Kapitel 21

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Niemals hätte ich gedacht das ich hier her zurück komme. Bearfork Texas. Mitten im nirgendwo. Nur alle paar Meilen eine andere Ranch. Es war schön hier, wenn du in den Ruhestand gehst. Als kleines Mädchen war es herrlich. Stundenlang konntest du reiten, niemand der dich gerufen hatte. So gut wie jeder kannte sich untereinander. Hier war ich aufgewachsen. Hier hatte ich mich zerstritten mit meinen Eltern. Und jetzt kehrte ich mit einem gebrochenen Herzen zurück. Mit nichts weiter als meine Klamotten die ich gestern noch getragen hatte und meiner Handtasche, mit einem Snickers und mein Handy. Sowie die schöne Haarnadel, von der ich mich noch nicht trennen konnte. Ich hatte nicht einmal mehr meine Klamotten aus meiner Wohnung geholt, schon gar nicht die, die ich noch in Prides Wohnung hatte. Lechery hatte mich noch gestern zum Flughafen gebracht, mir ein erste Klasse Ticket organisiert und mir seine Handynummer gegeben, falls ich jemanden zum reden brauchte. Er war wirklich ein guter Freund.
Ich straffte meine Schultern, atmete tief durch und lief zur Haustür, aus der ich als Kind schon hundertmal herausgerannt war.
Meine Hände zitterten, als ich die Klingel betätigte. Ich musste allerdings nicht lange warten. Die Tür wurde aufgerissen. Vor mir stand Steve. Mein Dad war groß, immernoch gut in Form mit seinen breiten Schultern und Armen. Er steckte in einem Karohemd, Jeans, Cowboy Stiefeln und Hut.
,,Hallo Dad..." hauchte ich. Erst jetzt kam Regung in ihn. Seine großen Hände griffen nach mir, zogen mich in seine Bärenumarmung.
,,Meine kleine Isabelle, meine kleine Heuschrecke." Seine Stimme war immernoch so tief wie damals, ich spürte den Bads in seiner Brust, an die er mich drückte. Augenblicklich schossen mir wieder Tränen in die Augen. Verdammt war ich in letzter Zeit nah am Wasser gebaut. Aber ich hatte ihn vermisst.
,,Es tut mir so leid Daddy, ich hätte niemals sowas sagen dürfen. Es tut mir leid..." schluchzte ich und er wiegte uns hin und her.
,,Ist gut mein kleiner Hüpfer. Ich weis doch. Wir lieben dich trotzdem." Ich spürte wie er mir immer wieder einen Kuss auf die Haare drückte. Ich war zuhause. Hier würde ich mein gebrochenes Herz heilen können.
Langsam löste er sich von mir und wischte meine Tränen von meinen Wangen.
,,Komm rein, deine Mum ist in der Küche. Sie ist völlig aus dem Häuschen seit ich gesagt habe du kommst heim."
Ich lächelte unter Tränen. Mum war schon immer ziemlich aufgebracht. Sie muss schon stundenlang in der Küche stehen und backen. So wie sie es immer tut.
,,Da werden sich die Nachbarn aber freuen."  kicherte ich, auch Dad grinste mich an und brummte. Später liegt es wieder an ihm die umliegenden Ranches abzuklappern und die guten Apfelkuchen zu verteilen.
Langsam trat ich durch die Tür. Atmete den Duft von zuhause ein. Es hatte sich nichts verändert. Die Wände waren noch immer weis, es zierten Hufeisen und alte Pokale die Wände die Dad früher als Rodeomeister gewonnen hatte. Verschiedene Bilder aller Generationen waren bis zur Tür der Hauptküche aufgehängt. Unzählige Schnappschüsse von mir. Wie Dad mich das erste mal auf ein Pony gesetzt hatte. Sein Hut war mir damals viel zu groß. Vorsichtig breitete sich eine Wärme in meiner Brust aus. Dieses Gefül hatte ich vermisst. Vorsichtig öffnete ich die Tür, hinter der ich jemanden herum wuseln hörte.
,,Hallo Mom!" Ich rief die Begrüßung etwas lauter, immer wenn Mom in ihrem Backrausch war, bekam sie von ihrer Welt nichts mit. Auch sie war in einer Hübschen weißen Bluse, eine Jeans und ihre Schlappen, ihre schwarzen Haare mit den grauen Strähnen hatte sie zu einer einfachen Flechtfrisur über die Schulter geworfen. Sofort hob sie ihren Blick und ließ die Form aus den Händen fallen.
,,Izzy! Oh mein Schatz!" sie umrundete die Ablage und stolperte auf mich zu, ich kam ihr auf dem halben Weg entgegen.
Um ihre blauen Augen hatten sich weitere Fältchen gebildet. Man sah ihr an das sie immer lächelte. Meine Mum war schon immer eine Frohnatur.
,,Du bist zuhause! Oh mein Schatz!" sie drückte mich fest an sich, raubte mir fast die Luft zum Atmen. Aber ich erwiderte genauso fest.
,,Endlich sind meine beiden Mädchen wieder zusammen." Dad umarmte uns zusammen. Und ich war umhüllt von dem Duft von zu Hause. Wie konnte ich all die Jahre nur hiervon fern bleiben. Ich hatte sie so vermisst. Ich schmiegte mich weiter in die Arme von Mom und Dad. Und für diesen Augenblick konnte ich kurz abschalten. Ich war froh drum, dass sie mich nicht fragen warum ich hier war. Warum ich eigentlich so verheult aussah. Ich glaubte sie spürten das ich das einfach gerade brauche.
Nur langsam lösten wir uns aus der Umarmung.
,,Wie lange bleibst du mein Schatz? Dein Zimmer ist noch imme so wie du es verlassen hast. Deine alten Klamotten sollten auch noch da sein. Möchtest du etwas essen, ich habe Kuchen gemacht." meine Mum bombardierte mich fast, aber ich lachte nur.
Dad ging zu Mom und legte ihr seinen schweren Arm um die Schultern.
,,Ruhig meine kleine Honigbiene. Der kleine Hüpfer muss doch erstmal hier ankommen. Sie will sicher erst duschen und sich umziehen. Oder?" Dad hatte mich eigentlich schon immer verstanden.
,,Ja, danach nehme ich gerne Kuchen, wenn du noch Eistee hast den dann gerne auch Mom." Ich hatte ihren Kuchen und den selbstgemachten Eistee vermisst.
,,Natürlich mein Schatz, richte dich erstmal wieder ein."
Ich nickte, ging zur Treppe, an der schon etwas die weiße Farbe abblätterte. Einen kurzen Moment blieb mein Blick an der Wand hängen, an der Mom immer meine Größe Jahr für Jahr notiert hatte.
Oben lief ich direkt in mein Zimmer. Alles war noch so wie ich es verlassen hatte. Mom hatte wohl immer nur Staub gewischt und die Bettwäsche neu bezogen. Ich schmiss meine Tasche auf mein Bett, schlenderte zur alten Komode. Hier lagen noch meine ganzen alten Klamotten. Ich fischte ein rotes kariertes Hemd heraus, so wie eine einfache Jeans Hot Pants mit etwas Fransen. Ich hatte all das vermisst. Vielleicht muss ich einfach zurück zu meinen Wurzeln finden um zu heilen. Ich musste weiter machen. Ohne Pride. Er würde jetzt ein neues Leben führen. Mit Frau und Kind. Die viel besser zu ihm passten, auch wenn Lechery mich vom Gegenteil überzeugen wollte. Ich gehörte nicht in die Welt, in der sich Pride befand. Wie ich schon einmal gedacht hatte, wollte ich einfach zu seinem Leben dazu gehören. Aber anpassen würde ich mich nie. Es war nicht ich. Ich würde nie in diese Welt der Reichen und schönen passen. Ich wäre ein Außenseiter. Pride brauchte jemand der ihn dabei unterstützen könnte. Jemand über den die Presse nicht schlecht reden könnte. Ich ersparte uns mit meiner Flucht einfach nur weiteren Schmerz. Selbst wenn Pride nicht Amber zur Frau nahm und das Baby nicht von ihm ist. Ich würde einfach nicht in seine perfekte und geordnete Welt passen. Vielleicht waren wir zu verschieden. Auch wenn mein Herz versuchte etwas anderes zu behaupten. Immerhin wenn wir zu zweit auf der Couch saßen, uns unterhielten. Er mal sich die Nachrichten gab und ich in meinen Büchern laß. Wir uns essen von einem Teller teilten. Und es einfach nur harmonisch zwischen uns war. So würde das vermutlich auf Dauer nicht funktionieren. Ich gehörte nicht in seine Welt. Auch wenn ich ihn liebe, aber ich glaube genau das würde es mir irgendwann einfacherer machen. Den was man liebt, muss man auch frei lassen. Aber zurück kommen, wird es nicht. Pride und meine Geschichte war vorbei, bevor sie richtig beginnen konnte.
Ich musste weitermachen.

Seven Deadly Sins / Pride / Bd. 1.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt