Konsequenzen

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„Nun, ich warte auf Ihre Erklärung", meinte McGonagall ungehalten.

Die Tatsache, dass Filch sie aus dem Bett gescheucht hatte, nachdem er bei seinem letzten Rundgang die offene Falltür entdeckt hatte, trug nicht gerade zur Steigerung ihrer Stimmung bei. Mit Haarnetz und in einen alten Morgenmantel gehüllt, wartete Minerva nun seit einer halben Stunde gemeinsam mit dem Hausmeister und dessen Katze vor der offenen Luke, anstatt wie sonst friedlich in ihrem Bett zu liegen und von den gemeinsamen Zeiten mit Albus zu träumen.

Eigentlich überraschte es sie nicht im geringsten, dass es ausgerechnet die acht Schüler des neuen Hauses waren. ‚Ich komme wohl nicht umhin, doch noch einen Hauslehrer für sie zu suchen!', seufzte die Direktorin innerlich. Aber wen soll ich nehmen? Meine Aufgaben als Schulleiterin sind mehr als zeitfüllend. Slughorn, Sprout und Flitwick jammern auch schon wegen der vielen Schüler und Firenze ist zu den anderen Zentauren in den Wald zurückgekehrt. Vektor und Sinistra haben kleine Häuschen in Hogsmeade. Bleiben Binns, Hagrid und Trelawney. Welche Alternative!

Binns ist so weltfremd, dass es ihm nicht mal auffällt, wenn eine ganze Klasse während des Unterrichts geschlossen den Raum verlässt, er scheidet völlig aus. Hagrid wäre zwar kompetent, aber bei seiner Vorliebe für magische Geschöpfe ist mir das Risiko für die Schüler doch zu groß. Wer weiß, am Ende käme er auf die Idee, einen Mantikor zu züchten. Bleibt nur Sibyll übrig. Vielleicht bekommt sie durch diese neue Aufgabe ihr Alkoholproblem in den Griff. Bei der Schlacht hat sie sich ja tapfer geschlagen...'

Ungeduldig wartete sie, welche Ausrede die Schüler ihr nun wohl präsentieren würden. Keiner von ihnen sollte es auch nur wagen, ihre Intelligenz in Frage zu stellen. Dem Ersten, der etwas von „Frische Luft schnappen" murmelte, würde sie mindestens 50 Punkte abziehen.

„Nun, ähm,...", stotterte Harry, „wir wollten... wir hatten...!"

„Ja, Mr. Potter?", fragte die Direktorin lauernd, als Draco die Flucht nach vorn antrat. Er wollte die Direktorin zwar nicht direkt belügen, aber schließlich konnte man die Wahrheit auch ein klein wenig verdrehen.

„Weasley hat mir von dem großen Schachspiel erzählt, das sich unten in dieser Gruft befindet. Und da mir das Gequäke der kleinen Figuren langsam lästig war, sind wir nach unten gegangen und haben dort gespielt", erklärte er lässig.

„Stimmt das, Miss Granger?", wandte sich McGonagall an Hermine.„Ja!", bestätigte diese. Schließlich hatte der Blonde nicht gesagt, was sie gespielt hatten und eigentlich wollten die beiden ursprünglich wirklich nur Schach spielen.

„Wer hat denn gewonnen?", erkundigte sich die Direktorin. „Ich natürlich!", brüstete sich Draco. Ron grummelte etwas Unverständliches, was von der Lehrerin als Zeichen des Ärgers über die Niederlage gedeutet wurde.

Die Schüler glaubten schon, aus dem Schneider zu sein, wurden jedoch eines besseren belehrt. „Das hätte ich von keinem von Ihnen je geglaubt!", schimpfte die Schulleiterin. „Es ist ein Uhr morgens. Ich bin sehr enttäuscht von Ihnen. Sie nutzen Ihre Sonderstellung aus, um nächtliche Expeditionen im Schloss zu machen. Acht Schüler aus dem Bett in einer Nacht!

Miss Granger, zumindest Sie hätte ich für vernünftiger gehalten. Sie alle werden Strafarbeiten bekommen, nichts, auch nicht die interessanteste Schachpartie ist eine Rechtfertigung für Ihr Verhalten. Da Sie den anderen Häusern zahlenmäßig so stark unterlegen sind, werde ich Ihnen ausnahmsweise KEINE Hauspunkte abziehen." - die Schüler atmeten hörbar auf - „Allerdings werden Sie während der nächsten Woche zusätzliche Arbeiten verrichten, damit Sie abends nicht mehr auf derart dumme Ideen kommen. Außerdem werden Sie, wie alle anderen Häuser, unter die Aufsicht eines Hauslehrers gestellt. Und nun ab in Ihre Zimmer, Sie haben morgen Unterricht!", donnerte die Schulleiterin.

Mit eingezogenen Köpfen schlichen die Schüler in ihren Gemeinschaftsraum und von dort aus in ihre Zimmer.

„So ein Mist!", schimpfte Ron. „Nicht, dass ich was gegen Theo hätte, aber wenn wir unter Aufsicht stehen, können wir uns das gemeinsame Zimmer abschminken, Hermine!"

Im anderen Korridor fluchte Theo wegen der gleichen Sache, ehe er das Metallstück aus seiner Robe zog und bewundernd betrachtete. ‚Gleich morgen schaue ich in der Bibliothek nach, ob es ein Buch darüber gibt!', beschloss er.

Nur Blaise und Neville sowie Draco und Harry zeigten sich gelassen. Schwul zu sein hatte offenbar durchaus einige Vorteile, sie mussten nicht erst Zimmer tauschen, um dem Liebsten nahe zu sein.

Viel zu schnell endete diese Nacht. Nach dem Unterricht, der sich durch die Müdigkeit der Dumblesnape-Schüler grausam in die Länge zog, mussten sie zum Rapport im Zimmer der Direktorin antreten. Phineas Nigellus blickte neugierig von seinem Portrait herunter und fragte: „Und, was habt Ihr ausgefressen? Ihr seht aus wie arme Sünder auf dem Weg zum Schafott!"

McGonagall blickte das Bild des einstigen Schulleiters streng an. „Oh, entschuldigen Sie, Madam, früher erhielt man Antworten, wenn man fragte. Heutzutage scheint höfliche Konversation nicht mehr in Mode zu sein", brummte Nigellus und verschwand, um seinem zweiten Bild einen kleinen Besuch abzustatten.

„Sie wissen, weshalb ich Sie hierher gebeten habe", begann die Direktorin ruhig. „Ihr Verhalten war nicht sehr verantwortungsbewusst, Schüler haben die Nächte in ihren Betten zu verbringen, nicht in dunklen Korridoren. Ein Punktabzug würde wohl kaum bewirken, dass Sie Ihren Fehler einsehen, daher werde ich Sie mit sinnvollen Aufgaben für das Gemeinwohl betrauen. Miss Granger, Miss Bullstrode - Sie werden morgen während der unterrichtsfreien Zeit unsere Hauselfen in der Küche unterstützen. Mr. Weasley, Mr. Nott - Sie beide werden das Quidditchfeld sowie die Tribünen, die Umkleide- und Duschräume säubern. Mr. Longbottom, Mr. Zabini, auf Sie wartet Arbeit in den Gewächshäusern. Mr. Potter, Mr. Malfoy, Sie beide werden unserem Hausmeister zur Hand gehen!"

Draco stöhnte auf. Die Strafarbeiten bei Filch waren besonders gefürchtet, zumal der Hausmeister auch streng darauf achtete, dass keiner der helfenden Schüler in dieser Zeit Spaß hatte. Das war ungerecht. Warum hatten ausgerechnet sie beide die schlimmste Strafe bekommen?

Ein Klopfen an der Tür ließ McGonagall in ihrer Predigt innehalten. „Begrüßen Sie nun Ihre neue Hauslehrerin - Professor Trelawney!"

Hermine sah aus, als hätte sie in eine Zitrone gebissen. Ausgerechnet die verrückte Lehrerin für Wahrsagen sollte ihre Hauslehrerin sein?


Zumindest war Trelawney diesmal nicht betrunken, dennoch war ihre Nervosität nicht zu übersehen. Zitternd stand sie vor ihren Schutzbefohlenen und blickte ängstlich auf ihre Schüler. Jeden von ihnen hatte sie in nicht sehr angenehmer Erinnerung.

Blaise Zabini hatte ihren Unterricht meist damit benutzt, sämtliche männlichen Schüler anzuflirten, während Theo Nott während der Wahrsagestunden andere, seiner Meinung nach, interessantere Bücher las. Millicent Bulstrode hatte nur aus dem Fenster geblickt. Draco Malfoy hatte des öfteren über ihr Äußeres gespottet (auch jetzt beäugte er kritisch die falsch zugeknöpfte Strickjacke und das farblich nicht dazupassende Blümchenkleid). Neville Longbottom hatte nicht nur die Zahl ihrer Teetassen gewaltig dezimiert, sondern im Lauf der Jahre stolze 14 Kristallkugeln zerdeppert. Hermine Granger hatte es tatsächlich gewagt, in ihrem dritten Schuljahr den Unterricht zu verlassen, Ron Weasleys größtes Talent war die blühende Phantasie gewesen, mit der er irgendwelche Omen erfand, die er angeblich entdeckt hatte. Und schließlich Harry Potter, der Junge, dessen Geschichte mit ihrer Prophezeiung begann. Sicher hatte sie in allen Weissagungen recht behalten und doch plagte sie ein schlechtes Gewissen, wenn sie den jungen Mann sah.

„Nun, Dumblesnape-Schüler", begann Trelawney schließlich zögerlich. „Ich hoffe, dass wir gut miteinander auskommen werden und dass Sie keine Schwierigkeiten machen. Bedenken Sie, dass ich Sie auch mit meinem inneren Auge überwachen kann ..."

In diesem Moment flüsterte Ron Harry zu: „Ich weiß nicht, vor Moodys äußerem Auge hätte ich mehr Angst."

„... und auch etwaige Streiche voraussehe!"

Hermine verdrehte die Augen.

„Ich werde Sie streng kontrollieren...!"

„Wer's glaubt, wird selig!", brummte Nott leise.

„... und ich werde auch nicht davor zurückschrecken, harte Strafen anzuwenden!"

„Oh je, meint sie damit eine Doppelstunde Wahrsageunterricht?", erkundigte sich Blaise bei Neville, der daraufhin grinste.

„Ansonsten wünsche ich Ihnen einen angenehmen Tag, obwohl Sie, Mr. Longbottom, sich in nächster Zeit von Fangzähnigen Geranien fernhalten sollten!"

Mit einem nervösen Lächeln winkte die neue Hauslehrerin ihren Schülern zum Abschied zu und verschwand eilig in Richtung Wahrsageturm. Sie brauchte auf diese Aufregung hin erst einmal einen Cognac.

Missbilligend blickte ihr McGonagall hinterher und wandte sich dann an die Schüler, die sich scheinbar köstlich zu amüsieren schienen. „Glauben Sie ja nicht, dass ich Sie nicht auch beobachten werde!", drohte sie, bevor sie die Schüler zu ihren Strafarbeiten entließ.

Milli und Hermine landeten in der Küche, in der zahllose kleine Hauselfen gerade dabei waren, das heutige Abendessen vorzubereiten. Da der Speiseplan Würstchen und Kartoffelsalat vorsah, wurden die beiden Hexen zum Kartoffelschälen beordert.

Trübsinnig stocherte Milli in der Schüssel herum. Sie hasste Hausarbeiten von jeher und Kochen zählte zu den schlimmsten Dingen, die man ihr hatte antun können. Hermine blickte auf die wild herumwuselten Hauselfen und versuchte wieder einmal, die hilfreichen Wesen zu überreden, Geld für ihre Tätigkeit zu fordern. Die Elfen schrien entsetzt auf, als sie hörten, was die Hexe ihnen da vorschlug.

„Eine Hauselfe lässt sich nicht bezahlen, Miss!", versuchte eine besonders mutige Hauselfe zu erklären. „Unsere Arbeit ist der Sinn unseres Lebens, wir sind geboren, um zu dienen!"

„Aber Ihr habt dieselben Rechte wie jeder Zauberer", beharrte Hermine auf ihrem Standpunkt. „Ein Recht, Eure Meinung zu äußern, ein Recht auf Schutz und vor allem ein Recht auf gerechte Bezahlung!"

„Wir stehen unter dem Schutz von Hogwarts", meinte die Elfe, „und es ist uns eine Ehre, hier dienen zu dürfen. Wir werden gut behandelt und nicht geschlagen!"

Milli hörte diesem Disput gespannt zu. Sie hatte die Dienste der Elfen immer hingenommen, ohne etwas in Frage zu stellen. Die Erkenntnis, dass es wohl auch Herrschaften gäbe, die ihre Elfen misshandelten, nagte sehr an ihr. Sie dachte darüber nach, wie oft sie in ihrer Kindheit eigene Fehler auf die Hauselfen ihrer Familie geschoben hatte. Wenn sich diese später mit bandagierten Gliedmaßen oder blutigen Striemen am Körper bei ihr für das Versehen entschuldigten, hatte die Hexe geglaubt, es läge an der Schusseligkeit dieser Wesen. Dabei waren es ihre Lügengeschichten gewesen, deren Folgen die Hauselfen an ihren Körpern trugen.

Milli bereute dies zutiefst, wusste jedoch keine Möglichkeit, wie sie das wieder gutmachen konnte, zumal die Elfe, mit der Hermine immer noch diskutierte, von Bezahlung nichts wissen wollte.

Gerade erklärte die ehemalige Gryffindor: „B.ELFE.R hat sich vorgenommen, für Eure Freiheit zu kämpfen. Nie wieder sollt Ihr wie Sklaven behandelt werden!"

„Aber wir sind Sklaven. Was sollen wir mit der Freiheit? Was ist aus den Elfen geworden, die befreit wurden?", hakte die Hauselfe nach. „Winky ist dem Alkoholismus verfallen und Dobby ist tot!"

„Er starb als freier Elf", argumentierte Hermine.

„Wäre er nicht befreit worden, würde er noch leben", widersprach die Elfe und schlug wegen dieser Worte mit dem Kopf gegen die Ofentür.

„Was ist B.ELFE.R?", erkundigte sich Milli.

„Das ist der Bund für Elfenrechte", erklärte Hermine stolz. „Wir setzen uns dafür ein, dass Hauselfen wie jedes andere magische Wesen behandelt werden, mit allen Rechten, ohne Misshandlungen und in Freiheit. Sie sollen für ihre Arbeit entlohnt werden, genauso wie Zauberer."

Die Elfe nutzte diese Gelegenheit und verschwand, während Hermine der staunenden Milli alles über B.ELFE.R, dessen Entstehung und dessen Zielsetzung erläuterte.

„Kann ich da mitmachen?", erkundigte sich Milli scheu. Ihr schlechtes Gewissen gewann schließlich Oberhand über die Traditionen, mit denen sie großgeworden war.

Hermine fiel ihrer Mitschülerin jubelnd um den Hals. „Aber sicher! Gleich nach dem Abendessen werde ich Dir eine Mitgliedsurkunde ausstellen. Ich freue mich ja so, dass auch Du Dich unserer Sache anschließt!", erklärte sie strahlend. „Kannst Du stricken?"


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Ron und Theo hatten die Aufgabe, jeden Tag das Quidditchfeld, die Tribünen, Dusch- und Umkleideräume zu säubern. Dass sie dafür ihre Zauberstäbe bei Filch abgeben mussten, empfanden sie als besonders demütigend. Der Hausmeister musterte sie mit zusammengekniffenen Augen. „Es soll ja schließlich eine Strafe sein. Wenn es nach mir ginge, hätte ich Euch im Kerker an den Füßen aufgehängt, aber heutzutage sind die Zauberer so verweichlicht. Was soll nur aus dieser Gesellschaft werden? Die jungen Leute haben keine Zucht, keine Disziplin. Zu meiner Zeit wurde man für nächtliches Rumstromern ausgepeitscht!"

Ron und Theo sahen zu, dass sie dem mürrischen Filch möglichst aus dem Weg gingen.

Mit Stock, Besen, Eimer und Lappen bewaffnet zogen sie über das Feld, das Schlimmste jedoch waren die Tribünen, auf denen jede Menge Taschentücher, Papierfetzen, Essensreste und andere Appetitanreger herumlagen.

„Warum sind die Schüler alle solche Ferkel?", ärgerte sich Theo. „Müssen die ihren Müll genau da liegen lassen, wo sie stehen? Oder hat uns da jemand extra den ganzen Abfall hingekippt, damit wir auch ja was zu tun haben?"

Ron nickte zustimmend. „Den Eindruck habe ich langsam auch. Da steckt bestimmt Filch dahinter!", schimpfte er.

In den Duschräumen mussten sie leere Geltuben entfernen und die Fließen polieren, in den Umkleidekabinen war einiges liegengeblieben. Die beiden Zauberer würden später zu McGonagall gehen und ihr die Fundstücke in die Hand drücken. Neugierig beäugte Theo den Gedichtband, den er in der Ravenclaw-Umkleide gefunden hatte. Es stand kein Name darin und nachdem es im hintersten Winkel eines Spinds lag, konnte es sein, dass sein Vorbesitzer das Buch einfach hatte entsorgen wollen. ‚Vielleicht finde ich ein schönes Liebesgedicht darin', überlegte er, ‚das werde ich dann Milli schenken, sie liebt solchen romantischen Kitsch.'

Zuletzt war nur noch der Umkleideraum der Gryffindors übrig, Ron scheute sich etwas. Zwar war es erst wenige Wochen her, dass er nicht mehr Schüler dieses Hauses war, doch mittlerweile hatte er sich so sehr an Dumblesnape gewöhnt, so dass er mit allem, was er hatte, hinter dem neuen Haus stand.

Auch Theo schien nicht begeistert zu sein, in die „Löwengrube", wie er diesen Raum spöttisch nannte, vorzudringen. Seufzend mussten sich die beiden Zauberer jedoch eingestehen, dass sie keine andere Wahl hatten. Filch würde ihnen genau auf die Finger sehen und wenn sie eines nicht wollten, dann war das die Aussicht, dass ihre Strafe eventuell noch verlängert werden würde.

Die Gryffindors waren besonders schlampig, stellten die beiden übereinstimmend fest. Allein mit den liegengebliebenen Sachen könnte man eine komplette Familie einkleiden. Der Duschraum sah aus, als hätte eine Horde wildgewordener Zentauren hier gepicknickt. Mit Wasser, Seife und Bürsten versuchten Ron und Theo, die Kritzeleien von den Wänden zu waschen.

Harry schien nun wohl der Hassschüler Nr. 1 zu sein, denn überall fanden sich böse Karikaturen und Sprüche. „Da steckt bestimmt McLaggen dahinter", mutmaßte Theo, während er ein magisches Graffiti von der Wand entfernen wollte. Sein rothaariger Leidensgefährte wollte gerade antworten, als die Tür zur Umkleide aufgerissen wurde und Ginny hereinstürmte. Da der Zugang zum Duschraum am hinteren Ende des Raumes lag, sah die Hexe die beiden Zauberer nicht, zudem wirkte sie abgehetzt und erschöpft, so, als würde sie vor irgendetwas oder irgendjemandem fliehen.

Der Grund dafür kam keine Minute später durch die Tür gepoltert. Cormac McLaggen hatte die Hexe gesucht und schließlich auch gefunden. Drohend baute er sich vor dem Mädchen auf. „Jetzt hör' mir mal gut zu, Du Flittchen", beschimpfte er Ginny, „ich hab' Dich gewarnt. Wenn Du den Schnatz nicht fängst, passiert was...!"

„Irrtum, Du sagtest, wenn Harry den Schnatz vor mir fängt, passiert mir was...!", berichtigte die Hexe. Sie würde ihm nicht zeigen, wie sehr sie sich vor ihm fürchtete, seitdem er Dean auf der Treppe einen Beinklammerfluch angehext hatte, woraufhin dieser gestolpert und gestürzt war. Zum Glück hatte Poppy die gebrochenen Knochen im Handumdrehen heilen
können, aber seitdem wussten die Gryffindors, dass ihr Kapitän vor nichts zurückschreckte.

Ron und Theo standen immer noch im Duschraum, keiner der beiden hatte sie bemerkt. Als der Rothaarige hörte, weshalb Harry wirklich Malfoy den Vortritt gelassen hatte, wurde er zuerst weiß und dann knallrot vor unterdrückter Wut. Wie konnte dieser Halbaffe es wagen, SEINE Schwester und SEINEN besten Freund zu bedrohen! Ron ballte die Faust und hätte ihm Theo nicht zur Beruhigung die Hand auf die Schulter gelegt, wäre McLaggen nun um ein paar Zähne ärmer.

So jedoch funkelte der Hüter der Gryffindors seine Sucherin nur wütend an, denn genau das waren tatsächlich seine Worte gewesen, hatte er doch keine Sekunde daran gezweifelt, dass Potter Sucher für Dumblesnape spielen würde.

„Wir sprechen uns noch", zischte er die Hexe wütend an, ehe er den Raum verließ und die Tür lautstark hinter sich zuknallte. Völlig außer sich sank Ginny zu Boden und begann zu weinen.

Der Anblick seiner schluchzenden Schwester war zu viel für Ron. Er stürmte aus dem Duschraum und kniete sich neben sie. Vorsichtig legte er seine Hand auf ihre Schulter. Ginny sah entsetzt auf. „Bist... bist Du schon lange hier?", stammelte sie verlegen. „Lange genug, um zu hören, was ich nicht hören sollte", antwortete der Rothaarige. „Seit wann setzt McLaggen Euch so unter Druck?"

Ginny bebte am ganzen Körper. „Eigentlich seitdem Harry nicht mehr in Gryffindor ist. Keiner wagt es, sich ihm in den Weg zu stellen. Dean hat ihm nach dem Spiel an den Kopf geworfen, dass er immerhin 15 Gegentore kassiert hat. Daraufhin hat er ihm gestern einen Fluch aufgehalst, Dean fiel die Treppe hinunter und hat sich die Hüfte gebrochen. Er kommt zwar morgen schon wieder aus der Krankenstation, aber trotzdem."

Ron und Theo schauten sich entsetzt an. McLaggen hatte einen seiner eigenen Hauskameraden ohne triftigen Grund verflucht! War er jetzt vollkommen übergeschnappt? „Ich rede noch heute mit McGonagall", beschloss der Rothaarige.

„NEIN!", rief Ginny entsetzt auf. „Wenn Du das tust, weiß er, dass ich geredet habe und dann passiert was!"

„Was soll denn passieren?", fragte Theo. „Dieser aufgeblasene Saftsack hat doch nur leere Drohungen auf Lager!"

„Versteht mich doch bitte! Ich KANN einfach nicht darüber sprechen!", erklärte die Hexe völlig verzweifelt. „Bitte, Ron, Nott, versprecht mir, dass Ihr niemandem etwas erzählt!"

Ihr Betteln war so eindringlich, dass die beiden Zauberer schließlich nachgaben – wenn auch schweren Herzens.

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Blaise und Neville waren in das Gewächshaus Nr. 3 abkommandiert worden, in dem frische Alraunenschösslinge umgetopft werden sollten. Beide amüsierten sich prächtig über die bunten Plüschohrschützer, die noch immer der ganze Stolz von Professor Sprout zu sein schienen. Sie flachsten herum, probierten verschiedene Farben, bis Blaise sich schließlich für die knallroten und Neville sich für das Modell in leuchtgrün entschied.

So ausgerüstet machten sie sich daran, die kleinen, schlammbedeckten und äußerst hässlichen Setzlinge mit den merkwürdigen zweigartigen Büscheln auf dem Kopf aus der Erde zu ziehen und in ein neues Zuhause zu setzen. Dass die Alraunenbabies dabei brüllten wie am Spieß, hörten sie dank der Ohrschützer nicht. Nur leider konnten sie sich dabei auch nicht unterhalten, dabei hätte Blaise doch zu gerne die Geschichte zum Besten gegeben, als Draco in der zweiten Klasse meinte, seinen Finger in den Mund des kleinen Schreihalses stecken zu müssen und heftig hatte kämpfen müssen, dass er ihn dort wieder herausbekam.

Bald schon merkten die beiden Zauberer, dass es doch anstrengender war, als sie dachten. Einige Male mussten sie der neugierigen Venemosa Tentacula einen heftigen Klaps auf die Fühler verpassen, schließlich wollte keiner von der bissigen dunkelroten Pflanze erwischt werden. Außerdem wehrten sich die Alraunen gegen das Umtopfen, ballten ihre Fäustchen, schlugen um sich und krümmten sich. Einige waren so wohlgeraten, dass die beiden Jungs zu kämpfen hatten, bis sie die besonders fetten Exemplare in einen Topf zwängen konnten.

Am Ende dieser Aufgabe waren die beiden Zauberer schweißgebadet, schmutzig und erschöpft. An ihren Händen klebte Erde, die Gesichter waren verschmiert und selbst in den Haaren fand sich etwas Drachendung.

„Jetzt eine heiße Dusche", ächzte Neville und lockerte sein Hemd. Allein diese Bewegung ließ Blaise' Blut in Wallung geraten. Ohne auf Schweiß und Schmutz seines Freundes zu achten, trat er einige Schritte auf ihn zu und schloss ihn in die Arme.

„Nicht, ich sehe ja aus wie ein Schwein", wollte Neville den Anderen halbherzig abwehren, doch als Blaise' Lippen die seinen verschlossen und kurz darauf eine Zunge begann, die seine zu massieren, gab er nach. Blaise hatte einfach die besseren Argumente. Langsam stahlen sich flinke Finger über die stoffbedeckte Brust, öffneten die Knöpfe und streichelten die nackte Haut. Hemden wurden aus Hosen gezerrt und achtlos auf die nächstbeste Pflanze geworfen. Es war die neugierige Venemosa, die dadurch natürlich in ihrer Sicht behindert wurde und entsprechend sauer war. Unverschämt, wie diese Zauberer heutzutage mit unschuldigen, wissbegierigen Blümchen umgingen!

Blaise und Neville achteten längst nicht mehr auf ihre Umgebung, als sie sich aus ihren Hosen schälten. Voller Lust blickte Blaise auf Nevilles Unterhose, die sich an der entscheidenden Stelle schon deutlich wölbte. Seine eigene Erregung stand der seines Liebsten um nichts nach. Kurz blickte er sich um, ob es irgendwo eine Sitz- oder Liegemöglichkeit gab, denn der Tisch, auf dem sie gerade gearbeitet hatten, war zu schmutzig, um sich darauf zu lieben. Voller Freude entdeckte er eine weitere Pflanzenbank, die frei war. Oh ja, das war genau der passende Ort für ihr kleines Liebesspiel.

Unter wilden Küssen drängte Blaise den Anderen in diese Richtung, Neville spürte plötzlich das Holz an seinen Beinen und wurde sanft, aber doch bestimmt nach unten gedrückt. Blaise funkelte ihn begierig an, ehe er das letzte Kleidungsstück des ehemaligen Gryffindors herunter zog. Nevilles Glied ragte steil nach oben und Blaise kniete sich vor seinen Geliebten. Ehe Neville wusste, wie ihm geschah, begann Blaise, den Penis seines Freundes in den Mund zu nehmen, während er gleichzeitig dessen Hoden sanft massierte.

Ein heiseres Stöhnen entfuhr dem jungen Zauberer, der ehemalige Slytherin war göttlich in seinem Tun. Immer wieder umspielte er Nevilles Eichel mit seiner Zunge, nur um kurz darauf den ganzen Schaft wieder in den Mund zu nehmen und daran zu saugen. Die leichten Schluckbewegungen, die Blaise ausführte, reizten Neville unglaublich. Hitze peitschte durch seinen Körper, es schien, als bestehe er aus Flammen und Feuer, als plötzlich ....


„AAAAAHHH!", schrie Neville laut und sprang so heftig auf, dass er Blaise, der immer noch vor ihm kniete, umstieß. Mit beiden Händen griff er nach seinem Hintern und hüpfte wie Rumpelstilzchen im Gewächshaus umher. „AU, AU, AUA, DIESES BLÖDE MISTDING!", fluchte er laut und nicht mehr in verliebt-romantischer Stimmung.

Blaise rappelte sich verdattert auf. „Was ist denn los?"

Neville schob die leere Pflanzenbank beiseite und deutete auf die Pflanze, die sich darunter befand. „Diese dämliche Fangzähnige Geranie hat mich in den Arsch gebissen!", schimpfte er und drehte sich um, so dass Blaise einen Blick auf seinen Allerwertesten nehmen konnte. Der ehemalige Slytherin war entsetzt, die Pflanze hatte nicht nur seinen Freund in den Hintern gebissen, nein, sie hatte direkt ein Stückchen herausgebissen. Es blutete stark und Blaise litt förmlich mit Neville. Das musste ja teuflisch wehtun!

„Am besten gehen wir gleich zu Madam Pomfrey!", beschloss er und suchte in Windeseile die weit verstreuten Kleidungsstücke zusammen. Die Venemosa wurde von der unfreiwilligen Augenbinde befreit und streckte ihre Fühler neugierig in die Richtung der beiden Zauberer aus. Das war doch mal ein völlig anderer Ausblick auf den Aushilfslehrer. Diese Körperteile von ihm kannte sie ja noch gar nicht. Bevor man ihr jedoch einen genaueren Blick zugestand, wurde Neville notdürftig bekleidet und von Blaise nach draußen gebracht.

Zwar biss der ehemalige Gryffindor die Zähne zusammen und er war auch bestimmt nicht wehleidig, aber diese Bisswunde tat verdammt weh. „Scheiß Fangzähnige Geranie!", fluchte er, „warum konnte nicht was Anderes unter der Pflanzenbank stehen! Ich hab noch nie gehört, dass jemand beispielsweise von einem Gänseblümchen gebissen wurde!"

„Ach, Süßer", meinte Blaise bekümmert, der mit seinem Liebsten mitlitt, „zum Einen, weil es in den Gewächshäusern von Hogwarts keine Gänseblümchen gibt, und zum Anderen, weil es genau das war, wovor Trelawney Dich heute gewarnt hat."

Neville brummte wütend vor sich hin. Die Lust auf Sex war ihm jedenfalls vorerst vergangen, vor allem, als Madam Pomfrey, die kurz darauf seine Wunde versorgte, nicht mit Spott sparte. Sie war schon so lange auf Hogwarts und hatte genügend Phantasie, sich vorzustellen, in welcher Situation ein Zauberer von einer Fangzähnigen Geranie in den nackten Hintern gebissen werden konnte.

Zu Nevilles Unglück befand sich auch Dean Thomas immer noch auf der Krankenstation und bekam daher das Malheur seines ehemaligen Zimmerkameraden in vollem Umfange mit. Er versprach zwar zu schweigen, doch als Seamus ihn besuchte, erzählte er ihm die Geschichte unter dem Siegel der Verschwiegenheit - Seamus erzählte es Lavender, Lavender erzählte es den Patil-Schwestern und so verbreitete sich Nevilles Problem wie ein Lauffeuer in ganz Hogwarts.

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Harry und Draco hatten die undankbarste der Strafarbeiten erwischt. Filch ließ sie nicht aus den Augen, während er sie genüsslich grinsend dabei beobachtete, wie sie im Pokalzimmer die vielen Pokale und Medaillen putzten. Das war ganz nach seinem Geschmack! Unbarmherzig ließ er sie die Auszeichnungen polieren und war sogar so gehässig, dass er einige Male mit seinen schmierigen Fingern ein soeben auf Hochglanz gebrachtes Stück betatschte, so dass die Arbeit wiederholt werden musste.

Als der Hausmeister dann auch noch feststellte, wie schwer es Harry fiel, die älteren Tafeln zu reinigen, auf denen nicht selten die Namen seiner Eltern, Remus Lupins oder Sirius Blacks auftauchten, machte er sich einen besonderen Spaß daraus, gerade diese Stücke seiner besonderen Inspektion zu unterziehen. Wann hatte er denn schon Gelegenheit, den Schüler, der während seiner Schulzeit für die meiste Aufregung gesorgt hatte, derart zu demütigen?

Doch auch Draco kam nicht ungeschoren davon. Filch hatte nicht vergessen, mit welcher Arroganz der Reinblüter ihn oft behandelt und auf ihn herabgesehen hatte. Auf den Knien musste der Blonde die Ritzen der Holzdielen säubern. Mrs. Norris, die um ihn herumstrich und ihn argwöhnisch beobachtete, war ein großes Hindernis, da sie ihren Winterpelz bekam und sie bei jedem Schritt und Tritt Katzenhaare zurückließ.

Als Draco sich darüber beschwerte und meinte, der Hausmeister solle doch bitte das Tier aus dem Raum entfernen, da sonst seine Bemühungen buchstäblich für die Katz wären, lachte Filch nur bösartig auf. „Das würde Dir so passen, Söhnchen! Ihr beide werdet hier putzen, bis alles glänzt!"

Nachdem er zum fünften Mal Mrs. Norris' Haare von einer Diele entfernte, platzte dem Blonden der Kragen. Kurzerhand schnappte er sich das Tier und warf es eigenhändig aus dem Raum. „Such' Dir einen anderen Spielplatz, Du Flohfalle!", keifte er, bevor er die Tür wieder schloss. Mrs. Norris blickte etwas verdutzt, ging aber dann doch ihrem Hobby nach: Schüler aufzuspüren, die sich außerhalb ihrer Betten befanden.

Filch kreischte auf. „Wie kannst Du es wagen, meine Katze so zu misshandeln?! Reicht es Dir nicht, wenn ich meine wertvolle Zeit damit verbringen muss, Euch missratene Schüler zu beaufsichtigen? Musst Du Dich jetzt noch an meiner Süßen vergreifen?!" Er eilte zur Tür. „Komm, Mrs. Norris, komm zu Herrchen", lockte er die Katze in süßlichen Tönen, doch diese hatte gerade beschlossen, dass es eigentlich Spaß machte, allein im Schloss herumzustromern.

„Ihr beide macht weiter, bis ich Euch hole. Und wehe, wenn Ihr nicht mit Eurer Arbeit fertig seid!", drohte Filch, verließ das Pokalzimmer, um Mrs. Norris wieder einzufangen und verschloss die Tür hinter sich. Mit den Zauberstäben der beiden Magier in seiner Tasche würden sich die zwei nicht befreien können, und mit ein wenig Glück würden sie sich bestimmt prügeln, was weitere Strafarbeiten rechtfertigen würde.

Der Hausmeister hatte ebenso wie viele andere noch nicht mitbekommen, dass Dracos und Harrys Verhältnis nicht mehr dasselbe wie früher war. Im Grunde genommen wussten das eigentlich nur die Dumblesnape-Schüler und sie hüteten sich, etwas davon nach draußen dringen zu lassen. Sie ahnten, wie zart das Pflänzchen der aufkeimenden Liebe zwischen den beiden früheren Rivalen war und dass es wohl noch dauern würde, bis Harry und Draco ihre Gefühle füreinander auch nach außen zeigten.

„Ich dachte schon, den werden wir überhaupt nicht mehr los", atmete Draco auf und schlenderte zu Harry, der ganz vertieft ein Bild betrachtete. Der Blonde warf einen prüfenden Blick darauf. Er erkannte Hagrid, der die anderen um zwei Köpfe überragte; Mad-Eye Moody, Remus Lupin und Albus Dumbledore, der ihm einen freundlich-zwinkernden Blick zuwarf. Auch Sirius Black, der Cousin seiner Mutter und schwarzes Schaf der stolzen, reinblütigen Blacks, war dabei. Doch die anderen Personen auf diesem Foto kannte er nicht. Halt, der eine Zauberer mit der Brille hatte dieselbe Sturmfrisur wie Harry, die Hexe neben ihm dieselben schönen grünen Augen.

„Sind das Deine Eltern?", erkundigte er sich leise und deutete auf die beiden Gestalten.

Harry nickte stumm. Er fühlte einen Knoten in der Brust, seitdem er das Bild in dem schönen goldenen Rahmen entdeckt hatte. So viele bekannte Gesichter, so große Namen, und bis auf Aberforth Dumbledore und Hagrid waren sie entweder tot oder im St. Mungos.

„Die Haare hast Du also von Deinem Vater", äußerte Draco seine Feststellungen. Das Schweigen war ihm unangenehm und irgendwie musste er die Stille unterbrechen. Wieder folgte nur ein stummes Nicken des Dunkelhaarigen.

„Wer sind diese Leute?", fragte Draco.

Mit leiser Stimme antwortete Harry: „Das ist der erste Orden des Phönix, diejenigen, die sich vor unserer Geburt gegen Voldemort stellten. Ich wusste nicht, dass es ein zweites Foto von ihnen gibt. Das erste Bild ist im Haus der Blacks, Sirius hat es mir damals gezeigt."

„Das muss ja lange vor seinem Aufenthalt in Askaban gewesen sein." Draco betrachtete neugierig den breit lächelnden Magier, der seinen Blick interessiert erwiderte.

„Sirius war die ganze Zeit unschuldig", erklärte Harry. „Er hat niemanden umgebracht. Das war alles Pettigrews Werk" - er deutete auf den untersetzten Zauberer auf dem Bild - „er war der Geheimnisverwahrer meiner Eltern und hat sie an Voldemort verraten. Sirius war der Einzige, der das wusste. Als er ihn verfolgte und darauf ansprach, hat Pettigrew seinen Selbstmord vorgetäuscht und Sirius wanderte nach Askaban." Beschämt zog der Zauberer auf dem Foto den Kopf ein.

„Das tut mir leid, Harry", meinte Draco betroffen.

„Das sind Nevilles Eltern, Frank und Alice Longbottom. Dank Deiner Tante und deren ausgeprägter Vorliebe für den Cruciatus-Fluch werden sie St. Mungos nie wieder verlassen können. Das ist Dumbledores Bruder Aberforth. Ihm gehört der Eberkopf in Hogsmeade. Dank seiner Hilfe konnten Ron, Hermine und ich im letzten Jahr unbemerkt nach Hogwarts kommen."

Draco kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, auch als ihm Harry die anderen Personen vorstellte und ihm erzählte, welch grausames Schicksal die meisten von ihnen erlitten hatten.
Und doch galten seine Blicke immer wieder Harrys Eltern, die ihren Sohn voller Stolz musterten. So viel Liebe strahlte aus ihren Augen und Harrys Mutter blinzelte dem Blonden sogar heimlich zu, als wollte sie ihm sagen, dass sie mit der Wahl ihres Sohnes einverstanden war.

„Du hast dieselben schönen Augen wie Deine Mum", raunte Draco in Harrys Ohr, ehe er seinen Freund umfing und zärtlich begann, dessen Nacken mit zahlreichen kleinen Küsschen zu bedecken.

Der Sirius auf dem Foto begann zu lachen und streckte Zeige- und Mittelfinger zum Siegeszeichen hoch, woraufhin ihm James eine Kopfnuss verpasste.

Die beiden Dumblesnape-Schüler knutschten ein wenig, doch sie fühlten sich ziemlich beobachtet dabei. Harry löste sich schließlich aus Dracos Umarmung und sagte mit rauer Stimme: „Lass uns lieber weitermachen, ehe Filch zurückkommt."

Draco brummte zwar ein wenig, denn trotz des gemeinsamen Zimmers war es bisher nicht zu größeren Zärtlichkeiten zwischen ihnen gekommen, andererseits konnte er die Bedenken des Anderen durchaus verstehen. Er hätte sich schließlich auch sehr merkwürdig gefühlt, wenn seine Eltern ihnen beim Küssen zugesehen hätten.

Als Filch zwei Stunden später mit Mrs. Norris im Arm die Tür aufsperrte, fand er zu seinem Ärger einen perfekt gesäuberten und glänzenden Raum vor. Der Hausmeister überlegte gerade, welche Aufgabe er den beiden als Nächstes stellen konnte, doch Harry deutete entschlossen auf seine Uhr, die ihm Molly zum 17. Geburtstag geschenkt hatte. „Es ist fast Mitternacht!", sagte er anklagend.

Filch verzog verärgert das Gesicht. „Das hat Dich sonst auch nicht gestört, als Du in der Nacht herumstolziert bist! Als nächstes werdet Ihr..."

„Zu Bett gehen!" Hinter dem Hausmeister war McGonagall aufgetaucht, die schon geahnt hatte, dass Filch keine Rücksicht darauf nehmen würde, dass die beiden Zauberer am nächsten Tag nicht nur eigenen Unterricht hätten, sondern auch Erstklässler unterrichten mussten.

„In Zukunft sollten Sie sich besser überlegen, ob sich nächtliche Expeditionen wirklich lohnen", ermahnte die Schulleiterin die beiden Dumblesnape-Schüler, die noch nie so glücklich über ihr Erscheinen gewesen waren wie jetzt. Wer wusste schon, was Filch ihnen als Nächstes aufgetragen hätte, möglicherweise sogar Toiletten putzen?

Mit einem gemurmelten „Gute Nacht, Professor McGonagall" schlüpften sie durch die Tür und liefen in den Gemeinschaftsraum, in dem die anderen schon auf sie warteten.

Besonders Ron wirkte sehr angespannt, gerade so, als würde ihn etwas bedrücken. Auf die Frage, was mit ihm los sei, antwortete er jedoch, dass es einfach so anstrengend gewesen sei, weil die Umkleideräume und Tribünen völlig verdreckt gewesen wären.

Insgeheim hoffte der Rothaarige jedoch, dass McLaggen irgendwann dafür büßen musste. Wenn er nur eine Idee hätte ...

Der Magische Schild - HP FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt