Kapitel 13

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Lina's POV:

Obi küsst mich und ich brauche ein paar Sekunden, um zu verstehen was hier eigentlich passiert. Doch bevor ich das realisiert habe, bewegen sich meine Lippen von ganz alleine und erwidern ihren Kuss, obwohl ich weiß, wie falsch das ganze hier eigentlich ist. Aber anscheinend hat meinen Körper einen kompletten Totalausfall und übernimmt einfach von alleine. Wir küssen uns und können gar nicht mehr aufhören. Ich will es mir nicht eingestehen, aber ihre Lippen auf meinen fühlen sich einfach viel zu gut an. Obi zieht mich an meiner Hüfte näher zu sich und ich lande auf ihr drauf. Jetzt wäre eigentlich der Zeitpunkt, um mich von ihr zu lösen. Aber ich schaffe es nicht. Es ist, als hätte jemand meinen Körper übernommen. Vielleicht rede ich mir das auch nur ein und ich will es von ganz alleine?
Obis Hand fährt unter meinen Hoodie und hinterlässt ein angenehmes prickeln auf meiner Haut. Schneller als ich gucken kann, bin ich diesen auch schon los und Obi zieht sich ihren ebenfalls aus. Dann kommt sie wieder auf mich zu und drückt mich nach unten. Ihre Lippen finden natürlich wieder auf meine und die Küsse werden immer fordernder und leidenschaftlicher. Da weder Obi, noch ich ein Shirt unter unseren Pullis hatten, trifft ihre nackte Haut auf meine und es macht mich wahnsinnig. Mein Kopf sagt mir, ich solle endlich die Notbremse ziehen, aber ich schaffe es einfach nicht mich zu lösen.
Erst als die Tür laut aufgeht und Jule schockiert im Zimmer steht, kommt wieder Leben in mich.
„Was zum..?" setzt Jule an, doch wir antworten nicht. Obi ist zum Glück von mir runtergegangen und ich schnappe mir meinen Pulli und ziehe ihn mir schnell drüber. Ich renne schon förmlich aus dem Zimmer. Vorbei an der verwirrten Jule, die Treppe runter und aus der Haustür raus. Ich höre beide noch nach mir rufen, aber ich ignoriere dies gekonnt. Erstmal muss ich selber damit klar kommen, bevor ich mich mit irgendwem darüber unterhalten kann.

Obi's POV:

„Kannst du mir mal bitte erklären, was hier grade passiert ist?" fragt mich Jule aufgebraucht, nachdem Lina einfach verschwunden ist. Fuck, ich weiß es doch auch nicht.. Ich lege meine Hände auf mein Gesicht und stütze meine Arme dann auf meinen Oberschenkeln ab. Jule kommt zu mir und legt ihren Arm um mich. Ich merke, wie mir Tränen die Wangen runterlaufen. Ich habe so scheiße gebaut. Wieso habe ich sie auch einfach geküsst? War doch klar, dass das alles nur noch komplizierter macht. Aber wieso hat sie mich nicht weg gestoßen? Immerhin hat sie mich ja auch geküsst und war nicht abgeneigt. Trotzdem weiß ich jetzt schon, wie es weitergeht. Sie wird mir sagen, dass es ein Fehler war und sich das niemals wiederholen wird. Ich kenne sie gut genug und weiß, dass sie kein Mensch ist, der jemanden mutmaßlich betrügt. Ich frage mich nur, ob sie das auch so sehen würde, wenn sie nicht vergeben wäre..
„Obi?" fragt mich Jule leise. Ich richte mich auf und schaue sie dann an. Vorher wische ich mir noch meine Tränen weg. „Lina ist deine Exfreundin, von der du nicht loskamst oder?" fragt mich Jule und ich bin kurz verblüfft, dass sie davon weiß. „Ja..aber wie bist du da jetzt so schnell drauf gekommen?" frage ich verwundert nach. „Naja seitdem sie wieder hier ist, verhältst du dich so anders und ich habe euch die letzten Wochen ein wenig beobachtet. Ich konnte es mir schon denken irgendwie und grade hat sich meine Vermutung bestätigt.." antwortet sie mir. „Scheiße Jule, ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll.." sage ich aufgebraucht. „Das kann ich dir leider auch nicht sagen. Von wem ging der Kuss denn aus?" „Von mir, aber sie hat mich nicht weggestoßen.." Jule scheint zu überlegen, denn erstmal kehrt Ruhe zwischen uns ein. „Ihr müsst auf jeden Fall miteinander reden." sagt sie dann nach einer Weile. „Ich weiß.." antworte ich seufzend. Jule bleibt noch eine Weile bei mir, bis sie runter in die Küche geht. Hoffentlich kommt Lina bald wieder und wir können wirklich darüber reden.

Lina's POV:

Nachdem ich zu Fuß zu Lynn gegangen bin und ihr mein Herz ausgeschüttet habe, bin ich nun wieder auf dem Weg nachhause. Unterwegs habe ich noch halt gemacht bei einem Supermarkt, um mir etwas zu trinken zu holen. Gottseidank gibt es ApplePay, da ich natürlich ohne Portemonnaie und ohne Schlüssel aus dem Haus bin. Dies wird mir auch jetzt zum Verhängnis. Ich will nämlich nicht klingeln, damit ich mich jetzt noch nicht mit das ganze Thema auseinandersetzen muss. Zum Glück ist die Gartentür noch nicht abgeschlossen und ich kann so zumindest in den Garten gehen. Vielleicht habe ich ja auch Glück und die Terrassentür ist auch offen.
Ist sie leider nicht..Wäre ja auch zu einfach gewesen. Ich setze mich also erstmal auf die Terrasse und lehne mich an die große Fensterscheibe. Immerhin habe ich etwas zu trinken und sonderlich kalt ist es draußen auch nicht.
Je länger ich hier sitze, desto schlimmer wird aber auch das Gedankenkarussel in meinem Kopf. Ich hätte fast mit Obi geschlafen. Wie konnte es nur so weit kommen? Warum habe ich es überhaupt soweit kommen lassen?
Mein Körper war wie gelähmt und ich konnte nichts anderes tun, außer mich ihr voll hinzugeben. Fuck...das kann doch alles nicht wahr sein..
Auf einmal geht die Terrassentür auf und ich bete innerlich, dass es nicht Obi ist.
Meine Hoffnung wurde erfüllt, als sich Jule neben mich setzt. „Wenn du reden willst, ich bin hier." sagt sie und legt mir ihren Arm um die Schultern. „Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll Jule.." gestehe ich und trinke einen Schluck aus der Flasche. „Ich weiß.." Eine Weile bleibt es ruhig zwischen uns, bis Jule das Wort wieder ergreift. „Liebst du Obi denn noch?" fragt sie mich. Ich drehe mich zu ihr und schaue sie verwundert an. „Ich weiß, dass ihr mal zusammen wart." klärt sie mich auf. Ich nicke nur und schaue dann wieder gradeaus. Ich denke über ihre Frage nach, aber weiß ehrlicherweise nicht, was ich antworten soll. „Solange wie du nachdenkst, ist das schon Antwort genug." setzt sie an und seufzt dann. „Lina..tu mir den Gefallen und werd dir über deine Gefühle klar..sonst verletzt du nur beide und vor allem dich selbst." Als ob ich das nicht schon wüsste... „Ich weiß...mach ich." antworte ich ihr und versuche mich an einem kleinen Lächeln. Sie umarmt mich und flüstert dann: „Du kannst immer zu mir kommen, wenn etwas sein sollte okay?" „Danke Jule." erwidere ich und wir lösen uns voneinander. Dann steht sie auf und fragt mich, ob ich mit reinkomme. Ich verneine jedoch und bleibe noch etwas sitzen.
Erst als ich durchgefroren bin, da es nachts doch schon etwas kälter ist und meine Flasche fast leer ist, begebe ich mich rein. Auf dem Weg merke ich, dass ich etwas Gleichgewichtsprobleme habe, weshalb ich mich auf die Couch werfe. Eigentlich kann ich auch hier pennen, so muss ich wenigstens nicht nach oben und treffe so auch nicht auf Obi. Für dieses Gespräch habe ich nämlich jetzt keine Nerven mehr. Ich schaffe es grade noch so meine Schuhe auszuziehen und dann falle ich auch schon in einen tiefen Schlaf.

finding back to us - Part IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt