Kapitel 15

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Pov Dan:

Ich saß auf einem kleinen Steinhügel und betrachtete den Himmel. Er war nahezu schwarz und nur die einzelnen Sterne und der Mond gaben Licht. Es war ein schöner Anblick, erinnerte mich jedoch auch an Xaver. Die kühle Abendluft wehte durch meine Haare und ich bekam Gänsehaut. Es ist gerade mal ein paar Tage her, seit ich meinen Partner zuletzt gesehen hatte und doch fühlte es sich an, wie eine Ewigkeit. Ich vermisste ihn, ich vermisste ihn wirklich sehr.
In meinem Augenwinkel funkelte der Ring auf, welchen Xaver mir bei seinem Antrag gegeben hatte. Ich betrachtete ihn und erinnerte mich an seine Worte von damals. Er meinte, er wolle für immer bei mir bleiben und jetzt war er weg. Ich konnte ihn vielleicht nie wiedersehen. Wer weiß, wo die Menschen ihn überhaupt hingebracht hatten. Wir werden vermutlich niemals heiraten können. Ein tiefer Schmerz durchzog meine Brust und ich kauerte mich mehr zusammen. Warum musste einfach immer alles schiefgehen? Kaum hatte ich eine Sache verarbeitet, passiert schon die nächste. Ich verstand einfach nicht warum. Warum ausgerechnet ich? Was hatte ich falsch gemacht, um jetzt so bestraft zu werden?
"Dan?", erklang eine sachte Stimme. Ich drehte mich um und erblickte Mia. Sie sah mich besorgt an, als hätte sie eine Vermutung, woran ich gerade gedacht hatte. Trotz allem lächelte ich sie schwach an. Sie kletterte ebenfalls auf den Felsen und setzte sich zu mir. "Mach dir keinen Kopf. Xaver geht es bestimmt gut, außerdem ist morgen Abend die Versammlung. Wir finden sicher jemanden, der uns hilft Xaver zurückzuholen."
"Denkst du?"
"Mhm." Mias Worte machten mir Mut und Hoffnung. Wir schauten noch für eine Weile still in den Himmel. Es tat gut jemanden an meiner Seite zu wissen.

Am nächsten Abend bereitete ich mich mental auf das Treffen vor. Ich spielte jedes mögliche Szenario durch, wie das Treffen mit meinem alten Alpha ablaufen könnte.
"Jack, du übernimmst solange das Sagen, okay?", fragte ich Jack, welcher stramm stand und die Hand, wie ein Soldat, an die Stirn legte. "Bist du dir sicher, dass nicht doch einer mitkommen soll?", fragte Mia verunsichert. Ich schüttelte den Kopf und meinte: "Ist schon gut. Ich schaffe das schon." Mia nickte schwach mit dem Kopf. Voller Entschlossenheit aber auch etwas Nervosität, ging ich zum besagten Platz. Hoffentlich würde ich unterwegs keinem Menschen begegnen.
Am Treffpunkt angelangt, entdecke ich bereits mehrere Loup-ga. Die Insel beherbergte insgesamt acht Rudel, zwei in jeder Himmelsrichtung. Sofort konnte man die stärkeren und schwächeren Rudel klassifizieren. Die Alphas der schwächeren Rudel hatten meistens noch ein bis zwei weitere Rudelmitglieder dabei. Im Moment wünschte ich auch jemanden mitgenommen zu haben. Ich schluckte schwer. Die Atmosphäre war angespannt und ich kam mir unter den anderen wirklich klein und schutzlos vor. So selbstbewusst wie ich konnte, gesellte ich mich zu den anderen. Sofort herrschten alle Blicke auf mir. Der Druck war enorm und ich musste mich zusammenreißen keine Schwäche zu zeigen. Das wäre absolut nicht gut für das Image unseres Rudels. Xaver hätte diese Sache jetzt bestimmt viel besser geregelt. Bestimmt hätte er alle verachtend angesehen oder die anderen hätten zu viel Respekt vor ihm, um ihm auch nur unter die Augen zu treten. Nicht ohne Grund zählt Xaver als stärkster Alpha.
"Na nu? Dan?", fragte eine bekannte Stimme. Gänsehaut überkam mich und ich zuckte kurz zusammen, bevor ich mich zu der Stimme umdrehte. Wie erwartet stand mein alter Alpha, Julian, vor mir. Er musterte mich ungläubig und wartete auf meine Antwort. "H-Hallo, Julian." Unbewusst zog ich meinen Schwanz ein und legte die Ohren an. Julian strahlte noch immer unglaublich viel Dominanz aus und in meinem Körper war es noch so verankert, mich ihm unterwürfig zu zeigen. Der Alpha begutachtete mich vorwurfsvoll und ich wechselte immerwieder meinen Blick zwischen ihm und den Boden. "Wieso bist du hier?", fragte Julian skeptisch. Ich schluckte schwer. Natürlich war mir Bewusst, dass das Treffen mit Julian unangenehm sein würde aber niemals so unangenehm wie im jetzigen Moment. "I-Ich...", setzte ich an, doch bekam keinen ordentlichen Satz raus. Ich machte mich immer kleiner und mein Herz pulsierte immer kräftiger. Gerade sehnte ich mich unglaublich nach Mia und Jack, damit sie mich hätten unterstützen können aber ich war alleine. Ein Seufzen erklang von meiner gegenüberliegenden Seite und ich blickte vorsichtig auf. "Hör zu. Was damals passiert ist, war sicher nicht schön und ich werde es dir auch nicht verzeihen. Noch weniger werde ich zurücknehmen, was ich damals gesagt habe." Ich war irritiert und sah verwirrt drein. Julian fuhr fort: "Aber ich möchte auch keinen Streit zwischen uns, somal du ja jetzt auch unter dem Schutz von Xaver stehst. Darum würde ich dich bitten, die Vergangenheit ruhen zu lassen und das wir zwei neu anfangen, als Mitglieder zwei unterschiedlicher Rudel." Julians Aussage überraschte mich zu tiefst. Ich hätte erwartet, dass er einen Streit anfangen würde aber niemals, dass er mir so einen Vorschlag machen würde.
Mein Körper entspannte sich und ich konnte Julian wieder normal in die Augen blicken. "Okay.", gab ich leicht lächelnd zurück. Julian lächelte ebenfalls. "Wo wir gerade dabei sind, wo ist eigentlich Xaver? Bist du nicht als seine Begleitperson hier?" Sobald Julian Xavers Namen erwähnte, wurde ich traurig und wandte den Blick ab. Ich schüttelte leicht den Kopf und erklärte leise: "Ich bin alleine hier. Xaver wurde vor einigen Tagen von den Menschen entführt." Entsetzen zeichnete sich in Julians Gesicht ab. "Was?", hinterfragte er empört. Einige andere Loup-ga schauten fragend zu uns. Ich biss mir auf die Unterlippe und versuchte meine Tränen zurückzuhalten.

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