Kapitel 5

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Ich werde von Sonnenstrahlen in meinem Gesicht geweckt. Hab ich gestern wirklich vergessen die Rollläden runter zu machen? Ich halte mir erstmal die Hand vor meine Augen, damit ich nicht gleich erblinde. Aber warte mal? Ich liege nicht in meinem Bett. Ich setze mich auf und versuche mich erstmal an diese massive Helligkeit zu gewöhnen. Nach dem das geschafft ist, blicke ich mich um. Ich liege ernsthaft im Garten auf einer Bank. Oh Gott, wie viel habe ich bitte getrunken, dass ich es nicht mal mehr reingeschafft habe? Zum Glück kann ich mich noch wage an alles von gestern erinnern und habe keinen Filmriss. Immerhin habe ich nichts schlimmes gemacht, außer halt viel zu viel Alkohol gekippt. Jetzt wo ich einigermaßen wach bin, merke ich auch meine höllischen Kopfschmerzen. Ich brauche dringend Schmerztabletten, ansonsten überlebe ich den Tag nicht. Deshalb beschließe ich aufzustehen, um mir in diese zu holen. Auf dem Weg rein stolpere ich über etwas, was auf dem Boden liegt. Dort liegt meine Jack Daniel's Flasche von gestern. Die hat es aber weit geschafft. Mich wundert es ehrlich gesagt auch nicht, dass diese leer ist. So fühle ich mich nämlich auch. Ich nehme die Flasche mit, um sie gleich entsorgen zu können.
Als ich in die Küche komme, sehe ich Merle, Jule und Obi am Tisch sitzen. Die drei gucken mich auch alle direkt an. „Wo kommst du denn jetzt auf einmal her?" fragt mich Merle direkt. Ich deute mit meinem Daumen nach hinten. „Ausm Garten." nuschle ich vor mich hin. „Du hast im Garten geschlafen?" fragt sie mich verwundert und ihre Stimme wird dabei etwas lauter. Ich verziehe daraufhin mein Gesicht. Ich nicke und bringe dann die Flasche zu unserer Altglas-Sammlung. Dann nehme ich mir ein Glas Wasser und setze mich neben Merle. „Hast du nh 800er Ibu für mich?" frage ich sie und trinke einen Schluck von meinem Wasser. „Warte, ich gucke mal nach." Sie steht auf und guckt in einem der Schränke nach. „Ne, nur 400er." antwortet sie mir und reicht mir das Blister mit den Tabletten. Ich drücke 2 Stück raus und spüle sie dann mit Wasser runter. Merle setzt sich wieder neben mich und mustert mich kritisch. „Als ich gestern gesagt habe, dass du Spaß haben sollst, meinte ich eigentlich etwas anderes." sagt sie zu mir. Ich zucke nur mit den Schultern, woraufhin sie den Kopf schüttelt. Merle, Jule und Obi unterhalten sich wieder und sind für meinen Gemütszustand viel zu laut. „Könntet ihr bitte etwas leiser reden? Mein Kopf platzt gleich." unterbreche ich sie und stütze mein Kopf auf meinen Händen ab. Obi schnaubt, weshalb ich meinen Kopf wieder hebe. „Nächstes Mal einfach weniger trinken, wenn du es nicht verträgst." Jetzt platzt mir endgültig der Geduldsfaden. Ob es an meiner Laune heute liegt oder an dem Gespräch von gestern, keine Ahnung. Wahrscheinlich an beidem. „Lass mich doch einfach in Ruhe und geh lieber deine Freundin ficken. Nach eurem halben Porno gestern, musst du es ja dringend nötig haben." fahre ich sie an und stehe dann auf. Keiner sagt etwas, da wohl alle etwas geschockt von meinen Worten sind. Das nutze ich zu meinem Vorteil und verschwinde schnell aus der Küche. Oben gehe ich erstmal duschen und dann lege ich mich ins Bett, um noch etwas zu schlafen.

Als ich das nächste Mal die Augen öffne, geht es mir schon deutlich besser als heute Morgen. Ich suche mein Handy und als ich es finde, muss ich feststellen, dass es schon halb fünf ist. Fast den ganzen Tag verschlafen, geil.. Ich checke erstmal meine Nachrichten und hänge dann ein bisschen auf Social Media rum, bis ich beschließe aufzustehen und ein bisschen zu zocken. Auf Soziale Kontakte habe ich gerade eher weniger Bock. Vor allem wegen der Sache mit Obi vorhin. Es war echt scheiße von mir, sie so anzufahren, aber diese Frau geht mir grade einfach unglaublich auf den Geist. Und wenn sie mich schon so doof anmacht, dann muss sie auch mit dem Konter leben. Ganz einfach.
Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als es an der Tür klopft. „Komm rein." rufe ich und kurz darauf betritt Merle mein Zimmer. „Geht es dir besser?" fragt sie mich und setzt sich zu mir auf meine kleine Couch. „Ja, zum Glück." antworte ich und pausiere dann mein Spiel, damit sie meine volle Aufmerksamkeit hat. „Wegen vorhin.." fängt sie an und ich weiß ganz genau, worüber sie mit mir reden will. „Ich weiß, dass es scheiße war, okay? Das brauchst du mir nicht zu sagen." unterbreche ich sie direkt. Merle seufzt und antwortet dann: „Hätte ich gewusst, dass ihr beide nicht miteinander klarkommt, hätte ich das alles mit der Wohnsituation anders geregelt. Ich dachte nur, ihr habt beschlossen Freunde zu bleiben?" „Haben wir eigentlich auch, aber anscheinend funktioniert das doch nicht so gut.." sage ich seufzend. „Vielleicht redet ihr auch einfach mal miteinander?" fragt sie mich und meine Laune geht wieder in den Keller. „Ja, das sollten wir. Aber nicht jetzt, sonst fahren wir uns nur wieder gegenseitig an." antworte ich. „Okay. Aber wenn etwas ein sollte, dann komm sofort zu mir." sagt sie und umarmt mich dann. Ich bedanke mich und dann verschwindet Merle auch schon wieder nach draußen.

Die nächste Woche geht krass schnell vorbei und wir befinden uns grade auf dem Weg ins Trainingslager. Viel ist die letzten Tage nicht passiert. Wenn ich nicht grade unterwegs war mit Lynn und Sveindis, war ich meistens alleine in meinem Zimmer und habe telefoniert. Obi und ich ignorieren uns seit dem Vorfall in der Küche. Soll mir auch erstmal recht sein, so pflaumen wir uns immerhin nicht gegenseitig an. Jule hatte mich auch nochmal gefragt, was da mit mir los war und ob Obi und ich ein Problem miteinander haben, weil wir nicht mehr miteinander sprechen. Ich habe darauf nur erwidert, dass ich an dem Tag  schlechte Laune hatte und unser Verhältnis zueinander einfach nicht mehr so gut ist. Mehr habe ich nicht dazu gesagt und sie hat es so hingenommen.
Im Bus sitze ich neben Lynn und habe meinen Kopf auf ihrer Schulter, während wir beide Musik hören. Irgendwann schlafe ich auch ein, was bei mir eigentlich Standard ist, wenn wir irgendwo mit dem Bus hinfahren.
Lynn weckt mich, als wir endlich ankommen. Wir gehen zusammen raus und holen unsere Koffer. „So Mädels, willkommen im Trainingslager. Ihr habt heute noch frei und morgen starten wir mit dem Training. Die Zimmeraufteilung steht schon fest und es wird auch nichts getauscht. Also versucht es erst gar nicht. Wir treffen uns nachher um 18:30 Uhr zum Abendbrot, bis dann und viel Spaß euch." sagt Tommy zu uns und geht dann auch schon. Wir anderen gehen in die Lobby, da da immer der Zettel mit der Zimmeraufteilung hängt, genauso wie der Zeitplan für die gesamte Zeit hier. Ich hoffe so sehr, dass ich mit Lynn auf ein Zimmer komme. Die ersten drängeln sich schon nach vorne, um einen Blick auf den Zettel zu erhaschen.

Zimmeraufteilung:

Merle Frohms & Feli Rauch
Alex Popp & Lena Lattwein
Lynn Wilms & Sveindis Jonsdottir
Jule Brand & Vivi Endemann
Lisa Schmitz & Camilla Küver
Lina Frohms & Lena Oberdorf

Die restlichen Namen auf der Liste lese ich mir schon gar nicht mehr durch, sondern ich starre nur auf meinen und Obis Namen. Ach komm schon, die wollen mich doch verarschen..wieso musste es ausgerechnet sie sein?

finding back to us - Part IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt