Kapitel 14

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Pov Xaver:

Ich hatte die ganze Nacht nicht geschlafen. Das Bett roch extrem nach Mensch, so wie alles hier. Immer wieder musste ich daran denken, wie es den anderen wohl ging und hoffte inständig, dass sie in Sicherheit waren. Vorallem Dan machte mir Sorgen. Ich hatte Angst, dass ihn die Menschen doch noch bekommen und im schlimmsten sogar umgebracht haben. Allein die Vorstellung daran, Dan vermutlich nie wieder zu sehen, brach mir das Herz. Hätte ich ihn nicht so doof angemacht, wäre das alles sicher nicht passiert. Aber mein inneres Ego war einfach zu groß, um mir einzugestehen, dass er Recht hatte. Mein Bauch zog sich etwas zusammen und ich spürte einen leichten Kick, wodurch ich automatisch schmunzeln musste. "Bist du etwa auch der Meinung, dass ich übertrieben habe?" Ich holte mir wieder in Erinnerung, weshalb es überhaupt zum Streit kam. Ich hatte die Verantwortung mich um Dans und mein Kind zu kümmern. Unter allen Umständen, musste ich dafür sorgen, hier raus zu kommen.
Fußschritte verliefen durch den Raum und der alte Typ von gestern tauchte vor dem Käfig auf. Er musterte erst mich und dann den Rest des Käfigs. "Du hast ja noch nicht einmal das Futter angerührt. Oh, warte, ich vergaß. Du hast ja noch deinen Maulkorb um." Der Kerl lachte amüsiert. Ich verstand nicht, worum es ging, aber dieser Kerl war eindeutig böse. Er nahm einen Schlüssel aus seiner Tasche hervor und steckte diesen ins Schloss. Es klickte und er öffnete die Tür. Mein Instinkt sagte mir, ich solle aufspringen und weglaufen, aber ich konnte nicht. Meine Beine fühlten sich schwer an und durch den Schlafmangel fehlte mir sowieso etwas Energie.
Der Mensch kam auf mich zu, kniete sich vor mich und betrachtete mich. "Gestern schienst du agiler zu sein. Ist irgendwas vorgefallen, oder warum bist du gerade so ruhig?" Erneut lachte mein Gegenüber. Ich sah ihn grimmig an und legte meine Ohren, als Warnzeichen, an. Das Klopfen meines Herzens, hallte immerwieder in meinen Ohren wieder und ich spürte förmlich das Adrenalin durch meine Adern schießen. Der Mensch hob, mit einem breiten Lächeln im Gesicht, die Hände und führte sie zu meinem Gesicht. In mir schrie eine Stimme, ich solle wegrennen, die Flucht ergreifen, doch ich tat nichts. Ich ließ den Mann seine Hände an meinen Hinterkopf legen und spürte, wie er scheinbar irgendwelche Schnallen löste. Aufeinmal fiel die Gittermaske nach vorne, sie hatte sich endlich von meinem Gesicht gelöst. Aus Reflex, atmete ich einmal tief durch. Es war ein befreiendes Gefühl, nichts mehr vor dem Mund zu haben. "Ohne dieses Ding, kommen deine Augen und dein schönes Gesicht ja noch mehr zum Vorschein.", sagte der Mann und lächelte. Er streckte seine eine Hand zu mir aus und mein Herzschlag beschleunigte sich. Ohne genau zu wissen, was ich tat, biss ich dem Mann in den Arm. Es war eine einfache Verteidigungsreaktion, jedoch biss ich ziemlich stark zu. Der Kerl schrie voller Schmerzen auf und entzog mir hektisch seinen Arm. Ich schmeckte sein ekliges Menschenblut und spuckte es sofort aus. "Du Miststück! Was fällt dir ein, mich zu beißen!?", rief der Mensch empört. Mit seiner Hand, umfasste er die stark blutende Stelle, seines einen Armes. Ein siegreiches Lächeln umspielte meine Lippen. Der Mensch stieß noch einige zornige Laute hervor und ging dann, vermutlich um seine Wunde zu versorgen. Voller Wucht stieß er die Käfigtür zu und verschloss diese wieder. Mein Gesichtsausdruck änderte sich zu einem kalten, emotionslosen.
Nach einer Weile, hörte ich, wie der Mann wieder zurückkam. Er hatte einen Verband um die Bissstelle gemacht und sah nicht gerade gut gelaunt aus. In seiner rechten Hand, hielt eine Art langes, schwarzes Seil. "Ich werde dir schon noch Manieren beibringen, du elender Köter!" Der Typ öffnete gewaltsam die Tür und stellte sich vor mich. Erst jetzt erkannte ich, dass das Ding in seiner Hand eine Peitsche war. Sofort gingen die Alarmglocken in mir los. Ich sprang auf und machte mich zum Angriff bereit. Diese Menschen kämpften anders als ich es gewohnt war. Sie benutzten weder ihre Zähne, noch Klauen, um anzugreifen. Alles was sie benutzten, waren diese komischen Metalldinger und andere Sachen, wie Messer und der gleichen. Das war auch der Grund, warum sie mich überwältigen konnten. Jedoch hatte ich nicht vor gegen diesen einen alten Knacker einzuknicken. "Vergiss es! Ich habe hier das Sagen!", rief der Mensch und schlug mit der Peitsche auf den Boden. Das Aufschlaggeräusch war für meine Ohren viel zu laut, weshalb ich sie mit meinen Händen festhielt. Loup-ga hatten zwar von Natur aus ein ziemlich gutes Gehör aber meines war zusätzlich empfindlich. Ich konnte viel besser hören als die meisten Loup-ga, wodurch ich laute Geräusche allerdings gar nicht abkonnte. Sie hörten sich in meinen Ohren mindestens dreimal so laut an.
"Was? Magst du das Geräusch etwa nicht?" Der Mann schlug erneut mit der Peitsche auf den Boden. Ich biss die Zähne fest zusammen und schaute zu Boden. Der Typ fing an, breit zu grinsen und immer wieder neue Schläge auf den Boden zu richten. Meine Ohren schmerzten bereits von den lauten Geräuschen und ich sank zu Boden. Es klang fast wie ein Vulkanausbruch von der Nähe oder sogar wie der Weltuntergang. Ohne das ich es wollte, fing mein Körper an zu zittern und ich zog meinen Schwanz ein. Dieser Lärm war grausam und ich betete dafür, dass er endlich aufhören würde. Meines Glückes tat er es nach einer Weile auch. "Hast du genug?", fragte der Mesch. Mein Körper zitterte immernoch und ich versuchte meine Orientierung wiederzufinden. "Ts. Köter.", erklang es aus dem Mund des Menschen und ich hörte, wie er ging. Warum tat er das? Warum waren die Menschen so aggressiv, uns gegenüber? Und vor allem, warum haben sie uns genau jetzt angegriffen?

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