„Was machen wir eigentlich an Weihnachten?"
Felix schaut von seinem Laptop auf und hebt fragend eine Augenbraue. „Hm?"
„Na, das ist schon in zwei Monaten und außerdem hast du Geburtstag. Hast du irgendwelche Pläne oder so?"
Felix lacht kurz auf und schüttelt den Kopf. „Nee, hab ich nie. Meistens läufts darauf hinaus, dass am 24. tagsüber Fränki, Heike und Julian und Sophie mit Anhang vorbeikommen. Dann quatschen wir bei Kaffee und Kuchen und abends geh ich mit meinen Kumpels saufen."
Er klappt den Laptop zu, schiebt ihn zur Seite und widmet mir seine volle Aufmerksamkeit. „Warum, hast du denn Pläne?"
Kurz zögere ich. „Naja, nicht direkt. Aber ich dachte mir, weil du mir meinen Geburtstag dieses Jahr so schön gemacht hast, würde ich den Gefallen gern erwidern." Vorsichtig lächele ich ihn an.
„Aber an Heiligabend wegfahren könnte schwierig werden, oder? Und wenn du deine Familie und Kumpels dann nicht sehen kannst..."
Ein Lächeln zeichnet sich auf seinen Lippen ab, das immer breiter wird. „Das ist echt süß von dir, aber von mir aus müssen wir gar nicht wegfahren."
Er steht auf, kommt um den Esstisch herum und bleibt hinter mir stehen. Dann beugt er sich ein Stück zu mir runter und legt von hinten die Arme um mich.
„Mir reicht es, dass du da bist. Von mir aus können wir einfach irgendwo schick essen gehen oder so?"
Ich denke kurz über seinen Vorschlag nach, doch irgendwas hält mich davon ab, sofort zuzustimmen.
„Aber dann hätten wir doch nicht unsere Ruhe", murmele ich. „Im Restaurant, meine ich. Da sind wir doch nicht alleine."
„Das sind wir im Urlaub auch nicht."
Mir entfährt ein Seufzen. „Das ist auch wieder wahr..."
Felix löst sich von mir und ich drehe mich zu ihm um, sodass wir uns in die Augen schauen können. Er nickt mir auffordernd zu und ich stehe auf. Zusammen gehen wir ins Wohnzimmer und lassen uns nebeneinander auf die Couch fallen. Felix legt eine Hand auf mein Knie und streichelt langsam darüber.
„Ganz schön schwierig, was zu finden, was gemütlich und romantisch ist, ohne, dass uns gleich jeder sieht", überlege ich laut.
Felix seufzt ebenfalls kurz auf und nickt. „Du sagst es. Aber in Österreich sind wir ja auch gesehen worden, erinnerst du dich?"
Schlagartig schlägt meine Laune um. „Allerdings", antworte ich düster . „Und ich hab keine Lust, dass sich das, was da passiert ist, wiederholt."
Ein Schmunzeln legt sich auf seine Lippen und ich weiß sofort, woran er denkt. „Nicht das", sage ich schnell und grinse ebenfalls. „Sondern die Promiflash-Sache."
Felix stößt ein Seufzen aus und nickt. „Ich weiß doch, aber wird es nicht. Das ist doch genau der Grund, warum wir es öffentlich gemacht haben, erinnerst du dich? Damit das Ganze so normal für die Leute wird, dass es seinen Nachrichtenwert verliert."
Ich stoße ein Seufzen aus, dann nicke ich langsam. „Glaubst du denn, dass das so funktioniert?"
Für einen kurzen Moment glaube ich, sowas wie Skepsis in seinem Blick zu sehen, doch dann ist der Moment auch schon wieder vorbei.
„Auf jeden Fall." Er lächelt mich ermutigend an, doch sein Lächeln überzeugt mich nicht.
Als ich ein nervöses Gefühl in meinem Bauch spüre, beschließe ich, das Thema fürs Erste zu ignorieren und konzentriere mich wieder auf den Ursprung unseres Gesprächs.Nachdenklich lasse ich meinen Blick durch den Raum wandern. „Essen gehen wäre theoretisch eine gute Idee, wenn dein Geburtstag an irgendeinem anderen Tag im Jahr wäre." Ich lächele ihn zaghaft an und er legt fragend den Kopf schief.
„Aber an Heiligabend geht man doch nicht ins Restaurant."
Felix grinst. „Wenn du wüsstest, wo ich an dem Tag über die Jahre schon alles gewesen bin."
Schnell strecke ich meinen Arm aus und presse ihm meine Hand auf den Mund. „Will's gar nicht wissen!"
Als ich die Hand wieder wegziehe, müssen wir beide lachen. Schließlich greift Felix nach meiner Hand und drückt sie fest, ehe er doch einknickt und sich ein zustimmendes Nicken abringt.
„Du hast Recht, essen gehen können wir immer noch ein anderes Mal." Seine Mundwinkel verziehen sich zu einem schiefen Lächeln, das mein Herz automatisch höher schlagen lässt.
Ich nehme einen tiefen Atemzug und starte einen zweiten Versuch. „Dann vielleicht doch wegfahren...?"
Felix lacht leise auf, dann legt er den Arm um mich und zieht mich an sich. „Du gibst nicht auf, hm?", flüstert er leise, während er mir über den Arm streichelt.
Ich schlucke den Kloß in meinem Hals hinunter und nicke. „Ich möchte, dass du den bestmöglichen Geburtstag hast", sage ich so leise, dass man es kaum hören kann.
„So, wie ich ihn auch hatte. Aber wenn du nicht wegfahren willst, zwinge ich dich natürlich nicht."
Felix nickt langsam. „Ich überleg mir was, ja?"
Das ist zwar nicht ganz die Antwort, auf die ich gehofft habe, aber ich beschließe, mich fürs Erste damit zufrieden zu geben und nicke lächelnd.Eine Weile bleiben wir so sitzen, ehe Felix ein leises Seufzen ausstößt und mich entschuldigend anschaut. „Ich muss weitermachen", sagt er leise. „Arbeiten, meine ich. Die Tour plant sich nicht von alleine."
Gerade will er Anstalten machen, aufzustehen und sich wieder an den Esstisch zu setzen, doch meine Worte scheinen ihn davon abzuhalten.
„Wie weit seid ihr denn schon?"
Er hält in der Bewegung inne und sieht mich an. „Nicht so weit wie wir eigentlich sein sollten."
Er atmet hörbar aus. „Jetzt gerade sind wir dabei, Veranstalter zu kontaktieren und dann die Städte und Venues zu fixieren, aber das dauert gefühlt alles ewig. Ich will ja auch pro Stadt direkt drei bis vier Termine blocken, damit wir uns Zusatzshows offenhalten können, aber das ist diesmal anscheinend 'n größeret Thema." Nochmal entfährt ihm ein lautes Aufatmen.
Wenn er gestresst ist, kommt der Berliner Dialekt deutlich stärker durch als sonst, was mir in den letzten paar Wochen immer mehr aufgefallen ist. Einerseits finde ich es attraktiv, andererseits möchte ich natürlich nicht, dass er gestresst ist. Mir wäre es lieber, er wäre tiefenentspannt und würde dafür feinstes Hochdeutsch reden, auch wenn er dann klingen würde, als käme er aus Hannover.
Ich bemühe mich, mir ein Lächeln ins Gesicht zu kleistern. „Dann viel Erfolg", sage ich und unterdrücke ein Seufzen. Kurz überlege ich, was ich machen soll.
„Ist es okay für dich, wenn ich ins Schlafzimmer gehe?", frage ich vorsichtig. „Dann kann ich da lesen oder was auch immer."
Felix scheint über meinen Vorschlag nicht gerade unglücklich zu sein. Ein fast schon erleichtertes Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht auch.
„Mach nur. Ick komm dann nachher, ja?"
Ich bringe nur ein zögerliches Nicken zustande, dann stehen wir auf. Felix gibt mir einen Kuss auf die Wange und zieht mich in eine kurze Umarmung, dann setzt er sich wieder an seinen - unseren - Esstisch und klappt seinen Laptop wieder auf.
Ich greife nach meinem Handy und mache mich auf den Weg ins Schlafzimmer.Während ich auf dem Bett liege und gedankenverloren ein TikTok nach dem anderen anschaue, kann ich nicht verhindern, dass meine Gedanken nach und nach abschweifen.
Als ich Felix kennengelernt habe, war er gerade mitten in seiner Bühnenpause gewesen. An eine neue Solotour war damals noch gar nicht zu denken gewesen. Natürlich war - und ist - er hin und wieder bei Formaten und Shows zu Gast oder wird zu Interviews eingeladen, aber seinen richtigen Berufsalltag kenne ich eigentlich gar nicht.
Wie viel Arbeit dahintersteckt, ein neues Programm zu schreiben, während man sich parallel darum kümmern muss, dass man es überhaupt spielen kann.
Stundenlange Telefonate und Meetings mit seiner Agentin Becci. Teilweise ist er ganze Abende nicht da, weil er im Büro sein und Dinge mit seinen Mitarbeitern besprechen muss.
Zwar hat er mir immer angeboten, mitzukommen, damit ich mich nicht ausgeschlossen fühle - „schließlich bist du als meine Freundin eine der wichtigsten Personen überhaupt, da solltest du auch ein Mitspracherecht haben" - aber bisher habe ich das Angebot immer abgelehnt.
Ich möchte ihn nicht stören oder ablenken. Bevor wir zusammengekommen sind, hat das schließlich auch ohne mich funktioniert. Ich will gar nicht wissen, wie viele Stunden an Vorbereitung in die „All You Can Eat"-Tour geflossen sind. Wenn er da auch noch eine Freundin am Bein gehabt hätte, die darauf bestanden hätte, bei jeder Entscheidung mit einbezogen zu werden, wäre die Tour wahrscheinlich heute noch nicht fertig.
Sofort versuche ich, mir den Gedanken wieder aus dem Kopf zu schlagen.Sei nicht albern, Maddie. Wenn er schon extra sagt, dass du mitkommen darfst, kannst du das Angebot auch ruhig annehmen. Vielleicht lernst du auch noch etwas dazu.
Mir entfährt ein Seufzen und ich lege mein Handy zur Seite. Wenn er das nächste Mal fragt, sage ich Ja. Das nehme ich mir fest vor.
Ich zwinge mich, nach meinem Buch zu greifen, das ich vorhin auf dem Nachttisch abgelegt habe und schlage es auf. Mein Blick wandert über die Seiten, aber ich nehme das, was da steht, gar nicht richtig wahr.
Eigentlich habe ich mir den Abend ein wenig anders vorgestellt, aber so ist es nunmal. Wenn ich aufhöre, zu arbeiten, fängt Felix gerade erst damit an. Daran werde ich mich wohl oder übel gewöhnen müssen. Und es bedeutet ja nicht, dass wir gar keine Zeit zu zweit mehr haben.
Neulich Abend war das beste Beispiel dafür. Während ich seine Aufzeichnung angeschaut habe, wollte er eigentlich in seinem Büro Cateringangebote durchgehen, aber dann ist er doch zu mir gekommen. Catering ist im Prinzip auch nicht so wichtig. Darum kann er sich auch noch kümmern, wenn die Städte und Venues feststehen.
Ich erwische mich bei dem Gedanken, dass ich mir wünsche, er würde jetzt seinen Laptop wegpacken und zu mir kommen, aber es passiert nicht. Die Minuten ziehen an mir vorbei, werden zu Stunden, bis ich schließlich mein Buch zur Seite lege und aufstehe.
Ich gehe ins Bad, putze mir die Zähne und wasche mein Gesicht, ehe ich meinen Pyjama anziehe, mich wieder ins Bett lege und mich in die Decke kuschele. Kurz hoffe ich, die Tür würde aufgehen, Felix würde reinkommen und sich zu mir legen, doch es passiert nicht.
Bevor ich zu intensiv darüber nachdenken kann, bin ich auch schon eingeschlafen.
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Honestly (Felix Lobrecht) (Heavenly #2)
FanfictionWe're happy and in love, right? What is this, then?! Die Fortsetzung von „Heavenly", that's what it is! Madeleine und Felix haben nach anfänglichen Schwierigkeiten endlich zueinander gefunden und wohnen gemeinsam in Berlin. Alles könnte so einfach s...