Harry erwachte aus einem tiefen, erholsamen Schlaf, weil er Lippen an seinem Körper spürte, die ihn zärtlich verwöhnten. Der Besitzer dieses Mundes blinzelte ihn liebevoll an, ehe er sich auf die kleinen Brustwarzen Harrys stürzte. Draco war nur kurze Zeit vor seinem Freund aufgewacht und konnte sein Glück noch immer nicht fassen. Harry lag tatsächlich gesund und munter neben ihm. Die Versuchung war für den Blonden einfach zu groß, er musste den Dunkelhaarigen einfach küssen, sich persönlich davon überzeugen, dass der Mann neben ihm keine Illusion war.
Tief tauchte er seine Zunge in Harrys Nabel hinein und küsste sich immer weiter in Richtung Süden nach unten, bis Harry schließlich erwachte und seine Erregung dem Blonden stolz entgegenragte. Diese Gelegenheit konnte sich Draco natürlich nicht entgehen lassen und so machten die beiden Liebenden an dem Punkt weiter, an dem sie am Tag zuvor aufgehört hatten. Das Band zwischen ihnen bestand längst nicht mehr nur zwischen ihren Körpern, nein, es hatte ihre Seelen aneinander gebunden. Keiner konnte ohne den Anderen sein, nur gemeinsam waren sie stark und konnten jeder Gefahr trotzen.
Da sie im Rausch der Leidenschaft natürlich nicht an solche Nichtigkeiten wie Stillezauber dachten, hörten ihre Hausgefährten jedes Stöhnen und Keuchen mit - und ließen sich davon anstecken.
Snape saß in seinem Portrait und hörte das hemmungslose Treiben der Dumblesnape-Schüler mit an. Er war leicht verstimmt, denn auch er hätte sich Sirius liebend gern hingegeben. Das war der große Nachteil am Todsein; zwar war den Portraits vieles möglich, aber leider kein Sex. „Wenn ich jemals wieder lebendig bin, wirst Du was erleben, Sirius Black!", knurrte er, ehe er sein Bild verließ. Anderen beim Liebesspiel zuzuhören, während man selbst zur Untätigkeit verdammt war, war eindeutig Folter.
Ein Problem hatte Harry jedoch und das war ziemlich schwerwiegend. Um seine Mission zu vollenden und die acht Seelen zurück ins Leben zu rufen, musste das Ritual durchgeführt werden. Es fehlte schlichtweg der passende Raum. Die Worte des Todes waren in sein Gedächtnis gebrannt und trotz aller Überlegungen fiel ihm nichts ein.
„Ein geschlossener, fensterloser Raum, in dem sich Mond und Sonne treffen", sinnierte er laut vor sich hin, während er mit seinen Freunden am Frühstückstisch saß. „Einen solchen Ort gibt es nicht!"
Hermine wirkte ziemlich bedrückt. „Dank Crabbe leider nicht mehr. Hätte dieser Vollidiot nicht den „Raum der Wünsche" zerstört, hätten wir jetzt keine Probleme."
Sogar Draco stimmte ihr zu, sie hatte ja völlig recht. Monatelang hatten sie sich schrecklichen Gefahren ausgesetzt und Kämpfe ausgefochten, vor denen er früher davongelaufen wäre, und nur wegen der Unfähigkeit eines Einzelnen war ihr Vorhaben nun zum Scheitern verurteilt und alle Mühe umsonst gewesen. Und diesen Trottel hatte er jahrelang als Freund bezeichnet, pah!
Keiner der Dumblesnapes hatte auf den Blutigen Baron geachtet, der seit seiner Befreiung ein gewisses Faible für die Schüler des fünften Hauses hatte. Als Anführer der Geister in Hogwarts wusste er vieles, was den Lebenden verborgen blieb. Es war ihm nicht entgangen, dass der junge Goyle nur sehr selten im Kerker der Slytherins anzutreffen war. In einer belanglosen Plauderei mit dem Fast Kopflosen Nick hatte er erfahren, dass selbiges auch für die kleine Weasley zutraf. Nun stellte sich dem Geist natürlich die Frage, WO die beiden übernachteten, wenn sie nicht in ihren Häusern waren. Für ein Liebespärchen kamen nur wenige Orte in Frage. Die Slytherinkerker waren ausgeschlossen, der Blutige Baron überprüfte jede Nacht sein Revier, damit nicht noch einmal ein frecher Eindringling sich einquartieren konnte. Die Gewächshäuser kamen ebenfalls nicht in Frage, sie wurden jede Nacht abgeschlossen und seit Nevilles kleinem „Unfall" kannte jeder die Gefahr, die dort drohte. Ein möglicher Ort wäre der Astronomieturm; dagegen sprach jedoch die Jahreszeit. In warmen Sommernächten wäre es durchaus möglich, hier die eine oder andere Nacht zu verbringen, jetzt musste erst einmal der Frühling richtig kommen.
Nein, eigentlich gab es nur eine einzige Erklärung und der Blutige Baron wünschte sich, dass seine Hoffnungen sich bestätigen würden. Er schwebte also zum Slytherintisch und tauchte vor Greg Goyle auf, der beim Anblick des Geistes erst einmal zusammenzuckte.
„Haben Sie ein schlechtes Gewissen, Mr. Goyle?", fragte der Geist süffisant und schob gleich die nächste Frage hinterher. „Liegt das vielleicht daran, dass Sie seit einigen Tagen nur noch äußerst sporadisch im Kerker zu sehen sind? An welchem schönen Ort pflegen Sie derzeit zu nächtigen?"
Greg wurde feuerrot und hoffte inständig, dass sein Hauslehrer das nicht gehört hatte. Slughorn konnte ihn ohnehin nicht leiden und die Tatsache, dass er sich zur Schlafenszeit außerhalb seines eigentlichen Betts aufhielt, würde ihm bestimmt keine Sympathiepunkte einbringen. Unglücklicherweise war sein sozialer Status nicht so hoch, als dass er sich das würde leisten können - sein Vater saß genauso wie Theos Vater in Askaban - , und seine Schulnoten waren ebenfalls nicht besonders erfolgsversprechend.
„Bitte, Herr Baron, sagen Sie das nicht weiter!", flehte er den Geist an, der ihn listig anlächelte. „Nun, Mr. Goyle, unter einer Bedingung. Teilen Sie Ihr Wissen schnellstmöglich mit den Dumblesnape-Schülern", raunte ihm der Blutige Baron zu und verschwand.
Greg seufzte. Was das bedeutete, war klar. Die ungestörten Liebesnächte mit Ginny waren nun wohl Geschichte; wenn Harry und Draco Wind davon bekamen, dass der Raum wieder funktionierte, würden sie wohl die älteren Rechte darauf geltend machen. Seamus und Dean hatten es da einfacher. Seit McLaggens Rausschmiss waren sie allein im Zimmer und konnten darin tun und lassen, was sie wollten. Und da beide den Schweigezauber perfekt beherrschten, störte sich auch niemand daran, wenn die beiden die ganze Nacht hindurch vögelten.
„Oh, Mann, warum kann ich nicht schwul sein!", fauchte Greg neidisch und erntete daraufhin ein paar sehr erstaunte Blicke der Slytherins.
„Weil ich dann langsam an mir selbst zweifeln würde!", lachte Ginny, die genau in diesem Augenblick hinter ihm aufgetaucht war und seine letzten Worte noch gehört hatte. „Überleg doch mal. Erst bin ich mit Harry zusammen, der entdeckt plötzlich seine Liebe für Malfoy und dann auch noch Du. Das wäre ein klein wenig zu viel, mein Lieber."
„Ich hab's auch nicht so gemeint, Süße!", entschuldigte sich der Slytherin. „Allerdings müssen wir den Dumblesnapes reinen Wein einschenken wegen des Raums, sonst kommen wir beide in Teufelsküche."
Ginny sah das Ganze relativ entspannt. „Früher oder später musste das kommen. Allerdings glaube ich nicht, dass dadurch unsere Nächte vorbei sind. Harry und Malfoy haben genau wie Neville und Zabini ihr eigenes Zimmer und da mein werter Herr Bruder schon seit Beginn des Schuljahres mit Milli Zimmer getauscht hat, teilen sich alle Dumblesnapes mit ihrem oder ihrer Liebsten das Bett", flüsterte sie ihm beruhigend zu.
Greg war ein klein wenig neidisch. Warum konnten er und Ginny nicht in Dumblesnape sein? Nur weil er sich darauf verlassen hatte, dass sein Todesservater für ihn die Zukunft plante und in der Schule bisher nur mit körperlicher Anwesenheit geglänzt hatte, war er nun ohne seine bisherigen Freunde in Slytherin und musste sich Nacht für Nacht durch die Schule schleichen, um sich mit Ginny zu treffen. Das Leben war einfach ungerecht!
Während Greg so mit seinem Schicksal haderte und Ginny versuchte, ihren Freund zu trösten, turnte Peeves an einem offenen Fenster herum und freute sich des Lebens. Für ihn hatte sich in diesem Schuljahr alles zum Guten gekehrt. Er war kein einfacher Poltergeist mehr, sondern Hausgeist, gleichrangig mit der Grauen Dame, dem Fetten Mönch und dem Fast Kopflosen Nick. Er hatte endlich eine Aufgabe. Verträumt glitten seine Augen in die Ferne und nahmen am Rande die vielen Geister wahr, die sich auf Hogwarts zubewegten. „Oh, wie schön, wir bekommen Besuch", freute sich Peeves und schrak zusammen, als er plötzlich einen der Geister erkannte. Sir Nufu war zurück.
In Windeseile sauste er hinunter in die Große Halle, in der die meisten Schüler noch beim Frühstück waren. „Sir Nufu kommt mit einer Geisterarmee auf Hogwarts zu! Rettet das Schloss!", rief er laut und schreckte die Schüler auf, die ihn entsetzt anstarrten.
McGonagall fasste sich als Erste. „Wenn dies ein Scherz sein soll, Peeves, dann finde ich das in keinster Weise komisch! Ich habe Sir Nufu von Hogwarts und seinen Ländereien verwiesen, eine Rückkehr bedeutet eine Kriegserklärung!"
Aufgeregt fuchtelte Peeves mit seinen kleinen Ärmchen in der Luft herum. „Es ist es aber wirklich kein Scherz! Er ist wieder da und hat eine Armee mitgebracht!"
Die Dumblesnape-Schüler waren aufgesprungen. „Schnell, wir holen den Schild", ordnete Harry an. „Uns wird nichts anderes übrig bleiben als uns in einen der Räume im Kerker zurückzuziehen und uns einen Mond und eine Sonne herzuzaubern - wenn ich auch nicht weiß, wie das funktionieren soll. Wir müssen das Ritual vollenden, bevor er hier ist."
Die acht liefen zu ihren Räumen und holten ihre Schildteile hervor. Der Blutige Baron war äußerst erzürnt. Mit einem geschmeidigen Satz tauchte er vor Greg auf und zischte ihn an. „Sag mir sofort, wo Du Deine Nächte verbringst, Gregory Goyle. Alles hängt davon ab!"
„Im... Im Raum... der Wünsche", stammelte Greg und nahm das erleichterte Ausatmen des Hausgeistes nicht einmal wahr.
„Peeves!", brüllte der Baron. „Deine Hausschüler sollen sich sofort in den Raum der Wünsche begeben. Nachdem Du diese Botschaft überbracht hast, kehrst Du augenblicklich hierher zurück. Wir werden die Eindringlinge abwehren. Alle Geister in Hogwarts unterstehen ab sofort meinem Kommando! Wir haben eine Schlacht zu führen!"
Lucius war ebenso erschrocken wie die übrigen Lehrer und Schüler. Im Gegensatz zu diesen kannte er jedoch den Grund für Furnius' plötzliche Rückkehr. Der mörderische Geist schien es gespürt zu haben, dass alle Teile des Schildes geborgen worden waren, das Ritual jedoch noch nicht durchgeführt war. Dies war offensichtlich der Moment, auf den Furnius so lange gewartet hatte. Alles hing nun an einem seidenen Faden. Würde der Geist die derzeitige Schwäche des Schilds ausnutzen und ihn sich zu eigen machen, wären sie alle verloren. Die Opfer und Gefahren, denen sich die Schüler ausgesetzt hatten, nur um acht Seelen zurückzuholen, wären vergeblich gewesen.
Der Blonde bemühte sich, nach außen hin Fassung zu bewahren, obwohl sein Herz bis zum Hals schlug. „Ich möchte alle Schüler bitten, sich bei Professor Sprout, bei Professor Slughorn oder bei Madam Pomfrey etwas Weinrautenessenz, Liebstöckel und Nieswurz zu besorgen und sich danach umgehend in die Klassenzimmer zu begeben. Dass dies etwas merkwürdig riecht, ist mir durchaus bewusst, aber ich unterrichte lieber stinkende als besessene Schüler. Sollten Sie feststellen, dass einer Ihrer Mitschüler sich plötzlich sonderbar verhält, informieren Sie mich sofort. Sie haben zehn Minuten Zeit, danach will ich keinen Schüler mehr auf den Gängen sehen."
Slughorn murrte zwar, weil Lucius ihm damit jede Menge Extraarbeit beschert hatte, kam aber nicht gegen seinen früheren Schüler an. Innerhalb von zehn Minuten roch es in Hogwarts nach abscheulichen Kräutern, wie der Blutige Baron naserümpfend und dennoch zufrieden feststellte. Er hatte sich mit den ihm unterstellten Geistern im Schulhof versammelt und beobachtete das Herannahen von Furnius' Armee. McGonagall, Lucius, Narzissa sowie Flitwick waren ebenfalls bereit, den Angreifern gegenüberzutreten.
„Ich lege meine Hoffnung in die Hände Deiner Hausschüler, Peeves", verkündete der Blutige Baron würdevoll. „Mögen sie vollbringen, was vorher keinem gelang!"
---
Peeves war in den Gemeinschaftsraum der Dumblesnapes gehetzt, in dem die Schüler die acht Schildteile aufbewahrten, und hatte ihnen keuchend entgegengerufen, dass sie sich unverzüglich zum Raum der Wünsche begeben sollten.
Staunend blickten Harry und Draco sich an. „Aber der Raum ist doch zerstört!?"
„Der Blutige Baron hat mit Mr. Goyle gesprochen und mir danach aufgetragen, Sie zu verständigen!", beharrte Peeves auf seinem Befehl.
„Wir haben kaum eine andere Wahl, Jungs", mischte Hermine sich ein. „Ein Mond lässt sich unter Umständen herzaubern, eine Sonne nicht. Wir müssen uns beeilen. Kommt!"
Mit den acht Schildteilen unter den Armen rannten sie hinauf in den 7. Stock, bis sie schließlich vor dem Wandteppich Barnabas' des Bekloppten standen.
„Okay", mahnte Draco, „Ihr wisst, welchen Raum wir brauchen. Geschlossen, fensterlos und dennoch müssen sich Sonne und Mond darin treffen. Versuchen wir unser Glück."
Dreimal liefen die Dumblesnape-Schüler den Gang auf und ab; Neville schloss sogar die Augen, um sich den Raum bildlich vorzustellen.
Endlich manifestierte sich eine Tür an der Wand und die acht Schüler strömten hindurch. Staunend blickte Harry sich um. Er hatte wirklich geglaubt, das Dämonsfeuer hätte den Raum der Wünsche vernichtet. Zu seiner Erleichterung war dem anscheinend nicht so. Das Zimmer erinnerte ihn entfernt an den Altarraum einer Muggelkirche, nur mit dem Unterschied, dass es hier tatsächlich keine Fenster gab. Alles Licht in diesem Raum stammte von der Sonne und dem Mond an der Decke, die nicht mehr weit voneinander entfernt waren und sich stetig aufeinander zu bewegten. Vielleicht noch zehn Minuten, schätzte Harry, dann würden sich die beiden Planeten erreichen - der beste Zeitpunkt für das Ritual. Die Schüler stellten sich im Kreis nebeneinander auf, so wie es auf dem Stoff, den Draco in Trelawneys Truhe gefunden hatte, vorgegeben war. An Harrys rechter Seite befand sich Draco, neben ihm Milli, Theo, Hermine, Ron, Blaise und Neville, der somit den Kreis schloss.
„Ähm, ich muss Euch noch was sagen", erklärte Harry und schlug die Augen nieder.
„Kann das nicht warten?", fragte Ron ungeduldig; der Rothaarige wollte sich des Schildes endlich entledigen und dafür seinen älteren Bruder wiederhaben.
„Leider nicht", wisperte Harry. „Es ist nämlich so, dass wir von jedem der acht ein Pfand im Totenreich zurücklassen müssen, etwas, das ihn auszeichnet. Und ich hab keine Ahnung, was wir nehmen sollen."
„Hm." Ron legte seine Stirn in Falten und dachte nach - und dachte nach - und dachte nach - und rief plötzlich. „Ha!" Alle Blicke richteten sich auf ihn. „Ist doch ganz einfach. Fred beispielsweise hat im Gegensatz zu George noch beide Ohren. Also ist das eine Ohr ein charakteristisches Pfand."
Hinter Hermines Stirn begann es zu arbeiten, aber die Worte ihres Freundes waren so logisch, dass sie ihm zustimmen musste. ‚Lieber lebend und ein Ohr als tot und zwei Ohren', dachte sie sich.
Nun überlegten auch die anderen, auf welches charakteristische Merkmal ihr „Kandidat" wohl am ehesten verzichten konnte.
Sonne und Mond glitten immer näher aufeinander zu. Nur noch 5 Minuten ...
Die Geister Hogwarts und die vier Lehrer standen im Schulhof und erwarteten Furnius' gewaltiges Geisterheer. Mit welchen Versprechungen der Königsmörder dieses angeworben hatte, wussten sie nicht, aber sie ahnten, dass es wohl nicht leicht sein würde, die fremden Geister zu besiegen, zumal die Eindringlinge ihnen zahlenmäßig weit überlegen waren. Zwar hatten die Professoren Sprout, Vektor und Sinistra ebenfalls angeboten, die Lehrer zu unterstützen, McGonagall hatte dies jedoch freiwegs abgelehnt. Jemand musste schließlich dafür sorgen, dass die Kinder die Ruhe bewahrten. Slughorn hatte sich freiwillig dafür angeboten, die Direktorin hatte sofort zugesagt. Ruhe bewahren konnte der dicke Zaubertränkelehrer am besten von allen.
Trelawney saß bibbernd beim Fenster und starrte hinaus. Dass ausgerechnet sie zum zweiten Mal innerhalb von 12 Monaten miterleben musste, wie Hogwarts angegriffen wurde. Die Wahrsagelehrerin bedauerte sich selbst am meisten und griff zur bereitstehenden Schnapsflasche. „Nur Mut, Sibyll, nur Mut!", sprach sie zu sich selbst und nahm einen kräftigen Schluck. Wenn sie es schaffte, die Flasche zu leeren, bevor die Angreifer hier waren, hätte sie vielleicht Chancen, auch diese Schlacht zu überleben.
Am meisten ärgerten sich die Erstklässler. Da gab es endlich einmal etwas Aufregendes und man schloss sie aus, nur weil sie jünger waren als alle anderen. Dabei fieberte doch jeder von ihnen darauf hin, die erworbenen Kenntnisse in Verteidigung gegen die Dunklen Künste endlich einmal anzuwenden. Und Professor Malfoy hatte sich schließlich erst vor vier Tagen lobend über sie geäußert, weil sie so viel wussten.
Ein kleiner Gryffindor baute sich schließlich selbstsicher vor Slughorn auf. „Professor, wir wollen nicht wie dumme, kleine Kinder behandelt werden. Unsere Schule ist in Gefahr, also werden wir auch dabei helfen, sie zu verteidigen."
Slughorn war entsetzt. „Aber... Ihr könnt da nicht rausgehen! Habt Ihr eine Ahnung, was Professor McGonagall mir erzählt, wenn sie erfährt, dass ich das zugelassen habe? Sie macht mich glatt einen Kopf kürzer. Nein, nein, Kinder, dabei stimme ich nicht zu. Soll ich Euch von meinen zahlreichen Bekannten erzählen? Da wäre zum Beispiel..."
Weiter kam er nicht, denn eine kleine Schülerin aus Slytherin hatte ihren Zauberstab gezückt und ihm einen „Stupor" aufgehalst. Der Gryffindor schaute die Hexe fassungslos an.
„Du... hast gerade Euren Hauslehrer geschockt!" Das Mädchen zuckte mit den Schultern. „Na und? Der erholt sich schon wieder und jetzt kann er uns zumindest nicht mehr aufhalten. Außerdem konnte ich ihn noch nie leiden."
Und so fand Minerva McGonagall wenig später zu ihrem großen Entsetzen auch die Erstklässler auf dem Schulhof vor - mit grimmigen Gesichtern und fest entschlossen, ihre Schule zu verteidigen. Zwar wollte die Direktorin die Kleinen augenblicklich in ihr Klassenzimmer zurückschicken, doch es war zu spät.
Furnius Armee hatte Hogwarts eingekreist.
„Jetzt", flüsterte Milli angespannt und deutete zur Decke. Der Mond war soeben in den Schatten der Sonne getreten. Das Ritual konnte beginnen.
Die acht Bruchstücke wurden aneinandergehalten und Harrys geopfertes Blut ließ tatsächlich die Magie des Schildes erwachen. Wie der Tod es vorausgesagt hatte, fügte sich nun Teil an Teil, bis der Schild nach so vielen Jahrhunderten wieder vereint war. Die goldenen Zeichen fügten sich plötzlich zusammen und nun waren es Draco und Hermine, die kurzzeitig die Führung übernahmen. Sie hatten beide „Alte Runen" belegt; Draco, weil er es musste und Hermine, weil sie sich dafür interessierte. Nun würde sich zeigen, was sie gelernt hatten.
„Sieh an, die Direktorin persönlich", gackerte Furnius eiskalte Stimme. „Sie will uns sicher in unserem neuen Heim willkommen heißen, denkst Du nicht auch, mein lieber Cormac?"
McGonagall stieß einen entsetzten Schrei aus, als sie den toten Körper ihres einstigen Schülers sah. Wie sie es vermutet hatte, hatte sich der Todesphönix ohne Zögern auf ihn gestürzt und ihm das Herz herausgerissen. Selbst jetzt, als Geist, sah man noch die Wunde und das silbrige Geisterblut, das daraus floss.
„Mr. McLaggen, was haben Sie getan?!", rief sie aus. „Was haben Sie mit diesem Mörder zu schaffen? Er war noch nicht einmal Ihr Hausgeist!"
McLaggens Geist grinste kalt. „Ich traf meinen Herrn im letzten Jahr während der Schlacht. Alle Welt sprach nur von Harry Potter und Voldemort. Er allein erkannte, dass ich zu Größerem berufen war. Furnius versprach mir, mich zum mächtigsten Zauberer der Welt zu machen, wenn ich ihm helfen würde, nach Hogwarts zu gelangen. Wochenlang lebte er in meinem Körper und leitete mich. Ich wurde Quidditchkapitän und wären mir diese dämlichen Dumblesnapes nicht ständig dazwischen gekommen, wäre ich bestimmt noch Schulsprecher geworden. Dann entdeckten die Dumblesnapes ein Bruchstück des magischen Schildes, ohne zu wissen, welche Macht sie in den Händen hielten. Mein Herr sehnte sich nach dem Schild, immer wieder war er mit meinem Körper in die Bibliothek gegangen, um herauszufinden, an welchem Ort die Unwürdigen den Schatz vor ihm versteckt hatten. Ich versagte und er musste mich bestrafen. Zu schnell wurde er von der Schule verbannt und ich konnte ihm mein Geschenk, die beiden Schildteile, die ich den Dumblesnapes geraubt hatte, nicht mehr geben.
Mein Herr brauchte danach einen neuen Gastgeber. Anstatt erneut meinen Körper zu wählen, entschied er sich für den kleinen, dummen Potterbengel. Dieser erkannte jedoch das unsagbare Geschenk nicht, das die Anwesenheit meines Herrn für ihn war, und vertrieb ihn. Ich machte mich allein auf die Suche und hoffte, dass die Dumblesnapes mir folgen würden. In Cumulus' Grab wollte ich sie überwältigen. Mein Plan war es, sie in die zweite Ebene zu locken, den Schildteil an mich zu reißen und die Brücke über dem Feuer zu zerstören. Ich schlich mich bis zur untersten Kammer. Dort sah ich diesen sonderbaren Vogel und war plötzlich tot. Bevor ich jedoch in der einstürzenden Pyramide begraben wurde, entdeckte Furnius, was ich für ihn getan hatte und nahm mich wieder in seine Schar auf. Und wenn er erst den Schild in seinen Händen hat, werde ich der Oberbefehlshaber über sein Heer sein, ich allein! Dann nehme ich mir, was mir gehört!"
„Wie konnten Sie nur so dumm sein, McLaggen, und einem Mörder seine Lügenmärchen glauben? Sie haben sich selbst zum Handlanger eines Unwürdigen gemacht!", spie die Direktorin aus.
„Wer hier am Ende der Dumme ist, wird sich bald zeigen!", drohte McLaggen und glitt über die Direktorin hinweg zu einem der Fenster. Ein kleiner Hufflepuff hatte jedoch aufgepasst und verhinderte, dass der hasserfüllte Schüler sich Zutritt zum Schloss verschaffte. Wie Milli es ihnen beigebracht hatte, schoss er einen Gefrierzauber in die Luft. Der Geist erstarrte schlagartig und fiel tiefgefroren zu Boden.
„Sehr gut, Mr. Miller", lobte McGonagall den Kleinen, der vor Freude rot anlief. „Einen Gefrierzauber auszusprechen war sehr klug. 10 Punkte für Hufflepuff!"
Aufgrund der starken Übermacht gegen die Angreifer ließ es sich leider nicht verhindern, dass doch einige Geister ins Innere der Schule vordrangen. Ihre Befehle waren eindeutig. Den Schild finden und diejenigen, die ihn bewachten, zu töten. Dafür hatte ihnen Furnius aber auch viel versprochen. Eine Revolution würde stattfinden; von Hogwarts aus würden die Geister ihren Siegeszug starten und die ganze Welt unterwerfen. Denjenigen, der ihm den Schild brachte, würde er zu seinem Obersten Kanzler ernennen und gemeinsam mit ihm herrschen. Eine neue Weltordnung würde entstehen, die Zauberer und Hexen wären nur noch die Körperlieferanten für das regierende Geistervolk. Wer konnte dazu schon Nein sagen?
Hermine und Draco hatten das Rätsel zusammen gelöst und die Inschrift entziffert.
Nervös drückte der Blonde Harry seinen Schmierzettel in die Hand und küsste ihn. Es war allerhöchste Zeit.
Harry las laut die Worte vor, die Draco und Hermine für ihn entschlüsselt hatten.
Vollbring es nun, Du Schild der Macht,
das Opfer wurde dargebracht.
Wenn Dein Herr acht Tote ruft,
um aufzusteigen aus der Gruft,
wenn Leben wiederkehrt zum Leben,
musst Du Dich seinem Wunsch ergeben.
Der Schild begann zu vibrieren und die Edelsteine strahlten von innen heraus. Der magische Moment war gekommen.
„Ich rufe den Stein der Liebe auf, Sirius Black zurückzubringen. Als Pfand lasse ich seine Abneigung gegen Kreacher zurück", sprach Harry. Er hatte sich lange überlegt, was ihn an Sirius am meisten stören würde, wenn er wieder da war. Das Verhalten des Älteren gegenüber dem alten Hauself, der am Ende für Harry und für die Freiheit gekämpft hatte, war ihm ein Dorn im Auge gewesen. Das war eigentlich die Gelegenheit, diese unerwünschte Eigenschaft Sirius' für immer loszuwerden. Mochte der Tod sich mit diesem Pfand erfreuen oder auch nicht, Hauptsache, Sirius war davon befreit.
Es folgte Neville. „Ich rufe den Stein der Kraft auf, Remus Lupin zurückzubringen. Als Pfand lasse ich den Werwolf in seinem Inneren zurück." Sprachlos schauten die anderen ihn an, doch Neville zuckte nur mit den Schultern. Von allen Lehrern, die er in Verteidigung hatte, war Lupin ihm der Liebste gewesen. Er hatte ihn verstanden, ihn gefördert und war der DA zur Hilfe geeilt, als sie in der 5. Klasse im Ministerium von den Todessern angegriffen wurden. Neville hatte es immer bedauert, dass ausgerechnet dieser großartige Mann ein solches Leben führen musste.
Blaise war der Nächste. „Ich rufe den Stein des Mutes auf, Colin Creevey zurückzubringen. Als Pfand lasse ich seine übertriebene Bewunderung für Harry zurück."
„Hey", mokierte sich der Angesprochene. Blaise grinste nur. „Ist auch besser für Dich und Draco, wenn Ihr nicht in jeder erdenklichen Stellung Angst davor haben müsst, geknipst zu werden", zwinkerte er den beiden zu.
Ron konnte es kaum abwarten, bis er an der Reihe war. „Ich rufe den Stein des Vertrauens auf, Fred Weasley zurückzubringen. Als Pfand lasse ich eines seiner Ohren da." Das war nichts Neues, schließlich hatte Ron das schon angekündigt.
Hermine hingegen war die Ruhe selbst. „Ich fordere den Stein der Intuition auf, Nymphadora Tonks zurückzubringen. Als Pfand hinterlasse ich ihre Tollpatschigkeit."
Theo war sehr nervös. Jeder seiner Vorgänger hatte dem Tod ein Pfand hinterlassen, mit dem dieser nichts anfangen konnte, dessen Fehlen das Leben der Rückkehrer jedoch wesentlich erleichtern würde. Worauf konnte Snape wohl am ehesten verzichten? Theo hätte sich am liebsten selbst in den Hintern gebissen, dass er den Tränkemeister nie gefragt hatte. Schließlich schloss er seine Augen und ließ das Bild vor seinen Augen entstehen. Snape im Kerker, mit der üblichen schwarzen Robe, wie er gerade... Genau, das war es!
Theo räusperte sich. „Ich bitte den Stein der Klarheit, Severus Snape zurückzubringen. Als Pfand hinterlasse ich seine Abneigung gegen Gryffindor." Neville, Harry und Ron jubelten laut los, Blaise war etwas verwundert, Milli und Hermine sahen ihn fragend an und Draco war seinem Gesichtsausdruck nach, ein wenig wütend.
„Hättest Du ihm nicht das Dunkle Mal nehmen können?", fragte er seinen alten Freund. „Damit hättest Du ihm das Leben nämlich wirklich erleichtert."
„Nein, Draco. Mir ist nämlich aufgefallen, dass das Mal bei Deinem Vater schon etwas blasser geworden ist im Vergleich zu früher. Das verschwindet also von alleine. Außerdem ist es nicht charakteristisch, weil die Hälfte aller Reinblüter damit rumrennt. Und es schadet bestimmt nicht, wenn die jüngeren Schüler sich nicht vor dem Unterricht fürchten, nur weil sie vielleicht im falschen Haus sind", verteidigte sich Theo.
Milli legte ihm beschwichtigend die Hand auf den Arm. „Draco hat es sicher nicht böse gemeint, Schatz. Trag es ihm nicht nach. Er freut sich doch bestimmt genauso, Snape wiederzusehen wie wir alle."
Theo brummte noch etwas, überließ dann aber Milli das Wort. Die Hexe war sehr unsicher, schließlich hatte sie diesen Dobby nie persönlich kennengelernt. Doch der Hauself stand für alle anderen Hauselfen, die wegen ihr bestraft worden waren. „Ich bitte den Stein des Schutzes, den freien Elf Dobby zurückzubringen. Als Pfand lasse ich seinen Willen zurück, sich selbst zu bestrafen."
Nur noch ein Schildteil war übrig, ein einziger Stein leuchtete noch nicht so strahlend wie die anderen. Draco zitterte ein wenig, heute würde er seinen Fehler von damals endlich wieder gut machen können. „Ich fordere den Stein des Verständnisses auf, Albus Dumbledore zurückzubringen. Das Pfand, das im Reich der Toten bleibt, soll der Fluch sein, den er in seiner rechten Hand trug und der sich auf seinen Körper ausbreitete."
Kaum waren Dracos Worte verklungen, erstrahlte der Schild in einem so hellen Leuchten, dass die Schüler sich geblendet abwenden mussten. Die acht Edelsteine warfen ein letztes Mal ihr buntes Licht in den Raum, ehe sie erloschen. Die Magie, die nach Jahrhunderten freigesetzt wurde, ließ das Zimmer in seinen Grundfesten beben. Der Handel mit dem Tod war perfekt. Erschöpft, aber glücklich fielen sich die Dumblesnape-Schüler in die Arme.
Noch immer kämpften die Geister Hogwarts zusammen mit den vier Lehrern und den tapferen Erstklässlern gegen die Eindringlinge an. Blitze zuckten durch die Luft, und wenn sie die Geisterarmee Furnius' auch nicht verletzen konnten, so hielten sie die Angreifer doch auf. Als die älteren Schüler sahen, mit wie viel Mut und Aufopferung die jüngsten Schüler ihre Schule verteidigten, wollten sie nicht länger zurückstehen. Mit Amuletten, Glücksbringern und den unangenehm riechenden Kräutern bewaffnet, zogen auch sie nach draußen. Slytherin, Hufflepuff, Ravenclaw und Gryffindor kämpften Seite an Seite; diejenigen, die im Schulhof keinen Platz fanden, postierten sich an den Fenstern und wehrten die Armee des Königsmörders ab.
Schließlich kam sogar Slughorn angewalzt; als Hauslehrer Slytherins hatte er ebenfalls zu kämpfen. Wenn selbst die Erstklässler in den Kampf zogen, konnte er sich doch nicht verweigern.
Lucius dankte dem Himmel dafür, dass er die ersten Stunden bei allen Schülern damit verbracht hatte, ihnen beizubringen, wie man den Geist verschließen konnte. Hätte er das nicht getan, wären sie alle bereits das Opfer von Besessenheit geworden. Furnius lieferte sich ein Gefecht mit dem Blutigen Baron; der Hausgeist der Slytherins konnte sich der wütenden Attacken kaum erwehren. Zum Glück hatte er Peeves an seiner Seite, der seinem verhassten Vorgänger genauso übel zusetzte. Ob es nun fair war oder nicht, zu zweit gegen einen Einzelnen zu kämpfen, war dem Poltergeist völlig egal. Es zählte nur das Ergebnis.
Myrte hatte sich mittlerweile zum schockgefrosteten McLaggen hinabgebeugt und keifte ihn wütend an. „Das geschieht Dir ganz recht! Du hast mit mir und meinen Gefühlen gespielt und das verzeihe ich Dir nie!" Um ihre Worte zu verdeutlichen, verpasste sie ihm einige Fußtritte, die zwar ein Mensch nicht spüren würde, ein Geist aber sehr wohl. Durch den Frostzauber war er noch nicht einmal in der Lage, sich zu wehren und Myrtes Rachegelüsten wehrlos ausgeliefert.
Trotz ihres Engagements gerieten die Verteidiger immer mehr in Bedrängnis. Noch immer waren ihnen die Angreifer zahlenmäßig weit überlegen und zu allem Unglück waren die Erstklässler bald ziemlich erschöpft. Besorgt beobachteten die Lehrer während der Kämpfe ihre Schüler und Narzissa war bereits dazu übergegangen, einige der Kleinen ins Schulgebäude hineinzubugsieren, damit diese sich von den Strapazen erholen konnten. Lange würde die Schule nicht mehr standhalten können und McGonagall mochte sich nicht vorstellen, was passieren würde, wenn der Schild in die Hände Furnius' fiel.
Auch sie war schon an ihren körperlichen Grenzen angelangt und nur der Gedanke daran, die Dumblesnapes zu schützen, hielt sie noch aufrecht. Als der Boden unter ihren Füßen zu beben begann, dachte sie zunächst, dass ihr erschöpfter Körper ihr einen Streich spielte und ihr Dinge vorgaukelte, die gar nicht geschahen. Dann hörte sie den entsetzten Schrei Furnius'. Der Nebel war zurückgekommen und legte sich schützend um das Schloss. Und aus der feuchten Luft heraus traten acht Gestalten, von denen die Direktorin geglaubt hatte, sie niemals wiederzusehen.
DU LIEST GERADE
Der Magische Schild - HP FF
AcciónEin Schild ward' geschmiedet aus Silber, mit Gold beringt auf dass er dem Träger Glück im Übermaß bringt. Die königlichen Tugenden zu vereinen, ward er geschmückt mit acht Edelsteinen Der magische Schild, so ward es verheißen, vermag dem Tod 8 Seel...