Livia's Sicht
Mir war so unglaublich kalt, sodass ich es kaum in Worte fassen konnte. Es war bei weitem nicht jene frostige Kälte die man spürte wenn man zulange draußen gewesen war, sondern jene betäubende Kälte die man fühlte, wenn man die eigenen Fingerspitzen und an den Fußknöcheln abwärts nichts mehr spürte. Seit meinem Aufwachen vor Stunden oder Tagen hatte ich mich nicht mehr damit gequält mich zu bewegen um meine Blutzirkulation zu erhöhen, weil ich es längst aufgegeben hatte. Schwindel, Übelkeit und hämmernde Kopfschmerzen zwangen mich dazu still liegen zu bleiben und einfach alles über mich ergehen zu lassen, wenngleich eigentlich nichts geschah. Ich lag einfach nur auf diesem kalten und feuchtem Boden in dem kleinen Raum, in welchem ich eingesperrt worden war. Immer wieder dachte ich daran was passiert war und hoffte sehnlichst darauf, dass mich die Bewusstlosigkeit erreichen würde. Eventuell würde ich aufwachen und herausfinden das ich einfach nur einen weiteren Alptraum hatte, einen sehr realistischen Alptraum.
Doch ich wusste es besser, denn das hier war kein Alptraum, sondern die bittere Realität in welcher ich mich befand. Meine eigene Mutter hatte das hier getan und das wofür? Um mich einem Mann zu geben, welchen ich wie die Pest verabscheute. Noch immer konnte ich nicht fassen wie sehr sie mich all die Jahre über angelogen hatte und wenn ich gedacht hatte sie hätte mir das Herz bei unserem Telefonat vor ein paar Tagen aus der Brust gerissen, wo war ich nun eines Besseren belehrt worden. Ich konnte nicht sagen was ich fühlte, denn absolute Leere herrschte diesbezüglich in meinen Gedanken. Sie war der Mensch gewesen dem ich über alles vertraut hatte, selbst wenn wir nicht immer das beste Verhältnis zueinander gepflegt hatten und doch schien es jetzt so unrealistisch zu sein, dass sie mich so derart hintergangen hatte und dies in sämtlichen Belangen. Sie hatte mir gesagt ich sei ein Werwolf, dass ich im Kleinkindalter dazu fähig gewesen war mich zu wandeln und das sie dieses Wesen in mir vollkommen unterdrückt hatte.
Ich wusste nicht wie ich meine innere Wölfin spüren sollte, doch Holly hatte mir verraten, dass man sie spüren konnte. Bei mir herrschte absolute Stille und dies bedeutete, dass meine Mutter recht hatte. Sie war weg und dies für immer, weil ich nicht glaubte das sich dies jemals wieder ändern würde. Egal was auch Damien gesagt hatte, dass sie nach meiner ersten Hitze zu mir kommen würde, ich war mir sicher das dies nicht der Fall wäre. Meine Erzeugerin hatte dafür gesorgt und dieses Wissen wog schwer in mir. Sicher, ich hatte vor einer knappen Woche nicht das Geringste über diese Welt gewusst und dennoch hatte ich mich so irrsinnig schnell damit abgefunden, dass es im Prinzip schon beinahe lächerlich war. Doch vielleicht hatte ich all das so schnell akzeptiert weil ich gewusst hatte, dass ich in diese Welt gehörte. Das ich selbst ein Wesen war welches es eigentlich nicht geben dürfte und doch existierte ich. Ich betete dafür das mein Entführer mich so schnell wie möglich finden würde, denn etwas anderes zu denken kam mir nicht in den Sinn.
Damien würde längst mitbekommen haben, dass ich nicht zur vereinbarten Zeit zurück im Anwesen gewesen war und so konnte ich nur hoffen, dass er sämtliche seiner Macht nutzte um mich zu finden. Eventuell war es närrisch so zu denken, doch er war meine einzige Hoffnung von hier weg zu kommen. Mehrmals hatte er mir erklärt das ich sein Eigentum wäre und gerade deshalb wusste ich, dass ich wichtig genug für ihn war mich zu suchen. Es musste so sein, denn alles was ich wollte war diesem Alptraum zu entfliehen, welchen ich nicht träumte. Es war alles echt und erst jetzt im Nachhinein wurde mir wirklich bewusst, wie gut es mir die letzte Woche ergangen war. Ich mochte vielleicht keine eigenen Entscheidungen über mein Leben treffen dürfen und doch hatte ich mehr Freiheiten gehabt als jemals zuvor. Vor dem Betrug meiner Mutter war ich anderer Meinung gewesen, doch man fand meist erst dann heraus wie gut es einem ergangen war, wenn es zu spät war. Dies ließ mich die Augen fest aufeinanderpressen und schluchzend versuchte ich an etwas zu denken, was mir die Kraft gab irgendwie durchzuhalten.
DU LIEST GERADE
Ruthless Alpha
WerewolfTeil 1 der Frozen Kingdom-Reihe: Livia Westbrook träumte schon immer von ihrem eigenen persönlichen Märchen, von ihrem Traumprinzen der ihre Welt rettete und erleuchtete und doch gab es nichts als Schmerz in ihrem Leben. Gezwungen von ihrer Mutter d...