Prolog | Was es heißt eine Frau zu sein

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„Ich will das nicht mehr machen, Mum!"

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„Ich will das nicht mehr machen, Mum!"

Das erste Mal füllten sich meine Augen mit Tränen, als ich mir über den schmerzenden Punkt an meinem Hintern rieb.

„Du stellst dich an, Kendall. Versuch es einfach nochmal."

„Nein! Ich bin dafür körperlich einfach nicht gemacht. Ich bin zu schwer und groß und außerdem macht mir das keinen Spaß!"

Mein Kostüm schillerte in Gold und Silber. Es war die letzte Probe vor einem großen Auftritt.

Meine Mutter hatte viel Geld in das Kleid und das Make-up gesteckt.

Ich skatete direkt auf sie zu. Sie stand bei den Eltern im Zuschauerbereich und hatte ihre hellen Haare zu einem strengen Duett zurückgekämmt. Ihre Lippen zierte ein auffällig pinker Lippenstift.

Sie zog eine Schnute und hatte die Arme über der Brust gekreuzt.

Mittlerweile überragte ich sie um einen Kopf. Ich pubertierte stark und hatte einen enormen Wachstumsschub gemacht.

Ich scannte meine Mutter einmal von oben bis unten. Bis auf das blonde Haar hatten wir absolut keine Ähnlichkeit.

„Kendall geh wieder auf das Eis!"

Doch ich blieb stur, wollte runter von der Eisfläche und nach Hause.

Sie wibte ungeduldig mit einem Fuß auf der Stelle, das machte sie immer so bevor sie richtig sauer wurde.

„Du kannst mich nicht zwingen!"

Gab ich trotzig von mir und öffnete die Tür zu den Sitzbänken um meine Schlittschuhe auszuziehen.

„Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen."

Sagte sie beunruhigend ruhig aber mit einem bissigen Unterton, sodass mit einer Gänsehaut über den Rücken lief.

Im Auto angekommen, ging ihr Wutausbruch los, weil es nicht so lief, wie sie wollte.

"Frauen haben hübsch auszusehen und einen Sport zu machen, der das unterstreicht. Anstatt mit einem Rudel wilder Jungs einem Puck nachzujagen."

Woher wusste sie das? Erschrocken sah ich sie an.

"Ich bin nicht blöd Kendall ich habe gesehen, das du heimlich mit der Juniormanschaft trainierst."

Was wunderte es mich noch? Sie schien alles zu wissen! Danach ging der Ärger weiter.

Wenn ich zu schwer war, sollte ich darauf achten, was ich aß und mir generell mehr Mühe geben.

Dicke Krokodilstränen liefen meine Wangen herunter, als ich ihre Schimpftirade über mich ergehen ließ, die nur auf meinen Körper und dem es an allem mangelte, was sie wollte.

Was konnte ich schon dafür, dass ich mehr Po und Busen hatte, als sie anderen Mädchen in meinem Alter? Auch der Babyspeck war normal und gehörte dazu. Ich wusste irgendwie immer, dass es meine Mutter störte, nur bis heute hatte sie nie so harte Worte gefunden.

Sie parkte das Auto vor unserem bescheiden Haus, das ich schon immer so geliebt hatte. Es roch nach Holz und Kamin. Sie dagegen hatte es immer gehasst und meinen Vater dafür verantwortlich gemacht das wir so bescheiden lebten.

Geld war ihr schon immer wichtig gewesen.

Ich stürmte aus dem Auto ins Haus. Ashley war sicher schon zu Hause und er war immer für mich da.

"Bleib sofort stehen Kendall."

Schrie meine Mutter hysterisch und rannte mir nach, doch sie wurde von meinem Vater aufgehalten, der seltsamerweise schon zu Hause war.

"Was ist denn hier los?"

Ich versteckte mich oben an der Treppe und sah den Flur herunter auf die Köpfe meiner Eltern.

"Deine Tochter weigert sich weiter Eiskunstlauf zu machen, obwohl wir so hart daran gearbeitet haben."

"Und wenn schon. Lass sie doch machen, was sie will."

Versuchte er sie zu beruhigen und wollte sie in den Arm nehmen, doch sie drängte ihn zur Seite und wollte zu mir kommen.

"Bleib stehen, Kendall, wenn ich mit dir rede."

Sofort ergriff ich die Flucht und rannte in das Zimmer von Ashley. Doch der war nicht da.

"Ash!"

Piepste ich bevor die Tür hinter mir aufflog.

Ich hätte mich verstecken sollen.

"Du undankbare Göre."

Ihre flache Hand landete in meinem Gesicht. Mein Vater stand hinter ihr und bekam alles zu sehen. Mir liefen die Tränen weiter aus den Augenwinkeln.

"Jetzt reicht es Debra. Das Kind kann doch nichts dafür. Auch das es zwischen uns nicht mehr gut läuft."

Ich saß weinend auf den Boden und hörte meine Eltern über mir streiten. Was meine Mutter meinem Vater an den Kopf warf, machte mir Angst und mir wurde übel.

Sie war durchgedreht und beschimpfte ihn unter der Gürtellinie.

Ich stand auf, stürmte aus dem Zimmer und übergab mich im Badezimmer.

Meine Wange war noch am Glühen, während meine Tränen langsam versiegten.

Hier blieb ich bis die Stimmen leiser wurden und ich nichts mehr hörte.

Das war der Anfang vom Ende.

Meine Mutter packte an diesem Abend noch ihre Sachen und verschwand in einem Motel am Stadtrand.

Drei Tage später verließ sie Minnesota und Ashley folgte ihr.

Er meinte Mum würde ihn brauchen und Dad hätte ja mich.

Dass ich ihn auch brauchte, daran dachte er nicht.

Von dem schlimmen Abend hatte ich ihm nie alles erzählt, obwohl ich das hätte tun sollen.

Das war der Tag, an dem für mich feststand, dass ich nur noch das tun würde, was ich wollte.

Und ich würde mich nie verlieben. Ich kam prima alleine klar und das würde ich jedem beweisen, vor allem mir selber.

 Ich kam prima alleine klar und das würde ich jedem beweisen, vor allem mir selber

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Checking from BehindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt