Kapitel 24

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„Wann soll ich eigentlich meine Sachen holen?", frage ich, nachdem wir wieder zu Hause angekommen sind.
Felix lächelt mich an. „Jetzt gleich, oder?"
Augenblicklich muss ich lachen. „Du scheinst das mit dem sofort wirklich ernst gemeint zu haben, oder?"
Felix zuckt grinsend mit den Schultern. „Warum auch nicht?" Er kommt einen Schritt näher und sieht mich so eindringlich an, dass ich eine Gänsehaut bekomme. „Warum solltest du auch nur eine einzige weitere Nacht alleine in irgendeinem Gästezimmer schlafen, wenn du bei mir sein kannst?"
Kurz schaffe ich es, seinem Blick standzuhalten, aber dann muss ich schlucken.
„Ich... glaube, ich muss dir da noch was sagen", murmele ich. Felix runzelt die Stirn. „Was denn?"
Ich wende meinen Blick von ihm ab. So sehr ich mich auch in seine Augen verliebt habe - manchmal halte ich diesen Blick einfach nicht aus. „Ich hab bei Katharina gar kein Gästezimmer."
Er stößt ein leises Schnauben aus. „Wie bitte?" Es klingt so, als hätte ich ihm gerade gesagt, dass meine Vorfahren Aliens waren.
Mir entfährt ein Seufzen. „Sie hat gar keine neue Mitbewohnerin gesucht." Ich sage es ganz leise, weil irgendein Teil in mir hofft, dass es dadurch weniger unangenehm wird, aber natürlich ist das nicht der Fall.
Ich hasse es, ihm beichten zu müssen, dass ich ihn angelogen habe, aber da muss ich jetzt durch. Keine Verheimlichungen mehr, egal, um welches Thema es geht. Wenn wir an unserer Beziehung arbeiten wollen, gehört es eindeutig dazu, sich ausschließlich die Wahrheit zu sagen.
Als er merkt, dass ich nicht antworte, wird Felix ungeduldig. „Maddie, was hast du da gerade gesagt? Und was heißt das genau?"
Nochmal seufze ich, erst dann schaue ich ihn wieder an.
„Ich hab... ein bisschen gelogen", gebe ich kleinlaut zu. „Meine Arbeitskollegin hatte gar kein Zimmer frei. Ehrlich gesagt habe ich noch nicht mal ein richtiges Bett. Sie hat mir eine Matratze in ihre Abstellkammer gelegt, damit ich vorübergehend irgendwo schlafen kann. Sie weiß auch nicht, dass wir getrennt sind. Getrennt waren." Auf einmal rede ich so schnell, dass ich beinahe über meine eigene Zunge stolpere. Ich möchte das hier einfach nur schnellstmöglich hinter mich bringen.
„Erstens wollte ich es außer Kim sowieso niemandem sagen, und außerdem wusste ich nicht, ob ich Katharina dann eine Verschwiegenheitserklärung vorlegen muss, deshalb hab ich es ganz gelassen und ihr erzählt, wir hätten einen Wasserrohrbruch in der Wohnung gehabt. Sie denkt, du wärst vorübergehend bei deinem Vater eingezogen und ich hätte mir auch vorübergehend eine andere Bleibe suchen müssen."
Jetzt, wo es endlich ausgesprochen ist, stoße ich einen langen, tiefen Atemzug aus. „Es war das einzige, was mir auf die Schnelle eingefallen ist."
Ein paar Sekunden lang schaut Felix mich nur an, dann zuckt sein Mundwinkel und er... lacht.
Ich bin so überrascht, dass ich nicht weiß, wie ich reagieren soll. Ich habe ihm gerade erzählt, dass ich sowohl ihm als auch Katharina eine glatte Lüge aufgetischt habe, nur, um schnellstmöglich hier ausziehen zu können und er hat nichts besseres zu tun als darüber zu lachen?
Felix grinst und kommt noch einen Schritt näher auf mich zu. „Einen Wasserrohrbruch?"
Er sieht mich ein wenig spöttisch an, aber ich weiß, dass es die gute Art von spöttisch ist. Er zieht mich damit auf, so, wie er mich auch damit aufzieht, dass ich Schluss gemacht habe, weil Humor seine Art ist, mit Dingen umzugehen. Egal, wie absurd oder furchtbar sie sind.
Ich nicke zaghaft. „Ja", sage ich gedehnt. Felix lacht noch mehr und schlingt seine Arme um mich.
Ich lasse mich von ihm in eine Umarmung ziehen. Seine Hände streicheln meinen Rücken, so, wie sie es auch schon bei unserer allerersten Umarmung getan haben, damals, am Kennedy-Ufer, aber diesmal lässt er sich damit Zeit.
„Du bist wirklich eine Nudel, weißt du das?" Jetzt bricht auch aus mir ein Lachen heraus.
„Warum?", frage ich ein wenig bockig. „Du musst zugeben, dass das wirklich kreativ ist."
Er sieht mich an und schüttelt wieder grinsend den Kopf. „Welcher Wasserrohrbruch braucht denn fast zwei Monate, um repariert zu werden?"
Da muss ich über mich selbst lachen. Ich löse meine Hände von ihm und zucke mit den Schultern. „Was weiß ich denn? Du hast doch gefühlt 17 Bäder, hätte doch sein können."
Er lacht und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. „Drei, aber wer zählt schon mit."
Felix grinst mich vielsagend an. „Also, was ist jetzt? Willst du dein Zeug holen gehen oder nicht?" Ich erwidere sein Nicken und grinse.
„Aber nur, wenn du mitkommst und meine Geschichte vor Katharina mitspielst."
Er lacht, nickt aber. „Warte, dann muss ich Autogrammkarten mitnehmen."
Er zwinkert mir zu und ich verdrehe die Augen, dann machen wir uns auf den Weg.

Honestly (Felix Lobrecht) (Heavenly #2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt