Kapitel 29

292 13 1
                                    

23. Dezember 2025

„Haben wir wirklich an alles gedacht?", frage ich mit leichter Skepsis in der Stimme, als ich neben Felix im Auto sitze. Der lacht amüsiert auf.
„Wir sind noch nicht mal auf der Autobahn."
„Ja, eben!" Ich stoße einen tiefen Atemzug aus. „Jetzt wär's noch früh genug, um umzudrehen."
Ich sehe Felix von der Seite an, der über meinen gestressten Tonfall die Augen verdreht.
„Wir haben alles, Maddie." Er schenkt mir ein beruhigendes Lächeln, das nicht gerade dazu beiträgt, dass ich entspannter werde, aber immerhin bringt es mein Herz zum Schmelzen.
„Und wenn nicht, können wir immer noch alles vor Ort kaufen. Wir fliegen nach Portugal, nicht nach Australien."
Er grinst mich schief an und automatisch muss ich lachen. „Und selbst in Australien könnte man alles kaufen, wenn man müsste", murmele ich. Felix nickt. „Ganz genau. Und jetzt hör auf, dir Sorgen zu machen und genieß den Urlaub."
Ich lehne mich im Beifahrersitz zurück und konzentriere mich darauf, immer kontrollierter und ruhiger ein- und auszuatmen, während Felix auf die Autobahn auffährt und auf 165 km/h beschleunigt. Obwohl das extrem schnell ist, fühlt es sich in seinem Auto nie so an.
So, wie es sich auch schon lange nicht mehr komisch anfühlt, dass ich mit meinem Lieblingscomedian zusammen bin. Schon seit fast zwei Jahren.
Nachdem es uns letztes Jahr nicht gelungen ist, Felix' Geburtstag zusammen zu feiern, haben wir uns für dieses Jahr etwas ganz besonderes überlegt.
Normalerweise sind wir beide nicht der Typ dafür, im Winter in die Sonne zu fliegen und von Pauschalreisen ist Felix eigentlich sowieso kein Fan, aber genau das war der ausschlaggebende Punkt, der uns davon überzeugt hat, es einfach auszuprobieren.
„Man kann nicht sagen, dass es scheiße ist, wenn man's noch nie versucht hat", war mein letzter Satz gewesen, bevor wir auf „buchen" geklickt haben.
Seitdem bin ich mit jedem Tag ein bisschen nervöser geworden, wofür Felix nur ein müdes Lachen übrig hatte. „Es ist doch mein Geburtstag, Maddie."
Diesen Satz habe ich in den letzten Wochen mindestens fünfhundertmal gehört und ich bin fast dankbar dafür, dass er ihn vorhin nicht nochmal gesagt hat, sonst wäre ich wahrscheinlich aus dem fahrenden Auto gesprungen.

Am Flughafen geben wir als erstes unser Gepäck auf. „Ich bin so gespannt, ob wir uns am Ende des Urlaubs noch mögen", sage ich und grinse Felix herausfordernd an, während wir durch die Hallen laufen. Er hebt fragend eine Augenbraue. „Warum?"
„Na, weil Urlaube ganz oft dafür sorgen, dass man sich am Ende nicht mehr ausstehen kann. Nichts entzweit Menschen so zuverlässig, wie ein gemeinsamer Urlaub, wo man 24 Stunden am Tag Zeit hat, sich gegenseitig auf den Sack zu gehen."
Jetzt muss auch Felix lachen. „Das sagst du mir erst jetzt? Ich glaub, ich muss nochmal meinen Koffer holen gehen. Am besten fliegen wir einfach getrennt weg, damit wir uns in einer Woche so sehr vermissen, dass wir uns ganz sicher noch mögen."
Das letzte Wort spricht er mir albern verstellter Stimme aus, dann lacht er und legt den Arm um meine Taille. Grinsend laufen wir auf den Sicherheitscheck zu, scannen unsere Bordkarten ein und gehen durch die Schleuse.

Es dauert eine halbe Ewigkeit, bis wir endlich im Flugzeug sitzen. Felix legt seine Hand auf den freien Sitz zwischen uns und lächelt mich an. Sofort ergreife ich sie und verschränke unsere Finger miteinander.
„Freust du dich?" Ich nicke schnell. „Ja. Irgendwie ist es ja unser erster gemeinsamer, richtiger Urlaub, wenn man es so betrachten will."
Felix lacht und hebt skeptisch eine Augenbraue. „Achja, und die beiden Wellness-Urlaube und Amsterdam zählen nicht, oder wie?"
Ich muss lachen. „Doch, schon, aber das waren ja eher Kurztrips. Urlaube fangen bei mir eigentlich erst ab einer Woche an."
Felix schüttelt den Kopf und wirft kurz einen Blick aus dem Fenster, bis er sich wieder mir zuwendet und mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange drückt.
„Gut zu wissen."

Als wir nach fünf Stunden endlich in Porto landen, fühle ich mich wie gerädert, obwohl wir erste Klasse geflogen sind. Zum einen war es uns wichtig, während des langen Flugs das Maximum an Komfort rauszuholen, und zum anderen war so die Chance geringer, dass Felix erkannt wird.
Der Plan ist nicht ganz aufgegangen. Eine junge Stewardess, kaum älter als ich, hat sich bei der Getränkeausgabe diskret zu Felix runter gelehnt und mit knallrotem Kopf gefragt, ob sie ein Foto mit ihm machen darf, was der grinsend bejaht hat. Mich hat sie keines Blickes gewürdigt.
Seit wir aus dem Flugzeug gestiegen sind, zieht Felix mich an einer Tour damit auf.
„Willst du deinem unfassbar berühmten Freund nicht den Rucksack tragen?" Er grinst mich frech von der Seite an. „Und am besten auch direkt den Koffer? Ich hoffe, du hast einen ausrollbaren roten Teppich im Handgepäck, alles andere wäre schließlich ein Armutszeugnis."
Er lacht und ich verdrehe grinsend die Augen. „Wenn du nicht gleich die Klappe hältst, setze ich dich in den nächsten Flieger zurück nach Berlin und mache alleine hier Urlaub."
„Dann wäre mein Geburtstag auch nicht groß anders als letztes Jahr", nuschelt Felix vor sich hin. Sofort bleibe ich stehen und schaue ihm in die Augen. Als Felix meinen Blick sieht, verschwindet das Grinsen auch aus seinem Gesicht. „Oh fuck, Tut mir leid, Maddie", sagt er sofort und streckt die Hand nach mir aus. Ich lasse zu, dass er mir über den Arm streichelt, obwohl ich mich am liebsten umdrehen und alleine zum Kofferband laufen würde.
„Hey, das sollte nur ein blöder Witz sein. Ist mir so rausgerutscht. Ich mein das doch nicht so."
Mit einem geknickten Gesichtsausdruck macht er einen Schritt auf mich zu. Ich lasse mich von ihm eine Umarmung ziehen. Er presst mich fest an sich und streichelt mir sanft über den Hinterkopf.

„Sorry", sagt er nochmal, diesmal so leise, dass nur ich es hören kann. Ich muss kurz schlucken, dann nicke ich. „Schon okay." Zaghaft lächele ich ihn an. „Ich glaube, ich bin einfach nur empfindlich, weil letztes Jahr viele Dinge nicht so gelaufen sind, wie sie sollten."
Mir entfährt ein Seufzen. „Ich meine, ich konnte deinen Geburtstag nicht mit dir feiern, wir haben Weihnachten nicht zusammen verbracht... noch nicht mal Silvester."
Kurz denke ich nach, dann kehrt das Lächeln auf mein Gesicht zurück. „Eigentlich schuldest du mir noch einen Neujahrskuss!"
Langsam aber sicher macht sich ein erleichterter Ausdruck auf Felix' Gesicht breit. Er verzieht die Mundwinkel zu einem glücklichen Lächeln. „Bekommst du."
Schnell drückt er mir einen Kuss auf die Lippen, dann noch einen und dann noch einen.
„Von mir aus bekommst du tausend nachträgliche Neujahrsküsse, wenn du mir versprichst, dass das hier der schönste Urlaub unseres Lebens wird. Okay?"
Ich runzele die Stirn, dann bricht ein helles Auflachen aus mir heraus. „Ich weiß zwar nicht, wie ich dir das versprechen kann, wenn ich selbst noch nicht weiß, was uns hier erwartet, aber klar."
Schnell nicke ich und schenke ihm mein schönstes Lächeln. „Ich geb mir Mühe, meinen Anteil daran so gut auszuüben, wie ich kann."
Auf diese Antwort scheint Felix gewartet zu haben. Er lächelt zufrieden und gibt mir noch einen Kuss, diesmal ein wenig länger.
„Das reicht mir schon vollkommen." Er streichelt mir mit einer Hand über die Haare und sieht mir tief in die Augen. „Und den anderen Anteil übernehme ich, verlass dich drauf."

Honestly (Felix Lobrecht) (Heavenly #2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt