Kapitel 6

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Wir gehen schweigend zu unserem Zimmer. Obi macht die Tür auf und wir stellen unsere Koffer ab. Zum Glück gibt es zwei einzelne Betten und wir müssen nicht in einem zusammen schlafen.
„Such dir ein Bett aus." sage ich zu ihr, damit wir nicht weiter unschlüssig im Raum stehen. Obi geht auf die linke Seite und setzt sich auf ihr Bett. Ich gehe auf die rechte Seite und schmeiße meinen Koffer aufs Bett. Dann beginne ich meine Sachen auszupacken. Obi tut es mir gleich und so herrscht wieder schweigen zwischen uns.
Als ich fertig bin mit auspacken, beschließe ich zu Lynn und Sveindis zu gehen, da ich nicht weiß , was ich hier mit Obi machen soll. Ich teile ihr dies kurz mit und sie nickt daraufhin nur. Ich schließe hinter mir die Tür und atme laut aus. Das werden ja ein paar tolle Tage, denke ich mir und suche dann das Zimmer von den beiden. Zum Glück ist es nicht weit von uns entfernt. Ich klopfe an die Tür und kurz darauf wird diese mir auch schon von einer grinsenden Lynn aufgemacht. „Warum grinst du so?" frage ich deshalb nach. „Wie läufts mit deinem Roommate?" fragt sie mich und versucht sich ein Lachen zu unterdrücken. „Halt einfach die Klappe!" erwidere ich augenrollend, was sie nur noch mehr zum lachen bringt. „Nein, jetzt aber mal ehrlich. Ist doch ein guter Zeitpunkt für euch, um mal zu reden." sagt sie zu mir, nachdem sie sich beruhigt hat. „Worüber sollen wir denn bitte reden?" frage ich seufzend nach. „Das weißt du ganz genau Lina. Ihr könnt euch nicht ewig ignorieren." sagt Lynn und schaut mich streng an. „Außerdem vermissen wir unsere Vierertruppe." schaltet sich nun auch Sveindis ein. „Ist gut, ich werde noch mit ihr reden." gebe ich also mürrisch nach, was die beiden grinsen lässt.
Wir gehen noch eine Runde zusammen über das Gelände und dann ist auch schon langsam Zeit fürs Abendessen.
Das Essen verläuft sehr entspannt und ich entscheide mich dann danach noch eine Runde spazieren zu gehen.
Irgendwann komme ich an einer Bank an, wo ich mich hinsetze und einfach ein bisschen nachdenke. Ich sehe noch der Sonne beim untergehen zu und mache mich dann auf den Weg zurück in mein Zimmer.
Es ist schön ziemlich spät, weshalb ich hoffe, dass Obi noch nicht schläft und ich sie wecke.
Dem ist jedoch nicht so, denn als ich die Tür öffne, sehe ich wie sie telefoniert. Als sie mich bemerkt, beendet sie jedoch das Gespräch. Ich gehe zu meinem Schrank und suche mir Schlafsachen raus. „Hast du mit Kimberly telefoniert?" frage ich nach, um die Stimmung etwas zu lockern. „Ja, wir hatten grade Telefonsex. Schließlich habe ich es ja nötig." antwortet sie mir bissig. Ich drehe mich zu ihr um. „Obi, ich.." „Nein! Lass es einfach gut sein." unterbricht sie mich sofort und dreht sich dann um, um zu schlafen. Ich seufze und gehe mich dann im Bad schnell umziehen. Danach mache ich das Licht aus und lege mich ebenfalls ins Bett.

Der Morgen vergeht nicht anders. Obi ignoriert mich und ich kann es ihr nicht mal verübeln.
Zum Glück haben wir schon relativ früh Training, was mich einigermaßen von allem ablenkt. Beim Abschlussspiel haue ich nochmal einiges raus. Die Zeit in Barcelona hat mir echt geholfen, mich nochmal um einiges zu verbessern und darüber bin ich echt froh. Ich freue mich auch schon extrem darauf, wenn die Saison endlich wieder losgeht und ich auf dem Platz zeigen kann, was in mir steckt.
Ich setze grade an und will mein drittes Tor schießen, als ich auf einmal volles Rohr umgegrätscht werde. Dabei knicke ich mit meinem Fuß um. Ich rolle mich auf dem Boden zur Seite und halte mir meinen Knöchel. Fuck tut das weh. Ich hoffe nur, dass es nichts schlimmes ist. Als es einigermaßen geht, setze ich mich auf, aber halte mir immer noch meinen Knöchel. „Musste das sein?" höre ich nur Merle, die vor Obi steht. „Ich wollte nur den Ball haben." erwidert sie gleichgültig. „Jaja, schon klar." antworte Merle gereizt und kommt dann zu mir. „Geht es?" fragt mich Merle und hilft mir hoch. Ich lasse mich hochziehen und versuche aufzutreten, aber es tut viel zu dolle weh. „Ah fuck!" entfährt es mir. Lynn kommt zu mir und hilft mir mit Merle, an die Seite. Die Sanitäter lösen die beiden ab und bringen mich in ein Behandlungszimmer. Als ich heile auf der Liege sitze, wird sich auch sofort mein Knöchel angeguckt.

Zum Glück stellt sich raus, dass es weder ein Bänderriss ist, noch eine Verstauchung. Mein Knöchel tut auch kaum noch weh, aber ich soll ihm trotzdem hochlegen und kühlen. Deshalb sitze ich jetzt auch auf meinem Bett, naja ich liege eher, als dass ich sitze und kühle ihn. Meinen Fuß habe ich natürlich vorsorglich hochgelegt, wofür meine Kissen drauf gegangen sind und ich jetzt nicht mehr wirklich bequem liegen kann, aber was soll ich anderes machen. Ich habe grade schon mit Mapi telefoniert und ihr von meiner kleinen „Verletzung" erzählt. Lange konnten wir leider nicht telefonieren, da sie selber los musste zum Training. Jetzt sitze ich hier alleine und denke mal wieder über alles nach. Ich vermisse meine Freundin so sehr und die Sache mit Obi setzt mir auch ziemlich zu, obwohl ich das meistens immer versucht habe zu verdrängen. Und dann kann ich jetzt auch nichts machen, wegen meinem Knöchel! Argh, das regt mich alles so auf. Ich merke erst gar nicht, wie mir ein paar Tränen die Wange runterlaufen. Normalerweise bin ich kein Mensch der oft weint, aber manchmal braucht es nur ein paar kleine Sachen und das Fass läuft über.
Die Tür geht auf einmal auf und Obi kommt rein. Ich wische mir schnell die Tränen weg, damit Obi sie nicht sieht. „Hey.." begrüßt sie mich, aber bleibt dann stehen und guckt mich an. „Weinst du?" fragt sie mich. „Wenn du dich über mich lustig machen willst, dann tu mir den Gefallen und geh einfach wieder." antworte ich ihr. „Nein, das möchte ich nicht. Ist es dolle schlimm?" fragt sie mich und kommt an mein Bett. Ich schüttele den Kopf. „Zum Glück nicht. Tut auch kaum noch weh." antworte ich ihr. „Darf ich?" fragt sie und zeigt auf mein Bett. Ich nicke und sie setzt sich zu mir. „Es tut mir leid Lina.." sagt sie und guckt mich traurig an. „Ich hätte das nicht tun sollen. Du hättest dich wirklich schlimm verletzen können. Es war so dumm von mir." redet sie weiter und guckt dann auf den Boden. „Ist schon okay. Ich hab's verdient." sage ich und lächle sie leicht an. „Nein, hast du nicht." will sie mir ausreden. „Doch, habe ich. Ich habe mich dir gegenüber absolut daneben benommen und das tut mir wirklich leicht." antworte ich ihr reuevoll. Sie nimmt meine Hand und drückt sie leicht. „Entschuldigung angenommen." Sie lächelt mich an und ich lächle zurück. Das Gefühl von ihrer Hand in meiner fühlt sich so vertraut und viel zu gut an. Oh Gott, bitte nicht. Bitte, lass mich einfach über sie hinweg sein..

finding back to us - Part IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt