Kapitel 11

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Pov Dan:

Als ich am vereinbarten Ort ankam, kamen mir Jack und Mia erleichtert entgegen und umarmten mich. "Dan, dir geht es gut!", meinte Mia fröhlich. "Wir haben uns echt Sorgen gemacht. Wo ist Xaver?", ergänzte Jack. Ich konnte meine Tränen nicht mehr länger zurückhalten und sank weinend zu Boden. "Dan!" Mia und Jack knieten sich neben mich. "Was ist passiert?", wollte Mia wissen. Ich konnte ihr nicht antworten. In meinem Kopf spielte sich immerwieder ab, wie Xaver von den Menschen entführt wurde und ich ihm nicht helfen konnte. "Dan, wo ist Xaver?", hagte Mia nach. "Weg. Er ist weg!", rief ich schlurzend. Mia und Jack wirkten geschockt. "Weg? Was meinst du damit?", fragte Jack. Ich sah zu ihm auf und erklärte: "D-Die Menschen... h-haben ihn. I-Ich konnte nicht... ich konnte ihm nicht helfen. Ich habe ihn im Stich gelassen!" Ich brach erneut in Tränen aus. Die verängstigten Blicke aller lagen auf mir. "Oh Gott.", hörte ich Mia leise sagen. "Xaver wurde entführt?"
"Was sollen wir nur tun?"
"Wir sind am Ende.", hörte ich die besorgten Aussagen der anderen. "Dan. Du musst etwas tun. Als zukünftiger Mate des Alphas, ist es an dir, die Leitung des Rudels vorerst zu übernehmen.", erklärte mir Jack vorsichtig. "Ich kann das nicht.", erwiderte ich schwach. "Aber du musst. Wir dürfen jetzt nicht den Kopf verlieren.", drängte Jack. Ich sah zu ihm auf und blickte in seine entschlossenen braunen Augen. Er hatte Recht. Weinen brachte einen nicht weiter. Ich nickte leicht und stand auf. Mein Blick verlief über das Rudel und ich stellte fest, dass nicht alle da waren. "Wo ist der Rest?", fragte ich zögerlich. Mia blickte zu Boden und erwiderte traurig: "Sie weilen nicht mehr unter uns. Wir haben wirklich alles versucht, um sie zu retten aber entweder waren sie gleich tot oder verstarben, kurz nachdem wir sie fanden." Es fühlte sich an, als hätte mir jemand das Herz rausgerissen. Von den knapp dreißig Rudelmitgliedern, waren nur noch neunzehn da. Ich hatte fast die Hälfte an Xavers geliebten Rudel verloren, ich hatte zugelassen, dass sie starben. Und das nur, weil ich Xaver unbedingt finden wollte. Ich strich mir mit der Hand übers Gesicht. Warum passierte das alles? "Was sollen wir jetzt tun?", fragte Jack. "Ich weiß es nicht!", gab ich gestresst zurück. Ich war ratlos, ich wusste einfach nicht, was wir jetzt tun sollten. Fakt ist, wir konnten erstmal nicht zurück, dass wäre zu gefährlich gewesen. "Wir müssen vorerst hier bleiben. Im Lager wäre es zu gefährlich.", erklärte ich. "Aber... wir haben hier nichts. Kein Bett, kein Essen und kein Dach.", ertönte Einspruch aus dem Rudel. "Ich weiß, aber im Moment bleibt uns nichts anderes übrig, als uns zu verstecken und abzuwarten. Zum Schlafen nutzen wir die kleine Höhle am Fuß des Berges. Es ist nicht die beste Lösung aber das müsste vorerst gehen. Nehmt alles mit, was ihr braucht und bleibt zusammen." Das Rudel ordnete sich und befolgte meinen Befehl. Jack und Mia legten jeweils eine Hand auf meine Schulter und sahen mich aufmunternd an. "Wir schaffen das schon.", erklärte Mia und ich nickte leicht.

Am Abend hatte sich jeder einen Schlafplatz gesucht und wir hatten kleine Gruppen, für verschiedene Aufgaben. Da die Nacht recht kühl war, mussten wir ein Feuer machen. Ich setzte mich etwas weiter weg vom Rudel und vergrub mein Gesicht in den Knien. Aufeinmal spürte ich, wie sich jemand neben mich setzte. Ich sah auf und erblickte Mias weiße Haare. Sie sah in die ferne Dunkelheit des Waldes und lächelte mich dann an. "Was willst du?", fragte ich niedergeschlagen. Gerade wollte ich nur für mich sein. "Nichts, nur hier sitzen.", erwiderte Mia. "Ich brauche gerade aber niemanden um mich.", entgegnete ich. Von Mias Seite erklang ein leichtes Kichern und ich sah sie verständnislos an. "Was ist so witzig?"
"Nichts, nur... das alles ist gerade irgendwie sehr ironisch. Du hast dich mit Xaver gestritten und jetzt ist er weg."
"Danke, für die Erinnerung." Mia blickte mich mitleidig an. "Ich will dir damit keinen Vorwurf machen. Ich will dir nur sagen, dass niemand damit rechnen konnte und du einen guten Job machst. Wir konnten zwar nicht alle retten aber die, die hier sind, sind unverletzt und es geht ihnen weitestgehend gut." Mia blickte zu den Wölfen, welche um das Lagerfeuer saßen und von Jack belustigt wurden. "Du irrst dich. Es ist meine Schuld, dass Xaver entführt wurde und wir so viele verloren haben. Ich kann mich nicht um das Rudel kümmern."
"Dan." Ich blickte fragend zu Mia. "Im Leben passieren nunmal schlimme Dinge. Die Frage ist nicht, wie wir sie hätten verhindern können, sondern wie wir damit umgehen und sie meistern."
"Was soll das heißen?"
"Das soll heißen, dass du dir keinen Kopf darüber machen sollst, wie du Xaver und die anderen beide hättest retten können. Du musstest dich entscheiden und das hast du auch. Die Vergangenheit kann man nicht ändern aber die Zukunft liegt in unserer Hand. Ich bin mir sicher, du wirst einen Weg finden das Problem zu lösen." Mias Worte beinhalteten so viel Wahrheit in sich, dennoch konnte ich sie nicht ganz akzeptieren. "Vielleicht hast du Recht. Aber wäre Xaver jetzt hier, wären wir alle nicht so verzweifelt. Er ist der einzige, der weiß, wie man ein Rudel führt und jetzt ist er entführt worden. Wahrscheinlich sehe ich ihn nie wieder."
"Das stimmt nicht. Es gibt sicher eine Lösung Xaver zu retten, wir brauchen bloß etwas Zeit." Ich nickte leicht. "Ich frage mich, wo sie Xaver wohl hingebracht haben und wie es ihm geht." 

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