Three

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Es war seltsam, wie viele Gefühle man auf einmal empfinden konnte, und ebenso erstaunlich war es, wie viele davon, die eigentlich gegensätzlich erschienen tatsächlich koexistieren konnten. Er sollte nicht hier sein- eine kleine Stimme in seinem Hinterkopf schien ihn unaufhörlich darauf hinzuweisen. Diese Treffen sollten ein Ende finden- und war in nicht allzu weiter Ferne. Was sie hier taten, war nicht viel mehr, als alte Wunden immer wieder aufzureißen, und zu verhindern, dass diese endlich heilen konnten. Es war wie ein ewiges Seilziehen zwischen ihnen, bei dem beide Seiten nicht nachgebe wollten- auch wenn hin und wieder jemand vielleicht ins Wanken oder Straucheln geriet, das Seil blieb gespannt, und beide Parteien klammerten sic daran fest als würde er Leben davon abhängen. 

Der Abstand erschien überbrückbar, und Albus' anfängliche Hoffnung, irgendwie zu Gellert hindurch dringen zu können, schwand mit jedem Treffen ein wenig mehr. Die Kluft zwischen ihnen schein sich stets zu vergrößern, und es schmerzte. Er könnte sagen es schmerzte mehr, als er es sich vorgestellt hatte, doch das war nicht ganz korrekt. Zwar hatte er tatsächlich gehofft, rationaler zu sein, als er es während ihrer Treffen war, eine bessere Distanz zu dem Jüngeren wahren zu können, doch er hatte nie gedacht, dass es leicht sein würde. Er hatte nie gedacht, dass es weniger weh tun würde, als es tatsächlich tat. Er war nicht gutgläubig genug, um das zu tun. Noch immer war da diese Vertrautheit zwischen ihnen, obwohl der Rothaarige sich darüber im Klaren war, dass er es eigentlich besser wissen müsste.

 Diese Vertrautheit, die es zu leicht machte, zu vergessen, in welcher Situation sie sich befanden- dass sie schon längst nicht mehr die Jungen aus Godrics Hollow waren, die ineinander ihren Seelenverwandten gesehen hatten. Eigentlich war Albus viel zu sehr ein Kopf Mensch als dass er wirklich an Dinge wie Seelenverwandte glauben würde- zumindest hatte er sich dafür gehalten,  ehe er Gellert zum ersten Mal begegnet war. Später hätte er nicht gewusst, wie er jene Verbindung, deren Verbildlichung Gellert stets bei sich trug beschreiben sollte.  Es war leicht zu vergessen, dass sie auf verschiedenen Seiten standen- zumindest für eine gewisse Zeit. Zumindest bis spätestens der Abschied für ein  bitteres erwachen sorgte. DA war noch immer dieses Bedürfnis, dem Jüngeren zu vertrauen wie er es einst getan hatte. Aber das konnte er nicht. Nicht mehr. Wenn er es überhaupt jemals wirklich gekonnt hatte. Und das versetzte seinem Herzen vermutlich den größten Stich. 

" Da bist du, Liebling", Albus fuhr leicht zusammen, als die Stimme des anderen Zauberers ihn aus den Gedanken riss- er sah Gellerts Schmunzeln nicht direkt, doch er konnte es beinahe aus dessen Stimme heraus hören. Er bekam am Rande mit, wie der jüngerer Zauberer sich leicht nach vorn lehnte, und die beiden hohen Gläser, die mit derselben dunkelroten Flüssigkeit befüllt waren auf dem Tisch abstellte. Die rote Flüssigkeit schwappte bei der Bewegung leicht gegen den Rand der Gläser, doch Albus' Aufmerksamkeit lag im ersten Moment eher auf dem Schwarzmagier selbst, als auf dem Gas vor sich.  Sein Gegenüber stand direkt im Licht wie er feststellte als er den Kopf anhob, weswegen der Jüngere einen leichten Schatten auf ihn war, und doch verspürte Albus den Drang, gegen das Licht anzublinzeln. Gellert stand  vor dem Tisch, an den Albus sich gesetzt hatte. Das Schmunzeln war einem milden Lächeln gewichen, das ihm- gemeinsam mit dem goldgelben Licht, dass das Café eine viel wärmere Ausstrahlung verlieh als normalerweise. Überhaupt strahlte der Schwarz Magier eine Ruhe aus, die geradezu an Sanftheit grenzet, und an sich überhaupt nicht zu dem passte, was man im Tagespropheten über ihn hörte. Würde Albus es nicht um einiges besser wissen, würde er vielleicht soagr bezweifeln, dass es sich dabei um dieselbe Person handelte. 

Beinahe. Doch er wusste es besser, und er zweifelte nicht daran, wie fest sein gegenüber an seinen Zielen festhielt- ebenso wenig wie er daran zweifelte, wie weit Gellert für jene Ziele gehen würde. Die Schlagzeilen aus dem Tagespropheten schienen ihm anzuhaften, über ihm zu lungern, wie unheilverkündende Gewitterwolken, und es gab nichts, was wirklich darüber hinwegtäuschen konnte. Nicht dieser sanfte Ausdruck in den zweifarbigen Augen, der nur ihm zu gelten schein, und auch nicht der elegante Kleidungsstil, den der andere Mann zu Tage legte. Außerdem war Albus nicht entgangen, dass ihre Treffen an immer abgelegeneren Orten stattfanden. Dass es mit der Zeit sichtlich schwieriger zu werden schien, Orte zu finden, die verborgen genug waren, las dass man sie nicht finden würde- und er sah keinen Sinn darin so zu tun, als wüsste er nicht, woran das lag. " Mir war nicht bewusst, dass du so verzweifelt nach mir gesucht hast", erwiderte er schließlich, während der neckische Ton seiner Stimme seinen Gedankengang erfolgreich überschattete. Er wollte ihr Treffen nicht so beginnen. Nicht, indem er gleich auf ein solches Thema zu sprechen kam. 

The Enemy // GrindeldoreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt