Kapitel 14

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Lina's POV:

Eine Hand auf meiner Schulter lässt mich hochschrecken. „Oh tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken, aber es gibt Frühstück." sagt Merle zu mir und geht dann wieder zurück in die Küche. Ich setze mich erstmal auf und fahre mir mit meinen Händen übers Gesicht. Dann stehe ich langsam auf und mich durchzuckt sofort ein Ziehen in meinem Kopf. Was gibt es schöneres, als mit Kopfschmerzen aufzuwachen?
Ich gehe langsam Richtung Küche und Dort angekommen sehe ich alle drei schon sitzen. Ich hole mir schnell eine Tasse Kaffee und begebe mich dann auf meinen Platz neben Merle. Ich trinke in Ruhe meinen Kaffee, während die anderen schweigend essen. Auch Merle muss auffallen, dass irgendwas los ist. „Warum seid ihr denn heute so still? Hab ich irgendwas verpasst?" fragt sie in die Runde und guckt uns alle nacheinander an. Ich spüre Obis Blick auf mir, aber ich gucke stattdessen Jule an. Diese versteht meine stille Aufforderung und übernimmt das Antworten. „Nein, alles gut. Wir sind nur noch etwas müde." „Okay, wenn ihr das sagt." sagt Merle und isst dann entspannt ihr Frühstück weiter.
„Warum hast du eigentlich auf der Couch geschlafen?" fragt mich Merle dann nach einer Weile. „Äh ich lag da gestern noch und bin dann anscheinend irgendwann eingeschlafen." versuche ich sie abzuwimmeln. „Mit einer Jim Beam Flasche im Arm?" fragt sie skeptisch. Ich verdrehe nur die Augen und stehe dann auf. „Ich lege mich nochmal hin." sage ich und will grade rausgehen, da werde ich nochmal von Merle aufgehalten. „Nichts da mit hinlegen. Wir müssen gleich los zum Training. Hast du das schon wieder vergessen?" Ich stöhne genervt und antworte: „Ich gehe mich fertig machen." Dann verschwinde ich schnell nach oben und mache mich fürs Training fertig. Training wird heute super mit meinen Kopfschmerzen und meiner fehlenden Motivation heute, überhaupt etwas zu tun.

Natürlich behielt ich Recht. Das Training war katastrophal. Ich konnte mich kaum konzentrieren und größtenteils lag es daran, dass Obi mich gefragt hat, ob wir nach dem Training reden können. Natürlich habe ich mir währenddessen Gedanken darum gemacht, anstatt meine Übungen ordentlich zu machen. Das wiederum hatte natürlich Anschnauze von Tommy zur Folge, allerdings ging das eher an mir vorbei.
Zuhause wieder angekommen, zieht mich Merle direkt in die Küche. „Was ist los?" frage ich etwas genervt. „Was los ist? Was ist mit dir los?" fragt sie mich stattdessen. „Mir geht es heute nicht so gut. Aber ich möchte grade einfach nicht darüber reden okay?" antworte ich seufzend. Merle nickt und ich sehe dies als Einladung, um aus der Küche zu gehen. Im Flur sehe ich Obi stehen, die anscheinend auf mich gewartet hat. Ich deute ihr an vorzugehen, was sie dann auch macht.
Nun sitzen wir in Obis Zimmer und schweigen uns an, weil keiner so richtig weiß, wie er das Gespräch am besten anfängt.
„Hör zu Lina.." fängt Obi an. „Ich bereue nicht, was gestern zwischen uns passiert ist." Irgendwie wusste ich, dass sie das sagen wird. „Ich schon." gebe ich kühl von mir, auch wenn es nicht wirklich der Wahrheit entspricht. „Das glaube ich dir nicht. Warum hast du mich dann nicht zurückgewiesen?" fragt sie aufgebracht. Weil ich in deiner Nähe schwach werde... Das sage ich ihr aber natürlich nicht. „Ich habe mich einfach von dem Moment hinreißen lassen. Es war falsch und wird sich nicht wiederholen." erwidere ich mit fester Stimme. In dem Moment frage ich mich selber, woher ich die Kraft für dieses Gespräch ziehe. Aber irgendwie fiel es mir schon immer leichter meine kalte Seite zu zeigen, anstatt mich mit meinen Gefühlen auseinanderzusetzen. „Du hast es genauso sehr genossen wie ich, ansonsten wäre es nie soweit gekommen. Hör doch auf dich selbst zu belügen!" donnert sie mir etwas lauter entgegen. „Ich belüge mich nicht selbst! Ich liebe meine Freundin und werde meine Beziehung ganz sicher nicht kaputt machen!" fahre ich sie nun auch lauter an. Eine Weile sehen wir uns nur wütend an, bis sich Obis Blick verändert. „Und was ist mit mir? Hast du keine Gefühle mehr für mich?" fragt sie mich gebrochen und ich sehe, wie sehr sie vor meiner Antwort Angst hat. Ich sammle nochmal meinen ganzen Mut und richte mich dann vor ihr auf. „Nein, nicht mehr." entgegne ich ihr kühl. Ich sehe die Tränen in Obis Augen und ich selbst muss mich zusammenreißen, um nicht selber anzufangen mit weinen. „Dann ist ja alles gesagt.." erwidert sie. Ich drehe mich um und gehe in mein Zimmer. Meine Tür schließe ich ab, damit mich erstmal keiner nervt. Dann sinke ich auch schon auf den Boden und meine Tränen nehmen freien Lauf. Den Schmerz in Obis Augen werde ich wohl nie vergessen. Ich habe ihr, ihr Herz gebrochen und meins gleich mit. Aber es ist besser so, immerhin sind wir beide in einer Beziehung. Zumindest denke ich, dass es das beste für uns ist. Wir halten uns einfach voneinander fern und dann passt das schon. Oder?

finding back to us - Part IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt