09 | The Other Woman

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Livia's Sicht

Dienstag, 11. Juni 2019


Vollkommen ausgeschlafen schlich ich am nächsten Morgen wie am Tag zuvor die Treppen hinab, wobei es bereits relativ spät für meine Verhältnisse war. Es war beinahe zehn Uhr und im Normalfall schlief ich niemals so lange. Doch ich redete mir ein das mein Körper die Geschehnisse der letzten Stunden und Tage ausreichend verarbeiten wollte und deshalb mehr Schlaf als sonst nötig gehabt hatte. Dies hatte mir zumindest etwas weitere Zeit gegeben um der Realität etwas länger zu entfliehen, auch wenn sie mich nun wieder vollkommen einholte. Das luxuriöse Anwesen von Damien war mit nichts zu vergleichen was ich bisher gesehen hatte und das ich von nun an hier lebte, machte es nicht gerade besser. Mein Zuhause glich nicht gerade einem Schuhkarton und war für mich wahnsinnig luxuriös gewesen und dennoch hatte ich das Gefühl, dass dieses zweimal alleine hier im Erdgeschoß Platz finden würde. Es war lächerlich so viel Platz zu haben, denn Holly hatte mir gestern versichert, dass lediglich sie und ihr Bruder dauerhaft hier wohnen würden, in seiner Paarungszeit eben diverse Frauen und außerdem lebte Dorothea hier, welche wohl die einzige Angestellte war.

Obwohl ich letztere erst seit gestern kannte, so hatte ich sie auf Anhieb gemocht. Sie erinnerte mich irgendwie an Anna und ich hoffte wirklich, dass unser Verhältnis dasselbe werden würde. Ich hatte das Gefühl das ich neben Holly jemanden brauchen würde dem ich vertraute und ich schätzte Dorothea nicht so ein, als würde sie sofort zu Damien rennen wenn ich ihr etwas anvertraute. Ich hoffte wirklich sehr das ich damit nicht falsch lag und gerade deshalb befand ich mich nun auf den Weg in die Küche. Während Damien scheinbar immer darauf bestand im Esszimmer seine Mahlzeiten einzunehmen, so aß Holly am liebsten in der Küche, sofern er sich nicht im Anwesen befand. Ich selbst fand es dort ebenfalls gemütlicher, was mir das gestrige Frühstück aufgezeigt hatte. Das Esszimmer selbst hatte ich nur kurz gesehen und ich verstand nach wie vor nicht, weshalb dieses so groß war. Mindestens zwanzig Personen fanden auf dem gigantischen Esstisch Platz und ich wusste schon jetzt, dass ich mich unglaublich unwohl fühlen würde, wenn ich dort eine Mahlzeit zu mir nahm.

Bis jetzt war dies noch nicht der Fall gewesen und eine leise Stimme in meinem Kopf raunte mir zu, dass es wohl oder übel bald dazu kommen würde. Seufzend schüttelte ich den Kopf und bog in den nächsten Raum ab, wobei ich mich nun im Wohnzimmer befand. Verdammt, ich hatte wohl die Richtung verwechselt und kurz überlegte ich, wie ich in die Küche kam. Dieses Anwesen hier glich einem Labyrinth und es würde dauern, bis ich mich hier halbwegs zurechtfinden würde. Doch davon ließ ich mir nicht meine halbwegs gute Laune verderben, denn ich sollte froh sein nicht in meinem Zimmer eingesperrt zu sein, in welches Damien mich einquartiert hatte. Diese Bewegungsfreiheit gab mir zumindest etwas das Gefühl keine komplette Gefangene zu sein, auch wenn ich es besser wusste. Ein erneuter Fluchtversuch würde sich im Moment nichts bringen, nicht mit den neuen Erkenntnissen welche ich dazugewonnen hatte. Wenn ich einen weiteren wagen wollte musste ich abwarten und dabei war es völlig egal, wie schwer es mir fallen würde.

Obwohl es erst vormittags war, zog mich urplötzlich die Minibar wie magisch an und auch wenn ich so gut wie nie stärkeren Alkohol trank, so war mir nun danach. Mich zu betrinken stand weit unten auf meiner To-Do-Liste und doch hatte ich die Hoffnung, dass es meine Nerven etwas beruhigen würde. Ich hatte das dumme Gefühl das ich Nervennahrung brauchte, denn ich ahnte das ich Damien heute wieder begegnen würde. Gestern hatte ich ihn nicht gesehen was mir nur ganz recht war und doch hatte ich im Hinterkopf behalten, dass unsere letzte Begegnung nicht optimal verlaufen war. Ich hatte ihm ein Stück Holz in den Bauch gerammt um von ihm loszukommen und dies war mit Sicherheit nicht die beste Entscheidung meinerseits gewesen. Ich war mir sicher das ich seinen Zorn diesbezüglich noch zu spüren würde bekommen und das der gestrige Shoppingtag mit Holly nur eine lasche Ausrede gewesen war, damit ich mich in Sicherheit wog. Wie auch immer, töten würde er mich nicht, denn dies würde bedeuten, dass er sich seine Pläne mich als Brutmaschine zu benutzen abschminken konnte.

Ruthless AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt