch wollte sie ihrer Tochter nicht die Bürde ihres eigenen Lebens auferlegen. Sie selbst hatte schon lange den Glauben daran verloren und doch wollte sie nicht, dass ihr kleines Mädchen nicht weiterhin davon träumte. Sie hatte jegliches Glück dieser Welt verdient und eventuell gab es Hoffnung, dass sie das Happy End erlebte, welches sie längst verloren hatte. «Das werde ich, Mommy, ich werde immer ganz fest daran glauben und vielleicht bekomme ich dann einen Märchenprinzen.», schwärmte das Mädchen förmlich, was ihr nun ein echtes Lächeln ins Gesicht zauberte.
Kinder waren so leicht zufrieden zu stellen und sie hoffte, dass ihre Tochter diesen Enthusiasmus niemals verlor. «Das würde bedeuten, dass du eine Prinzessin wirst und soll ich dir etwas verraten?» Erwartungsvoll wurde sie angesehen und nach einem theatralischen Atemzug beugte sie sich etwas näher zu ihrer Tochter und zwinkerte dieser verschwörerisch zu. «Prinzessinnen müssen ihren Schönheitsschlaf machen und dürfen diesen niemals vernachlässigen. Es ist längst Zeit für dich zu schlafen, also mach deine Augen zu und träume etwas wunderschönes.», wisperte sie leise und hoffte darauf, dass die Kleine ihrer Aufforderung nun nachkommen würde. Mit aller Sorgfalt achtete sie darauf, dass das Mädchen tief eingekuschelt in ihrer Decke lag und gähnend nickte sie ihr schlussendlich zu, was sie doch etwas erleichterte. «Glaubst du wirklich, dass ich eine Prinzessin werden kann?», fragte sie dennoch nach und visierte sie mit funkelnden Augen an, was ihr erneut ein breites Lächeln ins Gesicht zauberte.
«Du kannst alles werden was du willst, du musst nur immer fest daran glauben und deinen Wunsch niemals aus den Augen verlieren. Irgendwo wartet dein persönlicher Märchenprinz auf dich und irgendwann wirst du ihn finden. Nicht heute und nicht morgen, aber in ein paar Jahren ganz bestimmt. Dieser Märchenprinz wird dir jeden Wunsch von den Augen ablesen und er wird alles dafür tun, dass du für immer glücklich bist. Du wirst seine Prinzessin sein und als solche wird er dich auch behandeln.» Das selige Lächeln ihrer Tochter bestärkte die Mutter darin, dass sie mit ihren Worten direkt ins Schwarze getroffen hatte. Noch sollte der kleine Engel das Gute in allem sehen, denn die grausame Realität würde sie noch früh genug einholen. Doch für die nächsten Jahre wollte sie noch unbedingt, dass sie an Märchen und Happy Ends glaubte und vielleicht gab es tatsächlich die Chance, dass sie ihr eigenes finden würde. Das war die Hoffnung welche sie für ihre Tochter hegte, denn sie sollte glücklich sein und das für den Rest ihres Lebens. Ein Märchenprinz würde dies gewährleisten und deshalb hoffte sie, dass dies tatsächlich eintreten würde. Ihr Mädchen verdiente nichts anderes, sie verdiente ein glückliches Leben, welches von Liebe geprägt wurde.
Hi an alle! Das hier war also der Prolog und ich hoffe, ich konnte damit den einen oder anderen Geschmack treffen. Das erste reguläre Kapitel kommt am Mittwoch - somit wünsche ich euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr 2024.
Update: Sonntag, 31. Dezember 2023 / 1.064 Wörter
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Ruthless Alpha
WerewolfTeil 1 der Frozen Kingdom-Reihe: Livia Westbrook träumte schon immer von ihrem eigenen persönlichen Märchen, von ihrem Traumprinzen der ihre Welt rettete und erleuchtete und doch gab es nichts als Schmerz in ihrem Leben. Gezwungen von ihrer Mutter d...