-2- Einen Apfel für Picoolus

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Das Klingeln meines Weckers beförderte mich zurück in die reale Welt. Es war 07:15 Uhr. Ich richtete mich auf und sah nach draußen, es war ein wunderschöner sonniger Tag. Ich Schnappte mir eine graue Jogginghose und ein Shirt was viel zu weit war und zog es an, danach lief ich in die Küche um mir Brot zu schmieren.

„Die kleine Madame ist auch mal zuhause." kam es von der Seite. Meine mom. „Was machst du da?" „ich schmiere mir Frühstück." „ach, warum?" „weil Frühstück wichtig ist schätze ich" „antworte mir nicht so frech!" ich bereute meine Antwort nachdem ich eine Ohrfeige abbekam. „Entschuldigung." ich lief danach wieder in mein Zimmer und packte das Brot in eine Dose die ich dann in meinen Rucksack steckte.

Leise schlich ich mich mit meinem Gepäck in den Hausflur. Wie bekomme ich das jetzt zu Picoolus?

Mir viel der alte Holzwagen ein der hier im Keller steht. Der müsste gehen. Ich holte ihn aus dem Keller und packte mein Gepäck rein bevor ich dann den Hausflur verließ. „Bis irgendwann." murmelte ich vor mir her bis ich mich dann auf den Weg die Straße runter machte.

Jetzt ist nur mein Problem, wie komme ich nach Spanien?

Ich zog den Wagen über die Pflastersteine die Straße entlang, mit direktem Blick aufs Meer und dem wunderschönen Wetter fühlte ich mich frei. Jetzt nur noch zu Picoolus und dann bye bye Palermo!

So aufgeregt war ich schon lange nicht mehr, nichtmal als wir vor einem Jahr eine Klassenfahrt zu einem Zoo gemacht haben.

Ich begegnete vielen Passanten die mich komisch ansahen, logisch ich war nicht gerade passend gekleidet. „Hey Lucia!" ich drehte mich um und sah Mr.Williams er verkauft hier an einem Stand immer Äpfel „hey" „hier nimm dir doch einen Apfel mit" „Dankeschön Mr.Williams" „was hast du den vor?" „Ausflug" er nickte Verständnisvoll „nimm noch ein Apfel für deinen Gaul mit" ich nahm mir einen und dankte ihm bevor ich mich wieder auf den Weg machte. Auch das werde ich vermissen.

Ich lief Richtung Koppel und sah auch schon Picoolus. „Hey mein hübscher" ich streichelte ihn und holte ihn dann aus der Koppel, heute kommt er am Sattel nicht vorbei.

Er muss ihn tragen. Ich packte ihm Satteltaschen hinten drauf und machte diese dann voll. „Sei ein lieber." ich streichelte ihn behutsam und stellte dann den kleinen Wagen an die Seite. Es ist eine Art Kinderwagen schätze ich, ich sehe oft Leute ihre Kinder hinterher ziehen.


Wie kann man nur so unendlich süß aussehen? Picoolus sah ein bisschen bockig aus das er einen Sattel tragen muss. Naja da muss er durch schätze ich.

Ich stieg auf ihn drauf und trappte ihn an. Wir ritten außerhalb der Stadt entlang. Ich muss noch einmal meine Lieblingsplätze besuchen. Der Strand wo ich stundenlang saß ohne das ein Mensch vorbei kam, der Tempel der eine halbe Ruine ist wo ich immer drauf klettere und natürlich den Kiefernwald wo ich schon hunderte Male wandern war. Mein zuhause. Ich werde es vermissen. Aufgewachsen bin ich hier nicht sondern in Spanien.

Als meine Brüder abgehauen sind haben sich Mom und Dad dazu entschieden weg zuziehen. Nach Italien. Hierher. Von Barcelona nach Palermo. Verstehen werde ich das nie aber akzeptiert habe ich es doch.

Ich fühlte mich frei auf dem Rücken von Picoolus. Ich habe einen Weg gefunden nach Spanien zu kommen. Es wird etwa eine Woche dauern denke ich. 2.512,2 km sind es. Denk wohl doch ein bisschen mehr als eine Woche! 

Nach Drei Stunden stieg ich von Picoolus rücken, ich laufe damit er auch entspannt voran kommt. Ich war mitten im Wald, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin?

Ich hörte Plätschern von Wasser und entschied mich in die Richtung zu laufen. Ich sah einen kleinen Wasserfall der in einen Bach mündet. Ein traumhaftes Bild! Picoolus läuft direkt zum Wasser und trinkt in aller Ruhe davon. Ich hoffe mal es ist sauber. Ich entschied Pause zu machen da wir beide die sicher bräuchten, nach zwanzig Minuten liefen wir weiter. Ich saß auf seinem Rücken. Die Natur gibt mir soviel Sicherheit. Den Himmel konnte ich durch die Bäume leider nicht sehen aber ich stellte ihn mir strahlend blau vor mit ein paar Wolken.

Langweilig wurde mir auf dem Rücken von Picoolus definitiv nicht, hier konnte ich voll und ganz in meinen Gedanken versinken.

Was sage ich wenn ich meine Brüder wiedersehe? Hallo hier ist euere Schwester die ihr vor sieben Jahren verlassen habt, ich lebe noch! Nein. Ganz sicher nicht. „Es muss toll sein ein Pferd zu sein" murmelte ich vor mir her.

Ich habe echt Hoffnung wirklich meine Brüder zu finden. Merlin und ich sind komplett verschieden aufgewachsen. Er war 10 Jahre alt als sie abgehauen sind. Meine Brüder waren selbst nichtmal erwachsen? Felipe war nicht einmal 18 Jahre alt selbst wenn das ist zu jung um auszuziehen. Ich war 7 Jahre alt als sie gingen.

Wie haben sie es geschafft sich durchzuschlagen? Ohne Geld?

Irgendwas erschreckte Picoolus weswegen er zurück tritt was mich wiederum aus meinen Gedanken holte. „Ruhig großer ist gut" beruhigte ich ihn und streichelte vorsichtig seinen Hals.

Ich stieg ab und lief auf den Busch zu vor dem er sich erschrocken hat, es war ein Eichhörnchen.

Unglaubwürdig sah ich ihn an. „Nicht dein Ernst oder?" wie kann so ein großes Pferd sich vor so einem kleinen Tier erschrecken?

Langsam lief ich auf ihn zu und holte mein Brot aus der Satteltasche, es schmeckte so gut wie noch nie. Liegt sicher daran das ich so sehr Hunger hatte.

Ich holte auch einen Apfel raus den ich Picoolus reichte, gleich schnappte er ihn sich, so als ob ich ihn jede Sekunde wieder weg ziehen würde.

Ich entschied weiter zu laufen und nahm den Strick von seinem Halfter. „Na komm." selbst zu laufen war viel schwieriger als auf Picoolus rücken. Nicht gerade angenehm. Picoolus trappte mir langsam hinterher. Wir sind seit 9 Stunden unterwegs ich verstehe warum er müde ist. Ich selbst bin auch müde. Wir müssen einen Ort suchen wo wir schlafen können. Ich muss einen Ort suchen. Es ist praktisch das auf Sizilien viele Tempel stehen. Manche sind eingestürzt und manche einfach leer aber viele kann man auch besichtigen.

Wie ich auf das Thema komme? Ich stand gerade vor einem Tempel. Er war verlassen aber nicht kaputt. Perfekt für eine Nacht.

„Wir bleiben über Nacht hier mein Schatz." ich drehte mich zu ihm und streichelte ihn behutsam. Im Tempel setzte ich mich erstmal hin und Picoolus graste davor.

Abends klappte ich meine Matte und meine Schlafsack aus und legte mich hin. Picoolus hatte ich draußen angebunden, ich schlafe direkt an der Tür vom Tempel und bin gerade mal 2 Meter von ihm entfernt. In wenigen Sekunden schlief ich ein.

~1119 Wörter

Mr. & Ms. Pérez Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt